Das Zusammenleben von Menschen und Löwen im Sambesi-Tal in Simbabwe ist von Konflikten geprägt. Ein gemeinsames Projekt des WWF und der in Simbabwe beheimateten NGO Wildlife Conservation Action (WCA) arbeitet an Lösungen, die den Schutz der Löwen und die Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen vereinen.

Löwen haben bereits etwa 90 Prozent ihres ehemaligen Lebensraums verloren. Aktuelle Prognosen besagen, dass die Löwenbestände in den nächsten zwei Jahrzehnten sogar um weitere 50 Prozent zurückgehen könnten!

Simbabwe – Teil des grenzüberschreitenden Schutzgebietsnetzwerks Kavango-Sambesi (KAZA) – ist eines der wenigen afrikanischen Länder, in denen es noch große Schutzgebiete mit gesunden Löwenpopulationen gibt. Zum Beispiel im Sambesi-Tal.

Die dort lebende Population ist sogar besonders wichtig: Durch ihre Verbindung zu anderen Populationen in der Region wird der Genfluss gesichert und somit die langfristige genetische Gesundheit der Löwenpopulation in diesem Gebiet gewährleistet.

Konflikte zwischen Mensch und Tier

Zerstörtes Weideland durch Trockenheit in Simbabwe
Zerstörtes Weideland durch Trockenheit in Simbabwe © Troy Enekvist / WWF Sweden

Das Sambesi-Tal ist von Hitze und Trockenheit geprägt. Das stellt die Landwirtschaft dort vor große Herausforderungen. Unter diesen harten Bedingungen ist es für die Menschen vor Ort schwierig, ihren Lebensunterhalt mit Viehzucht und Ackerbau zu sichern.

Schlechte Bewirtschaftungsmethoden erschweren ihnen dies zusätzlich: Die Viehherden werden oft nur unzureichend gehütet und die Weideflächen übernutzt. Der Boden laugt aus, und das Weideland wird zerstört. Davon sind nicht nur die Hirtinnen und Hirten und ihre Tiere betroffen, sondern auch die Wildtiere, deren Überleben von intaktem Grasland abhängt.

Konflikte treffen Menschen und Löwen hart

Karte der Region Nyaminyami, die die Nähe der Siedlungen am Matusadona-Nationalpark zeigt
Karte der Region Nyaminyami, die die Nähe der Siedlungen am Matusadona-Nationalpark zeigt © Wildlife Conservation Action

Hinzu kommen die häufigen Konflikte zwischen Menschen und Löwen, von denen vor allem die dünn besiedelte Region Nyaminyami auf der simbabwischen Seite des Sambesi-Tals betroffen ist.

Besonders problematisch ist die Nähe der Siedlungen zum Matusadona-Nationalpark. Viele Dorfbewohner:innen dringen mit ihren Herden in den Park ein, um bessere Weidegründe zu finden und treffen dort auf Wildtiere, darunter auch Löwen. Löwenangriffe auf Vieh sind daher keine Seltenheit.

Oft werden Löwen dann aus Vergeltung getötet – legal durch die Wildtierbehörden oder illegal durch die Dorfbewohner:innen. Die ohnehin fragile Koexistenz zwischen Mensch und Tier wird so weiter strapaziert.

Kooperation zwischen WWF und WCA

Um diese Konflikte zu lösen, starteten der WWF und Wildlife Conservation Action im Oktober 2024 ein Projekt in der Region. Das Projekt ist ganzheitlich und nachhaltig konzipiert. Dabei steht dabei der Schutz der Löwen ebenso im Fokus wie die Verbesserung der Lebensgrundlagen der lokalen Gemeinschaften, die sich das Land mit den Löwen teilen.

Das Projekt verfolgt drei Hauptziele: Geschädigte Landschaften werden durch nachhaltige Land- und Viehwirtschaft regeneriert; die Konflikte zwischen Menschen und Löwen werden reduziert und die Löwen so geschützt; die Gesundheit und die Produktivität des Viehs und somit der Lebensstandard der Menschen werden verbessert.

„Herding for Health“

Viehherde im mobilen, prädatorensicheren Boma
Viehherde im mobilen, prädatorensicheren Boma © Wildlife Conservation Action

Zentrales Element des Projekts ist das nachhaltige Weidemanagement nach dem Modell „Herding for Health“ (H4H). Durch Schulungen und praktische Unterstützung werden die Landwirt:innen in die Lage versetzt, ihre Weideflächen nachhaltig zu nutzen und zerstörtes Grasland zu regenerieren. Dadurch verbessert sich nicht nur die Weidequalität für das Vieh – geschützt wird damit auch der Lebensraum für Wildtiere.

Rund 750 Haushalte im Nyaminyami-Distrikt profitieren von dem Projekt. Fachleute unterstützen die Bewohner:innen bei der Entwicklung individueller Weidemanagementpläne, die sich an den natürlichen Wanderungen historischer Huftierherden orientieren. Durch kontrolliertes Grasen und die Ausscheidungen der Tiere sorgt das nachhaltige Weidemanagement für eine bessere Bodenqualität. Das Ergebnis: Das Grasland erholt sich, und die Tiere werden gesünder.

Um nächtliche Angriffe von Löwen zu vermeiden, werden die Tiere in mobilen, prädatorensicheren Bomas (Viehgehege) untergebracht. Tagsüber sorgen geschulte Hirtinnen und Hirten dafür, dass die Herden zusammenbleiben, um das Risiko von Angriffen zu minimieren.

Ganzheitlich und innovativ

Das Projekt zeigt, wie eine ganzheitliche Herangehensweise, innovative Strategien und gemeinschaftliches Engagement Konflikte lösen können, wie sich degradierte Lebensräume erholen und die Lebensbedingungen der Menschen sich nachhaltig verbessern können. Es ist ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft der Menschen und der Natur in Nyaminyami.

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