Nur rund 300 Kilometer südwestlich der Weltmetropole Singapur liegt die indonesische Landschaft Bukit Tigapuluh (BTP), im Herzen der indonesischen Insel Sumatra, der sechstgrößten Insel der Welt. Bukit Tigapuluh – das bedeutet „30 Hügel“ – ist einer der seltenen Orte, an denen Sumatra-Tiger, Sumatra-Elefanten und Sumatra-Orang Utans noch einen gemeinsamen Lebensraum teilen.

Aber die Bukit Tigapuluh Landschaft hat sich in den letzten 30 Jahren dramatisch verändert. Sumatra, eines der artenreichsten Gebiete der Erde, hat in den letzten Jahrzehnten mehr als die Hälfte seiner Waldfläche verloren. Und auch Zentralsumatra, wo die die Bukit Tigapuluh Landschaft liegt, ist davon nicht verschont geblieben. Im Gegenteil: Das Gebiet war einer der Hotspots der Entwaldung, der mit einem hohen Maß an Eingriffen für die land- und forstwirtschaftliche Umwandlung sowie mit illegalen Abholzungsaktivitäten konfrontiert wurde. Dies führt zu einer stark fragmentierten Landschaft, in der sich die letzten verbliebenen Gebiete des trockenen Tieflandwaldes von Sumatra befinden, v.a. im Bukit Tigapuluh Nationalpark und den angrenzenden Gebieten. Aufgrund seines ökologischen Wertes kündigte die indonesische Regierung 2010 an, dass Bukit Tigapuluh eines der sechs vorrangigen Gebiete zur Rettung der Sumatra-Tiger sein wird.

Der WWF ist in dieser Landschaft seit den 1990er Jahren aktiv; in der Vergangenheit vorrangig in und um den Nationalpark Bukit Tigapuluh, der 1995 gegründet wurde. 

Im Jahr 2013 haben der WWF und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) gemeinsam mit dem Orangutan Project, unterstützt durch die KFW Entwicklungsbank und die Internationale Klimainitiative (IKI) ein Projekt gestartet, um einige der letzten ungeschützten Tieflandregenwäldern angrenzend an den Nationalpark zu schützen. Das Mittel der Wahl war eine sogenannte Renaturierungskonzession (orig. Ecosystem Restoration Concession), ausgegeben von der Indonesischen Regierung. Diese Konzession ermöglicht einerseits den Schutz der bestehenden Wälder, die nachhaltige Nutzung der bereits umgewandelten Flächen, aber auch die Wiederaufforstung nach Waldbränden und zu anderen Naturschutzzwecken.

Zur Umsetzung der Aktivitäten im Rahmen der 60- jährigen Konzession wurde 2015, zwei Jahre nach Projektstart von den beiden NGOs ein Unternehmen gegründet: PT ABT (Alam Bukit Tigapuluh). Seither arbeitet PT ABT mit Unterstützung von WWF, ZGF, aber weiterhin auch Geldgebern wie der KFW am Aufbau eines nachhaltigen Geschäftsmodells für das über 38.000 ha große Konzessionsgebiet, das als Lebensraum für Orang-Utan, Sumatra-Tiger und Sumatra-Elefant dient. Das Gebiet ist aufgeteilt auf zwei getrennte Flächen, die durch einen Wildtierkorridor verbunden sind (siehe Karte) und in unmittelbarer Umgebung zum Bukit Tigapuluh Nationalpark liegen. 

Das Personalstock von PT ABT hat mittlerweile 79 Mitarbeiter:innen erreicht, die sich um den Schutz des Waldes kümmern, um die Zusammenarbeit mit den indigenen und lokalen Gemeinden, um das Monitoring der gefährdeten Arten, aber auch um den Aufbau von nachhaltigen naturbasierten Geschäftsmodellen.

Erste Erfolge

Abholzung in Sumatra © Fletcher & Baylis / WWF-Indonesien
Abholzung in Sumatra © Fletcher & Baylis / WWF-Indonesien

Die langfristige Aufbauarbeit und die Präsenz der Beteiligten vor Ort, hat ermöglicht, dass sich bereits die ersten Erfolge eingestellt haben. Die Entwaldungsrate hat sich zwischen 2015 und 2020 um 84% verringert. Am besten hat sich jenes Gebiet stabilisiert, wo die Landbesitze und Landnutzungen bereits mit den Betroffenen geregelt und Konflikte entsprechend ausgeräumt werden konnten. In jenem Teil der Konzessionsflächen, wo es noch Aufarbeitungsbedarf zu einzelnen Nutzungsflächen gibt und zu Streitfragen beim Thema legale und illegale Bewirtschaftungen zu lösen sind, sind die Kollegen noch verstärkt im Einsatz, um zu verhandeln, zu moderieren und Lösungen zu finden. Doch selbst hier ist ein deutlicher Rückgang der Entwaldung festgestellt worden. Auch die Wildtierpopulationen sind auf der Gewinnerseite: Elefanten und Orang-Utans sind seit 2015 wieder zahlreicher geworden und einzelne Tigermonitorings zeigen einen zumindest stabilen Bestand. 

Und auch bei der Zusammenarbeit mit den Dörfern hat sich vieles gebessert. Denn seit dem Projektstart des KFW-IKI Projekts wurde konsequent in den Vertrauensaufbau und der Unterstützung der lokalen und indigenen Bevölkerung bei Gesundheitsmaßnahmen, Einkommensdiversifizierung und verbesserter Landnutzung investiert. Das hilft nicht nur den Dorfbewohner:innen, sondern reduziert auch den Druck auf den Wald und fördert legale Bewirtschaftung statt illegaler Aktivitäten. Als Beispiel der Einkommensgestaltung wurde in ein Honighaus zur professionelleren Verarbeitung investiert und ein Vertrag mit einem lokalen Vertrieb abgeschlossen, sodass die Honigsammler aus den Gemeinden hochwertigen Honig zu einem besseren Preis verkaufen können. Zu den Gesundheitsmaßnahmen konnte PT ABT eine Kooperation mit einem lokalen Ärztezentrum abschließen, das nun monatlich für Untersuchungen in einem der Pilotdörfer zur Verfügung stehen

Es gibt noch viel zu tun im Herzen Sumatras

Sumatra-Orang-Utan © naturepl.com / Anup Shah / WWF
Sumatra-Orang-Utan © naturepl.com / Anup Shah / WWF

Wir stehen erst am Anfang eines langen Weges dieser Naturschutzkonzession. Viel Aufbauarbeit wurde in den letzten Jahren geleistet, jetzt gilt es Funktionierendes weiterzuführen und zu verbessern und anderes weiterzuentwickeln und neu aufzubauen.  

Zwei zentrale Ziele haben wir uns hierbei gesetzt – abseits der bereits erfolgreichen Aktivitäten:  

1) die Lebensgrundlagen aller in der Konzessionsfläche ansässigen Gemeinden zu verbessern und die Zusammenarbeit mit allen indigenen und lokalen Einwohner:innen zu verbessern und  

2) erfolgreiche naturbasierte Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen, wie etwa mit Kakao, Vanille, Kautschuk oder eben den oben gennannten Honig. Andere natürliche Ressourcen werden noch evaluiert und nach Möglichkeit über die Jahre ebenso ausgebaut, um eine möglichst diversifizierte Einkommensquelle zu erhalten.

Dies soll helfen die bereits degradierten Flächen in nachhaltige Nutzung zu überführen und wieder aufzuforsten und Schutzmaßnahmen und Investitionen des Konzessionsunternehmens gegen zu finanzieren. Auch den Gemeinden soll so eine finanzielle Perspektive ermöglicht werden, die abseits von illegalen Rodungen liegt. 

Auch Sie können dabei helfen diese wertvollen Tieflandregenwälder mit seiner Artenvielfalt und den Menschen vor Ort zu schützen und nachhaltig zu nutzen– mit einer Spende an den WWF.

Unterstützen Sie die Naturschutzarbeit des WWF

  • Orang Utan mit Nachwuchs © naturepl.com / Anup Shah / WWF Borneo und Sumatra

    Die Inseln Borneo und Sumatra sind mit ihren tropischen Regenwäldern der letzte Lebensraum für viele Arten. Weiterlesen ...