Sie leben im Amazonas – und sie sind viele. Immer wieder haben die Brasilianische Regierung und die starke Agrarlobby versucht, ihre Stimmen zu unterdrücken. Nun werden sie gemeinsam laut: Indigene und andere traditionelle Gemeinschaften bilden eine neue, große Bewegung für den Regenwald. Allen voran viele Jugendliche, die in den Sozialen Medien zum Schutz ihrer Heimat Amazonien aufrufen. Möglich wird das auch durch den WWF.
Die jungen Stimmen Amazoniens
Txai Suruí hat es geschafft und mit ihrem Kampf um den Regenwald eine breite Öffentlichkeit erreicht. Der indigenen Aktivistin, die Social Media geschickt nutzt, folgen über 130.000 Menschen auf Instagram. Inzwischen spricht sie auf internationalen Podien wie der UN-Klimakonferenz. „Brasilien erlebt einen historischen Moment“, sagt Txai Suruí, die aus dem brasilianischen Amazonasgebiet an der Grenze zu Bolivien stammt, und fordert Verantwortung für die Natur.
Damit ist sie längst nicht mehr alleine. Weiter nördlich kämpft im brasilianischen Bundesstaat Acre die junge Raiara Barros für das gleiche Ziel, den Erhalt ihrer Heimat Amazonien.
In der Tradition der Kautschukbewegung
„Ich lebe an einem paradiesischen Ort und möchte, dass die Welt von dem Reichtum der Natur erfährt, den wir hier haben.“ Raiara ist keine Indigene. Sie stammt aus einem Schutzgebiet, das Brasiliens traditionelle Kautschukzapfer einst für den Erhalt der Regenwälder erfochten haben.
Die 18-Jährige tritt in die Fußstapfen ihres Vaters Raimundo, bis heute Umweltaktivist, früher Kautschuksammler und enger Verbündeter von Chico Mendes, jenem Naturschutzpionier und Anführer der Kautschukbewegung, der für sein Engagement für den Regenwald ermordet wurde.
Enormes Potential
Starke zivilgesellschaftliche Organisationen und soziale Bewegungen prägen Brasilien seit jeher. Doch in den Regenwäldern waren die Aktivist:innen bislang zu wenig untereinander vernetzt. Immer wieder wurden ihre Rechte untergraben und ihre Stimmen geschwächt.
Das Wissen der indigenen und traditionellen Gemeinschaften ist wertvoll und hat großes Potential. Gemeinsam entwickeln wir Strategien, um die Entscheidungsfindung in Amazonien zugunsten der biologischen Vielfalt und des Wohls der Bevölkerung zu beeinflussen. Der WWF hilft lokalen Basisorganisationen und Aktivist:innen, sich zu vernetzen und schult sie in der in der Öffentlichkeitsarbeit, der Produktion audiovisueller Medien und der Verbreitung auf Social Media.
Ein Ergebnis und enormer Erfolg ist die Aliança das Amazônias, eine historische Widerstandskampagne zum Schutz des Amazonas, der sich bis heute hunderte Graswurzel-Bewegungen angeschlossen haben.
„Indigene Völker sind nicht nur Bewahrer ihrer Kulturen, sondern entscheidende Verbündete im Schutz der letzten Regenwälder und des Klimas. Der WWF steht an ihrer Seite, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen in Politik und Gesellschaft endlich Gehör finden.“
Aus allen Ecken laut werden gegen die Zerstörung des Amazonas
Eine fast 1.000 Kilometer lange Eisenbahnlinie mitten durch den Regenwald, durch Schutzgebiete und indigene Territorien, um Soja zu transportieren? Nein danke, sagen diejenigen, die direkt davon betroffen sind und bemalen symbolisch die Gesichter der Planenden mit traditioneller Pflanzenfarbe. Auf einem Kongress zum Eisenbahnbau legen Indigene nachdrücklich ihre Gegenargumente dar und erreichen per Video die Öffentlichkeit.
„Wir Menschen aus dem Norden Brasiliens sind auch dabei“, meldet sich eine andere Gruppe auf Instagram zu Wort. „Wir hüten das Heilige Land. Wir sind Amazonier:innen! Wir suchen Heilung für unsere Menschen und unsere Erde.“ Die Gruppe besteht aus Indigenen vom Volk der Macurap, aus Kautschukfamilien und aus Quilombolas, den Nachfahren schwarzer Sklaven im Brasilien unter portugiesischer Kolonialherrschaft, die seinerzeit in die Wälder geflohen sind. Alle sind sie vereint unter dem gleichen Ziel.
„Wir sind das Wasser und der Wald“
„Es ist wichtig zu zeigen, dass wir alle vereint sind, sowohl in den Städten als auch in den Wäldern, unabhängig von künstlichen Landesgrenzen. Wir sind das Wasser, wir sind der Wald! Die Gemeinschaften des Amazonas können nicht länger ignoriert werden“. Jefferson Macurap, Vertreter der indigenen Jugend Brasiliens hofft, dass sich noch viel mehr Menschen und Gruppen der neuen Bewegung anschließen werden, um endlich Perspektiven für den Amazonas zu schaffen, allen voran auch Frauen und Jugendliche.
Die Aktivist:innen und Basisbewegungen sollen ihre Sichtweise, ihre Argumente und ihr Wissen in aussagekräftigen Erzählungen an die Öffentlichkeit tragen können, um Entscheidungsfindungen rund um den Amazonas zu beeinflussen. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen veranstaltet der WWF deshalb große Workshops mit hunderten Teilnehmer:innen.
Starke Wurzeln nutzen, um Gegenwart zu gestalten
„Es ist an der Zeit, unsere Wurzeln zu verbinden und die Gegenwart zu gestalten!“, so das Motto der neu entstandenen Widerstandsbewegung Aliança das Amazônias.
Kultur, Bräuche und Lebensweise der traditionellen Gemeinschaften im Amazonas sollen – auch von jungen Menschen aus ihren Reihen selbst – wieder mehr wertgeschätzt werden und einen wichtigen, lauten, gemeinsamen Grund bilden zum Schutz des Amazonas und zur Verteidigung der Rechte indigener und traditioneller Völker. In Zukunft ebenfalls über die brasilianischen Landesgrenzen hinweg und abgesehen von der Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel durch das Bekleiden politischer Ämter.
All diese Ziele unterstützt der WWF vor Ort aktiv. Denn nicht nur die indigene Influencerin Txai Suruí weiß und betont es in ihrer Rede auf der UN-Klimakonferenz: „Die Erde sagt uns, dass wir keine Zeit mehr haben!“
- Gemeinsam für den Wald: Indigene Territorien schützen
- Amazonien