Ursprünglich stammt die Kakao-Pflanze aus dem Amazonas-Gebiet. Doch auf dem Weltmarkt spielen die Länder Südamerikas eher eine kleine Rolle. Dabei wird hier nicht nur Kakao von besonderer Qualität angebaut, auch das Potential für nachhaltigen Anbau ist groß. In der aktuellen WWF-Studie „Zwischen Edelkakao und Massenware – die Entwicklung des Kakaoanbaus in Ecuador“ wird dieses Potential und die Lieferkette des Kakaos aus Ecuador näher untersucht.

Agroforstsysteme ist für den Kakaoanbau optimal © WWF
Agroforstsysteme ist für den Kakaoanbau optimal © WWF

Bereits 3.300 Jahre v. Chr. wurden in Ecuador erste Spuren der Kakao-Bohne entdeckt. Und auch heute noch spielt Kakao in Ecuador eine wichtige Rolle. Der Anbau ist Teil der Kultur und Lebensgrundlage für tausende Familien. Der traditionelle Anbau in so genannten Agroforstsystemen war lange weit verbreitet. Hierbei wird Kakao gemeinsam mit anderen Holz- und Obstbäumen sowie Sträuchern und Pflanzen angebaut.

Derartige Systeme bringen viele weitere Vorteile: sie sind widerstandsfähiger, können Kohlenstoff binden und nutzen Ressourcen wie Wasser, Licht und Nährstoffe effizienter. Zudem bieten sie Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Mit dem Aufkommen neuer Kakao-Sorten hat sich das jedoch geändert.

Hybridkakao: Viel Ertrag – auf Kosten der Natur

Ecuador baut laut eigenen Angaben zu 75 Prozent so genannten „Edelkakao“ der Sorte „Arriba Nacional“ an (FFC, Fine or Flavour Cocoa). Marktbeobachter:innen gehen jedoch davon aus, dass der Anteil des Edelkakaos mittlerweile aufgrund der schnellen Ausbreitung der Hybridsorte CCN 51 deutlich geringer ist.

Was ist Edelkakao?

Die Definition von Edelkakao ist nur vage. Die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) legt zwar Leitlinien fest, nach denen der Kakao als FFC eingestuft werden kann, allerdings beziehen diese neben der Genetik weitere Kriterien wie die Nacherntebehandlung, den Geschmack und sogar den erzielten Preis mit ein.

CCN 51 gilt nicht als Edelkakao, die neue Züchtung ist resistenter gegen Krankheiten, sie ist hitzeresistenter und ermöglicht deutlich höhere Erträge als die älteren Sorten. Viele Kleinbäuer:innen sehen in der Nutzung von CCN 51 das Potenzial, ihr Einkommen zu steigern. Im Gegensatz zur traditionellen Kakaosorte „Arriba Nacional“ verträgt CCN 51 außerdem direkte Sonneneinstrahlung und kann somit in einer Monokultur angebaut werden. Und so ist der Hybridkakao auch auf großen Plantagen weit verbreitet.

Durch die verstärkte Ausbreitung von der Hybridsorte CCN 51 wird immer mehr Kakao in einem System der Monokultur angebaut. Kurzfristig mag ein derartiges System hohe Erträge bringen, langfristig werden jedoch die Böden ausgelaugt und es gibt keinen Raum für Artenvielfalt.

Entwaldungsfreie Produktion in Ecuador

Ecuador ist ein vielfältiges Land mit vier unterschiedlichen Regionen: der Küste, dem Hochland, dem Amazonasgebiet und den Galapagosinseln. Jede Region beherbergt wichtige Ökosysteme, wie Wälder oder Graslandschaften, und zahlreiche einzigartige Tier- und Pflanzenarten. Allerdings sind diese Ökosysteme bedroht und große Teile, insbesondere an der Küste, bereits landwirtschaftlichen Anbauflächen gewichen. Denn hier, in Ecuadors Küstenregion wird besonders viel Kakao angebaut – dafür wurden bereits große Teile der Waldfläche abgeholzt.

74 Prozent der Waldfläche Ecuadors befinden sich im Amazonasgebiet. Um weitere Entwaldung zu verhindern, arbeitet die ecuadorianische Regierung derzeit an der Einführung eines nationalen Programms und einer landesweiten Zertifizierung für „nachhaltige und entwaldungsfreie Produktion“.

Hierbei werden Maßnahmen erarbeitet, um die Anbausysteme effizienter zu gestalten und degradierte Flächen zu nutzen, damit der Druck auf die natürlichen Ressourcen verringert wird, beispielsweise durch landwirtschaftliche Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung von guten landwirtschaftlichen Praktiken. 2022 wird ein konkreter Vorschlag zur Umsetzung auf nationaler Ebene erwartet. Dieser baut auf bestehenden Pilotprojekten auf, die in unterschiedlichen Regionen durchgeführt wurden.

WWF-Projekt unterstützt nachhaltigen Kakao-Anbau

Dass sich Kakaoanbau und Regenwaldschutz vereinbaren lassen, zeigt das gemeinsame Projekt von WWF Deutschland und WWF Ecuador „Indigenous Amazonian Chakras, leading the way for a sustainable cocoa supply chain“. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt und von der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) gefördert. 

Mit dem Projekt unterstützt der WWF indigene bäuerliche Kooperativen in der Provinz Napo, die ihren Kakao im traditionellen Chakra-Agroforstsystem anbauen. Ziel ist es, diese Anbauweise zu erhaltenund die alten Kakaosorten wie Arriba Nacional zu erhalten, die Qualität des Kakaos zu steigern, die Existenzgrundlage und den Marktzugang der Familien zu verbessern und dabei gleichzeitig den Regenwald zu schützen sowie die Artenvielfalt zu erhalten.

In dem Projekt wird außerdem im Rahmen des nationalen Ansatzes zur Schaffung einer entwaldungsfreien Produktion gemeinsam mit den Kooperativen das von PROAmazonía entwickelte Rückverfolgbarkeitssystem pilotiert und der politische Prozess vorangetrieben und unterstützt.