Das Dzanga-Sangha-Schutzgebiet gehört zu den wichtigsten Ökoregionen der Welt, hier leben seltene und stark gefährdete Arten wie der Westliche Flachlandgorilla und der Afrikanische Waldelefant. Wegen ihrer unersetzbaren Bedeutung für den Naturschutz wurde die Region zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt. Dennoch bedroht Wilderei das Schutzgebiet. Mehr als 100 Ecoguards setzen sich rund um die Uhr für den Schutz der Wildtiere ein – und erhalten dafür eine maßgeschneiderte Weiterbildung in Theorie und Praxis.

Getarnter Ecoguard im Dschungel in Dzanga-Sangha © Aaron Porter
Getarnter Ecoguard im Dschungel in Dzanga-Sangha © Aaron Porter

Es ist tiefste Nacht im Dzanga-Sangha-Schutzgebiet im Südwesten der Zentralafrikanischen Republik (ZAR). Von Stille kann jedoch keine Rede sein: Pünktlich zur Abenddämmerung haben Insekten und Frösche ihr Konzert begonnen und immer mehr Tiere stimmen in den Chor des Regenwaldes ein. Ihre Rufe und Laute sind die ganze Nacht über zu hören. Waldelefanten und andere nachtaktive Tiere streifen im Dunkeln durchs Unterholz – erst zum Morgen hin wird es ruhiger. Dann hört man nur noch vereinzelt die markanten Schreie der schwarz-weißen Stummelaffen in den Baumkronen. So beschreibt Aaron Porter das einzigartige Erlebnis nachts im Regenwald. „Wir müssen uns sehr gut überlegen, wo wir unsere Hängematten aufspannen, damit wir nicht von Totholz getroffen werden, das von den riesigen Bäumen herabfällt.“

Aaron arbeitet für die Organisation Chengeta Wildlife und bildet die Ecoguards des Dzanga-Sangha-Schutzgebiets in der Praxis aus. Die Weiterbildung vermittelt umfassende Kenntnisse in Fährtenlesen, Auskundschaften, Orientierung, Kommunikation, Konfliktmanagement, Menschenrechte, Vorgehen bei Verhaftungen, Gemeindearbeit und Erste Hilfe.

Ohne Theorie geht nichts – und ohne Fitness auch nicht

Jeden Morgen um sechs Uhr geht es los: Mit einem harten Training, denn ohne körperliche Fitness ist der Job der Ecoguards nicht zu machen. Um Kraft, Ausdauer, Flexibilität, Gleichgewicht und Koordination parallel zu fördern, ist jede Trainingseinheit anders aufgebaut – schließlich müssen die Ecoguards 4.600 Quadratkilometer äußerst unwegsames Gelände vor Wilderer:innen schützen.

Den theoretischen Teil der Weiterbildung, der auch eine grundlegende Menschenrechtsschulung enthält, haben alle Wildhüter:innen des Dzanga-Sangha-Schutzgebiets bereits absolviert. Im Frühjahr 2021 konnte die Weiterbildung endlich wieder aufgenommen werden: In einem zweiten Teil setzen die Ecoguards das im Klassenzimmer erworbene Fachwissen auch in Feldübungen und schließlich auf echten Patrouillen praktisch um; bereits über 40 Wildhüter:innen haben beide Module durchlaufen.

Den Dickhäutern auf der Spur

Ecoguards in Dzanga-Sangha © Nuria Ortega / WWF
Ecoguards in Dzanga-Sangha © Nuria Ortega / WWF

Während der dreitägigen Patrouille legen die Trainingsteilnehmenden immer wieder kurze Lauschpausen ein und versuchen, sich möglichst gut an die Umgebung anzupassen. Gelingt es ihnen dabei, beispielsweise Gorillas zu beobachten, ohne dass die Tiere merken, dass sich in unmittelbarer Nähe Ecoguards befinden, ist das ein erstes Highlight. Ein weiteres Highlight der Patrouille sind die sogenannten Bais. Diese sumpfigen Waldlichtungen sind wichtige Treffpunkte für die Waldelefantenfamilien. „Die Chancen stehen gut, dort an den Wasserstellen Dickhäuter beobachten zu können, wie sie sich mit mineralischer Erde versorgen“, freut sich Aaron.

Zum Abschluss des Trainings ermitteln die Ecoguards auf einem ein Kilometer langen Dschungelparcours ihre individuelle Bestzeit: Zu dem Parcours gehören ein Fluss- und ein Hürdenlauf, sie müssen Hügel erklimmen, 20 Meter durchs Unterholz kriechen und viele andere natürliche Hindernisse wie riesige Wurzeln und umgestürzte Bäume überwinden – Herausforderungen, die zum täglichen Brot der Wildhüter:innen gehören, denn sie setzen sich mit Haut und Haar für den Schutz der Natur ein.

So können sie helfen:

  • Wald im Dzanga-Sangha Schutzgebiet © Andy Isaacson / WWF-US Weltnaturerbe im Regenwald

    Seit über 20 Jahren ist der WWF Deutschland im Dzanga-Sangha-Gebiet, dem Zentralafrikanischen Teil des Weltnaturerbes, aktiv. Weiterlesen...

  • Bonobo Jungtier im Baum © Karine Aigner / WWF USA Kongobecken

    Die Artenvielfalt der Region ist einzigartig: Die Kongo-Regenwälder beheimaten über 400 Säugetierarten, mehr als 1.000 Vogelspezies und wahrscheinlich über 10.000 Pflanzenarten. Weiterlesen ...