Erfolgreicher Löwenschutz im Süden Afrikas: Kaum ein Bild ist wohl so ermutigend für Naturschützer:innen im Süden Afrikas, wie ein Haufen junger Löwenkinder, die abenteuerlustig durch die weite Ebene der Savanne tollen. Ein Anblick, der in der Region inzwischen wieder häufig vorkommt, denn die Löwenbestände haben sich erholt. Auch Dank intensiver Schutzbemühungen und der engen Zusammenarbeit mit der Bevölkerung.

Der Erfolg ist nicht selbstverständlich, sondern der guten Naturschutzarbeit in der rund 250 Kilometer entfernten Mudumu-Landschaft in der Sambesi-Region im Nordosten Namibias geschuldet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Löwenbestände haben sich seit 2016 gut erholt und sind stabil! Zwischen 60 und 72 Tiere verteilen sich hier inzwischen auf sieben Löwenrudel. Das war nicht immer so.

2012 = 1 Löwe, 2020 = 72 Löwen

Rinder in traditionellem Kraal © Gareth Bentley / WWF-US
Rinder in traditionellem Kraal © Gareth Bentley / WWF-US

In dem Gebiet kam es in der Vergangenheit jahrelang zu Mensch-Wildtier-Konflikten, in deren Folge viele Löwen getötet wurden. 2012 waren die Verluste von Nutztieren durch Risse von Wildtieren so hoch, dass Löwen sogar zielgerichtet im Auftrag der Regierung abgeschossen wurden. Damals überlebte nur ein einziger Löwe im Gebiet. Besonders vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Zahlen ermutigend.

Es ist nicht einfach für die zahlreichen Familien in KAZA, mit einer Vielzahl von Wildtieren zusammenzuleben. Wenn Elefantenherden die Ernte zertrampeln oder Löwen in der Nachbarschaft Nutztiere reißen, kann die Koexistenz zwischen Menschen und Wildtieren bedrohliche Folgen für beide Seiten haben. Vor allem, wenn die Bevölkerung immer weiter wächst und in Gebiete vordringt, die bislang ausschließlich den Wildtieren vorbehalten waren.

So funktioniert ein friedliches Miteinander von Mensch und Löwe

Gemeinsam mit Lise Hanssen setzt sich der WWF Deutschland für das Gelingen einer friedlichen Koexistenz von Löwen und Menschen ein. Das Video gibt spannende Einblicke in die Arbeit.

Zäune schützen das Vieh – und am Ende auch die Löwen

Farmer in Kaza mit einem mobilen Zaun © Lise Hanssen / WWF
Farmer in Kaza mit einem mobilen Zaun © Lise Hanssen / WWF

Vier Jahre später startete der WWF seine Unterstützung für ein lokales Projekt unseres Partners Kwando Carnivore Project, das vor allem auf zwei Säulen beruht: Auf der einen Seite soll der Einsatz mobiler, undurchsichtiger Zäune Löwen davon abhalten, Nutztiere zu reißen. Die Idee: Wenn Löwen das Vieh nicht gut sehen können, werden sie es auch nicht so schnell angreifen. Die mit Leichtmetallstangen verbundenen Plastikplanen können außerdem von den Bauern leicht abgebaut und an anderer Stelle neu errichtet werden. Aber auch auf statische Kraals mit fest im Boden verankerten Holzpfosten und einem stabilen Maschendrahtzaun, setzen der WWF und das Kwando Carnivore Project beim Löwenschutz.

Um die Erntereste zu nutzen, treiben die Bäuerinnen und Bauern ihre Kühe auf die abgeernteten Felder, wo diese circa zwei Woche verbleiben. Mit den mobilen Zäunen werden sie nachts vor Raubtierüberfällen geschützt. Gleichzeitig düngen sie die Felder und bringen so extrem wichtige Mineralien für die folgende landwirtschaftliche Saison in den Boden ein. Dies erhält die Bodenfruchtbarkeit und ermöglicht eine längere Nutzung der kargen Böden und Felder. „Der Effekt der mobilen Zäune ist demnach dreifach: Die undurchsichtigen Planen schützen die Nutztiere fast hundertprozentig. Gleichzeitig verbessert sich die Fruchtbarkeit der Flächen. Das führt zu höheren Ernten und somit zu einer verbesserten Akzeptanz der Löwenpopulationen in der Nähe der betroffenen Bevölkerung“, sagt Brit Reichelt-Zolho vom WWF Deutschland. „Gleichzeitig können die Felder länger genutzt werden und es muss weniger Savannenwald gerodet werden. Das erhält den Lebensraum der Wildtiere in KAZA.”

Zum anderen werden aus den lokalen Gemeinden Löwenwächter:innen ausgebildet. Sie schulen die Bäuerinnen und Bauern im Löwenschutz und deren Wert für die Natur und den Tourismus. Sie beobachten, wo sich die Löwen aufhalten, gehen Sichtungen nach und verjagen sie auch manchmal. Außerdem kontrollieren sie die Viehherden, dokumentieren Viehverluste und helfen beim Bau und der Wartung von Kraals. Namibia baut dazu zur Zeit ein System auf, das die Gemeinden profitieren lässt, wenn sie die Löwen am Leben lassen. Das fördert Strukturen, die den Ökotourismus anziehen und spült Geld in die Gemeindekassen. Alle Aktivitäten werden immer in Absprache mit den lokalen Partnern und der Bevölkerung geplant und umgesetzt, denn die Akzeptanz der Maßnahmen in der Gemeinde ist der Schlüssel zu einem konfliktarmen Nebeneinander von Mensch und Wildtieren.

Sender helfen, die Wanderrouten nachzuvollziehen

Löwen verlassen im Alter von zwei bis drei Jahren ihr Rudel und suchen neue Gebiete auf. Durch die Besenderung mehrerer junger Löwen in der Sambesi-Region konnten ihre Wege gut nachvollzogen werden. Daher wissen wir auch, dass die Väter der Löwenjungen im Bwambwata-Nationalpark ursprünglich aus der Sambesi-Region kommen. Daten wie diese helfen herauszufinden, was für die Korridore getan werden muss, die die Schutzgebiete miteinander verbinden und von vielen Wildtieren auf ihren Wanderungen genutzt werden. Denn häufig werden Mensch-Tier-Konflikte genau in diesen Grenzbereichen der Nationalparks gemeldet.

Der Löwenschutz wird gut angenommen und ausgebaut

Im September 2020 wurden im Sioma Ngwezi Nationalpark, im sambischen KAZA-Gebiet, vier neue Löwen besendert, zwei Weibchen und zwei Männchen. Ihre Bewegungsdaten liefern seitdem viele neue Erkenntnisse über das Verhalten der Löwen in diesem Gebiet. Zum Beispiel konnten wir beobachten, dass sich die Vier hauptsächlich im Nationalpark und nicht in der Nähe der menschlichen Siedlungen aufhalten. Die Daten lassen zudem Rückschlüsse auf die Größe ihrer Territorien zu, die im Durchschnitt 2.100 Quadratkilometer betragen.

Dass Löwen nicht an Landesgrenzen stoppen, ist nicht nur intuitiv nachvollziehbar, sondern wird auch anhand der Bewegungsdaten einmal mehr deutlich: Nicht nur diese vier Löwen überquerten die Grenze zwischen Sambia und Namibia, sondern 71 Prozent der bisher besenderten 35 Löwen in KAZA ebenfalls.

Und noch etwas zeigen die intensiven Beobachtungen von Löwen in dieser Region: Mit derzeit 46 Löwen in vier verschiedenen Rudeln ist die ökologische Tragfähigkeit in zwei Gebieten im Nordosten Namibias fast erreicht: im Bwabwata Nationalpark und im so genannten Mudumu-Schutzgebietskomplex, bestehend aus Nationalparks, Gemeindeschutzgebieten und Gemeindewäldern am Kwando-Fluss. Es leben dort jetzt mehr Löwen als vor dem dramatischen Einbruch der Population im Jahr 2013. Dieser erfreuliche Trend ist vor allem Folge einer Reihe erfolgreicher Schutzmaßnahmen der letzten acht Jahre: dem Bau von insgesamt 170 löwensicheren Nutztierzäunen in der Sambesi-Region, der Unterstützung von Wildhütern in Konfliktsituationen und der intensiven Zusammenarbeit mit den Gemeinden. All das hat dazu geführt, dass die Zahl der jährlich von Löwen getöteten Rinder in der Mudumu-Landschaft um etwa 90 Prozent zurückgegangen ist und sich die Toleranz der Gemeinden gegenüber Löwen dadurch erhöht hat.

So helfen Sie den Löwen

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