Anfang November 2023 brach das Pantanal traurige Rekorde: Fast 4.000 Brände verzeichnete das Biotop in Südamerika bereits in den ersten 20 Novembertagen. Das sind etwa neun Mal so viele wie im Monatsdurchschnitt der letzten 25 Jahre, der bei 442 Bränden liegt.

Mehr als 1,2 Millionen Hektar des Bioms (=Ökosystem) wurden von den Feuern vernichtet, dreimal so viel wie im gesamten Jahr 2022, so das Labor für Umweltsatellitenanwendungen (Lasa) an der Universität von Rio de Janeiro (UFRJ). Die Brände waren so heftig, dass in den Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul der ökologische Notstand ausgerufen wurde.

Grund für die außergewöhnlichen Brände ist die diesjährige extreme Trockenheit im Pantanal, die durch einen besonders starken El Niño angeheizt wurde. Mittlerweile sind die Brände unter Kontrolle, aber die Sorge ist groß, dass sie in Zukunft immer wieder so heftig ausbrechen und auch dann auftreten, wenn sich die Feuersaison eigentlich dem Ende zuneigt.

Das Pantanal

Das Pantanal ist das größte Binnenland-Feuchtgebiet der Erde und liegt im Herzen Südamerikas. Aufgrund seiner globalen ökologischen Bedeutung wurden kleine Teile des Pantanal in Brasilien im Jahr 2000 zum Weltnaturerbe erklärt, denn eine Vielzahl von Tieren und Pflanzenarten ist ausschließlich in dem Feuchtgebiet zwischen Bolivien, Paraguay und Brasilien beheimatet. Das Pantanal besteht aus scheinbar endlosen Kilometern überfluteten Gras- und Feuchtlandschaften. Erfahren Sie mehr ...

Trockenheit sorgt für sprunghaften Anstieg

Feuer im Pantanal © naturepl.com / Bence Mate / WWF
Feuer im Pantanal © naturepl.com / Bence Mate / WWF

In der Vergangenheit kam es im Pantanal vor allem zwischen August und Oktober zu Waldbränden, mit einem Höhepunkt im September. Doch in diesem Jahr gab es im November mehr Brände als in jedem anderen Monat – und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der eigentlich ein Rückgang der Brände erwartet wurde.

Bis September 2023 gab es im Pantanal außergewöhnlich wenige Brände, doch mit Beginn der Trockenzeit im Oktober stieg die Zahl an und erreichte im November ihren traurigen Höhepunkt. An einem einzigen Tag, dem 17. November 2023, wurden im Pantanal 782 Brände gezählt – im Vorjahr waren es 201. Die Zahlen stammen aus dem Queimadas-Programm des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE).

Erinnerungen an die Brände 2020

Die diesjährigen Brände wecken schreckliche Erinnerungen an das Jahr 2020. Damals wüteten die schlimmsten Brände in der Geschichte des Pantanals. Fast 30 Prozent der gesamten Vegetation wurden damals vernichtet, mindestens 17 Millionen Wirbeltiere kamen in den Flammen um. Auslöser dieser dramatischen Brandsaison war eine extreme Dürre, die durch die Klimakrise noch verschärft wurde.

Trockenheit und Waldbrände gehören zur natürlichen Dynamik des Pantanal. Sein Gleichgewicht hängt vom Wechsel zwischen Überschwemmungs- und Dürreperioden ab. Arten, die in der Regenzeit gedeihen, haben Strategien, um die Trockenzeit zu überleben und den verlorenen Raum schnell zurückzugewinnen, wenn die Brände aufhören und der Regen wieder einsetzt.

Dieser natürliche Kreislauf könnte jedoch empfindlich gestört werden, wenn die Brände mehrere Jahre hintereinander so intensiv wüten wie im Jahr 2020. Angesichts der Klimakrise ist dies ein sehr reales Szenario.

Sofortmaßnahmen des WWF Brasilien

Feuerwehrleute des Militärs bei Waldbränden in 2019 © Rafael de Castro Bento / WWF-Brazil
Feuerwehrleute des Militärs bei Waldbränden in 2019 © Rafael de Castro Bento / WWF-Brazil

Aus diesem Grund hat der WWF-Brasilien im Jahr 2020 eine Sofortmaßnahme zur Ausbildung und Strukturierung von Gemeindefeuerwehren im Pantanal gestartet. „Die lokalen Gemeinden waren nicht darauf vorbereitet, auf so heftige Brände zu reagieren. Es war klar, dass es dringend kommunale Feuerwehren braucht, um schnell reagieren zu können“, sagt Osvaldo Barassi Gajardo, Naturschutzexperte beim WWF Brasilien.

Gemeinsam mit der lokalen Nichtregierungsorganisation Ecoa, die an der Ausbildung lokaler Feuerwehren beteiligt war, entwickelte der WWF Brasilien eine Strategie zur Bekämpfung der Brände. Wichtigster Punkt: Die Flammen sollen frühzeitig bekämpft werden, damit sich die Brände nicht zu großflächigen Waldbränden ausweiten.

„Wir haben 20 Gemeindefeuerwehren in verschiedenen Teilen des Pantanals umfassend geschult und ausgerüstet. Sie erhielten Schutz- und Brandbekämpfungsausrüstung und wurden in Zusammenarbeit mit Ausbildern von PrevFogo-Ibama geschult. Viele von ihnen sind immer noch aktiv und haben auch im November 2023 den Kampf gegen die Brände unterstützt.“

Osvaldo Barassi Gajardo, Naturschutzexperte beim WWF Brasilien

Starke Partner im Pantanal

Bei seiner Arbeit im Pantanal setzt der WWF Brasilien auf die Unterstützung lokaler Partner:innen. „Es ist wichtig, dass die Menschen vor Ort führende Rollen übernehmen“, sagt Cyntia Cavalcante Santos, Conservation Analyst beim WWF Brasilien. 

„Unsere Priorität ist es, lokale Institutionen und Organisationen zusammenzubringen, und den Menschen, die in der Region leben, Gehör zu verschaffen“, so Cyntia Cavalcante Santos, die im Rahmen der Strategie des WWF Brasilien als Vermittlerin für die Pantanal-Region fungiert.

Strategien für den Pantanal

Das Gebiet Tres Gigantes im Pantanal von oben © Gianfranco Mancusi / WWF-Brazil
Normalerweise ein Feuchtgebiet: Das Pantanal (hier ein Blick auf "Tres Gigantes" in Paraguay) @ Gianfranco Mancusi / WWF-Brazil

Der WWF Brasilien ist aber auch in verschiedenen Arbeitsgruppen und Gremien aktiv, unter anderem im Feuerkomitee des Bundesstaates Mato Grosso do Sul. „Dieser Ansatz, an mehreren Fronten zu arbeiten, ist wichtig“, betont Cyntia Cavalcante Santos. Denn die Bedrohungen für das Pantanal sind vielfältig: Zu den Bränden kommen Landnutzungsänderungen mit Abholzung und Umwandlung der ursprünglichen Landschaft sowie Erosion und Sedimentation in den Oberläufen der Flüsse.

Entsprechend breit gefächert ist die Strategie, die der WWF Brasilien im Pantanal verfolgt: Der WWF arbeitet dort an Nothilfemaßnahmen – einschließlich der Unterstützung kommunaler Feuerwehren –, Infrastruktur, Schutzgebieten, Artenschutz, Renaturierung und rechtlichen Rahmenbedingungen.

„Alle Bereiche gehen Hand in Hand, nur so können wir die verschiedenen Bedrohungen des Pantanals wirksam bekämpfen und dieses einzigartige Biom erhalten“, so Cyntia Cavalcante Santos.

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