Schokolade zu produzieren, ohne dafür Regenwald zu zerstören oder Menschen auszubeuten, ist möglich. Wie? Mit einer Anbauweise für Kakao, die den Regenwald und dessen Artenvielfalt schützt – und mit Transparenz und Rückverfolgbarkeit in jedem einzelnen Produktionsschritt. Ein WWF-Pilotprojekt in Ecuador zeigt, wie die Zukunft des Kakaoanbaus aussehen kann.

Brandrodung im Amazonas © Araquém Alcântara / WWF Brazil
Brandrodung im Amazonas © Araquém Alcântara / WWF Brazil

Tief im Regenwald des Amazonasbeckens hat die Kakaopflanze ihren Ursprung. Bereits seit Jahrhunderten wird sie in Ecuador angebaut. Heute hat sich der Kakaoanbau jedoch weit von seinen Wurzeln entfernt.

Um den Hunger nach Schokolade zu stillen und Platz für Kakaoplantagen zu schaffen, wurden bereits drei Millionen Hektar Regenwald abgeholzt. Trotz dieser dramatischen Zerstörung wissen die wenigsten Verbraucher:innen, dass die Schokoladenprodukte in unseren Supermärkten eng mit dem Verlust von Artenvielfalt und unberührter Natur verknüpft sind.

„Wir müssen uns um die Wälder kümmern. Wenn wir sie abholzen, werden wir krank.“

Lucia Aguinda, Kichwa-Kleinbäuerin

Das Wissen der Vorfahren lebendig halten

Lucia Aguinda ist Kichwa Kleinbäuerin in Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Lucia Aguinda ist Kichwa Kleinbäuerin in Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Für Lucia Aguinda ist das Leben im Einklang mit der Natur Alltag. Mit ihrer Familie lebt sie mitten im ecuadorianischen Amazonas-Regenwald.

In der Region Napo, in der der WWF mit den indigenen Kichwa-Kakaokooperativen zusammenarbeitet, baut sie alles, was sie zum Leben braucht, in ihrem Waldgarten an. Und auch die Kakaobohnen für das WWF-Projekt.

Gewinn für alle: Das Chakra Anbausystem

Marco Grefa ist Präsident der Kakaokooperative Wiñak in Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Marco Grefa ist Präsident der Kakaokooperative Wiñak in Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

„Chakra“ wird das traditionelle Anbausystem genannt. Das Wissen darüber geben die Kichwa schon seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weiter. Kakao, Mais, Yucca und Kaffee werden gemeinsam mit weiteren Früchten, Pflanzen und Kräutern kultiviert, sodass ein widerstandsfähiges System mit hoher Artenvielfalt entsteht. Dafür brauchen sie weder Pestizide, noch müssen Bäume gefällt werden.

Die hier angebauten Kakaobohnen verkaufen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nach der Ernte an die von Indigenen geleiteten Kooperativen Kallari, Tsatsayaku und Wiñak. Dort werden sie weiterverarbeitet, damit sich das spezielle Aroma der Bohnen voll entfalten kann. Dazu müssen die Kakaobohnen fünf Tage lang fermentieren, das entzieht ihnen ihre Bitterkeit. Danach müssen die Bohnen 12 bis 15 Tage trocknen.

Marco Grefa, Leiter der Kooperative Wiñak ist stolz darauf, mit dieser traditionellen Anbauweise die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort ebenso wie die Natur erhalten zu können.

„Wir sind die Hüter des Waldes. Wir haben um unsere Gebiete gekämpft. Wir werden im Wald geboren, wir leben mit ihm, wir produzieren mit ihm. Warum sollten wir das dann nicht auf nachhaltige Weise tun?“

Marco Grefa, Leiter der Kooperative Wiñak

Transparenz in jedem Schritt

Kakaokooperativen Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Kakaokooperativen Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Ziel des WWF-Projekts ist es, die traditionellen Anbaumethoden bekannter zu machen und eine entwaldungsfreie und rückverfolgbare Lieferkette von Schokolade und Kakao nach Deutschland aufzubauen.

Diesem Ziel ist der WWF inzwischen einen Schritt nähergekommen: Der ecuadorianische Schokoladenhersteller Paccari bezieht für eine limitierte WWF-Sonderedition die Bohnen für die Schokoladentafeln direkt von den Kakaokooperativen aus den WWF-Projektgebieten.

Paccari setzt auf biodynamischen Anbau und nachhaltige Herstellung. Bereits seit 2009 arbeiten der WWF und Paccari mit lokalen und indigenen Organisationen zusammen, um nachhaltigen Kakao im Amazonas-Regenwald Ecuadors anzubauen. Das schafft Schutz vor großflächigen Abholzungen, sichere Einkommensmöglichkeiten sowie eine höhere Lebensqualität für die Menschen vor Ort.

„Wir wollen nicht die beste Schokolade der Welt sein. Wir wollen die beste Schokolade für die Welt sein.“

Santiago Peralta, Geschäftsführer von Paccari

Zu 100 Prozent rückverfolgbare Lieferketten sind möglich

Von der frischen Kakaobohne bis zur fertigen Schokolade ist es ein weiter Weg – jeder einzelne Produktionsschritt liegt bei der WWF-Schokolade in den Händen der Indigenen. „In jeder Tafel Schokolade steckt die Arbeit von Familien, die sich für nachhaltige Produktion und den Erhalt von Ressourcen einsetzen“, erzählt Carlos Pozo, Vorsitzender der Kallari-Kooperative.

Das Beispiel der Schokolade aus Ecuador zeigt: der nachhaltige Anbau von Kakao, die Produktion von biologisch zertifizierter Schokolade, deren Herstellung ohne Entwaldung und Ausbeutung auskommt, der Aufbau einer zu 100 Prozent rückverfolgbaren Lieferkette – all das ist möglich. Damit setzen der WWF und Paccari ein klares Zeichen für mehr Nachhaltigkeit und entwaldungsfreie Lieferketten in der Schokoladen-Industrie: So lässt sich der Regenwald schützen – und Schokolade bedenkenlos genießen!

Das Projekt wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung umgesetzt und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt.