Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre erreichte die Wilderei im Kaukasus einen dramatischen Höhepunkt. In diesen Jahren wurden viele Wildtierpopulationen stark dezimiert (wie Leoparden, Steinböcke und Wildschafe) oder verschwanden regional gänzlich. Seit Mitte der 1990er-Jahre unterstützt der WWF die Behörden und Schutzgebietsverwaltungen dabei, in für den Artenschutz wichtigen Regionen die Wilderei effizient zu bekämpfen.

Außerdem führen wir zusammen mit unseren Partner:innen ein umfangreiches und wissenschaftsbasiertes Wildtier-Monitoring durch, vor allem mit Hilfe von Kamerafallen und Bestandszählungen (z. B. Transektzählungen) aber auch DNA-Analysen. Die Daten liefern wichtige Informationen zum Zustand und zur Entwicklung wichtiger Schlüsselarten wie Leopard, Steinböcken und Wildschafen. Auf Basis des Monitorings werden dann entsprechende Naturschutzschutzmaßnahmen eingeleitet bzw. angepasst.

Das Wildtiermonitoring wird durch sogenannte „Leoparden Caretaker“ unterstützt, dies sind Freiwillige aus den Bergdörfern, die von unseren Wildbiolog:innen ausgebildet werden und uns beispielsweise bei der Wartung der sehr abgelegene Kamerafallen unterstützen.

Darüber hinaus unterstützen wir die Schutzgebiete seit Jahren mit dringend benötigter Ausrüstung wie Ferngläsern, Geländewagen und GPS-Geräten oder auch mit Pferden und Infrastruktur (z. B. Schutzhütten für Wildhüter:innen) und helfen bei der Ausbildung von Wildhüter:innen. Eine immer wichtigere Komponente ist die Vernetzung des bestehenden Schutzgebietsnetzes durch sogenannte Wildkorridore. Diese sollen isolierte Wildpopulationen in den Schutzgebieten miteinander verbinden und so unter anderem den genetischen Austausch gewährleisten. Dieser ist für langfristig gesunde Wildtierbestände unerlässlich.

Die im Juli 2016 durch den WWF gebrachten Nachweise über fünf Jungleoparden im Zangezur- und Talish-Gebirge lassen hoffen, dass sich dieser Trend auch langfristig auf die gesamte noch zu kleine Leopardenpopulation fortsetzt und diese Art im Kaukasus überleben kann.

Arten wieder Ansiedeln und Wildtiere überwachen

Wisent im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland
Wisent im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland

Der WWF führt ergänzend zusammen mit den Schutzgebietsverwaltungen und lokalen Behörden ein umfangreiches Wiederansiedlungsprogramm durch und hilft zugleich dabei, die Wilderei effizient zu bekämpfen.

  • Im aserbaidschanischen Teil des Großen Kaukasus, im Shahdag Nationalpark, unterstützt der WWF ein umfangreiches Auswilderungsprogramm für den Europäischen Wisent (Kaukasus-Tiefland-Zucht-Linie). Hier konnte seit 2019 ein komplett neuer Bestand aufgebaut werden. Ziel ist es, bis 2028 mindestens 100 Tiere im Nationalpark auszuwildern.
  • Im aserbaidschanisch-georgischen Grenzgebiet wurden seit 2013 (mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit) Kropfgazellen ausgewildert und einige davon mit GPS-Senderhalsbändern ausgestattet, um ihre Bewegungsmuster zu beobachten. Die Ergebnisse werden dabei helfen, dort eine neue, eigenständige Gazellen-Population aufzubauen. Um eine vitale Populationsgröße zu erreichen, sollen ab 2017 weitere Tiere ausgewildert werden. Die Population ist heute (Stand Ende 2017) bereits auf natürlichem Wege auf rund 100 Tiere angewachsen.
  • Im nordarmenischen Dilijan-Nationalpark laufen Vorbereitungen für die Wiederansiedlung des Kaukasus-Maral-Hirsches. Neben der Beratung bezahlt der WWF auch den Bau eines zehn Hektar großen Zuchtgatters und unterstützt das armenische Umweltministerium dabei, die ersten Zuchttiere aus dem Iran und Russland zu überführen.

Durch die verstärkte Präsenz von Wildhütern und eine zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung konnte in vielen WWF-Projektgebieten die Wilderei eingedämmt werden. Doch noch immer leiden vor allem Leopard und andere Wildarten unter Verfolgung und Lebensraumverlust.

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