1927 wurde der letzte Wisent im Kaukasus erschossen. Damit waren freilebende Wisente dort ausgerottet. Trotzdem kehren die Wildrinder heute zurück in den Kaukasus - im Flugzeug!

Die ersten zehn Wisente sollen jetzt im Shahdag-Nationalpark im Norden Aserbaidschans ausgewildert werden. Weitere werden folgen. Sie kommen aus Zoos und Wildgehegen aus Belgien, Frankreich und Deutschland und werden in einer aufwendigen Reise zunächst über Land, dann auf dem Luftweg nach Aserbaidschan gebracht. Das Ganze ist Teil eines großen Wiederansiedlungsprogramms im gesamten Kaukasus.

„Auf russischer Seite konnten wir bereits dazu beitragen, dass Wisente wieder heimisch sind. Im Tseyskiy-Schutzgebiet beispielsweise freuen wir uns jedes Jahr über Nachwuchs. Die letzte Winterzählung ergab einen Wisentbestand von 83 freilebenden Tieren.“, berichtet Aurel Heidelberg vom WWF, der das Programm leitet. Er wünscht sich, dass eines Tages wieder große Herden von Wisenten durch Eurasiens Wälder ziehen. Denn die Wälder brauchen die gewaltigen Tiere.

Wisente sind als sogenannte Großpflanzenfresser unersetzlich für die Natur: „Durch ihren enormen Nahrungsbedarf nehmen Wisente Einfluss auf die Vegetation“, sagt WWF-Experte Aurel Heidelberg. „Im Wald halten sie große Flächen offen, sorgen also für Lichtungen und Sonneneinstrahlung bis zum Boden. Dies erhöht die biologische Vielfalt des Waldes.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

Mit dem Transport ist es nicht getan

Einst lebten Wisente fast überall in Europa, selbst in Teilen des heutigen Russlands und der Mongolei. Und ohne Schutz- und Zuchtbemühungen würde es Wisente gar nicht mehr geben. Ihr Lebensraum schwindet und lange wurden die stattlichen Tiere bejagt – für ihr Fleisch, vor allem aber als Trophäe und Statussymbol.

Langfristig lässt sich ihre Art nur erhalten, wenn es gelingt, heute wieder überlebensfähige Wisentbestände in der Wildnis aufzubauen. Eine Wiederansiedlung ist kein leichtes Unterfangen und ein kostspieliger und langwieriger Prozess. Das beginnt mit der Auswahl eines geeigneten Geländes und der richtigen Tiere, endet aber noch lange nicht nach erfolgreicher Eingewöhnung.

Denn auch wenn Wisente heute nicht mehr gejagt werden dürfen, müssen sie in ihrer neuen Heimat vor Wilderei geschützt, muss ihre Entwicklung überwacht und die Tiere zum Beispiel vor Gefahren wie Rinderkrankheiten und dem Verhungern in harten Wintern bewahrt werden.

Helfen Sie dem WWF, die Wisente zu retten

Die Auswilderung der Wisente in Aserbaidschan ist ein gemeinsames Programm der KfW-Entwicklungsbank, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit dem WWF, um langfristig eine gesunde Population im Kaukasus aufzubauen und ihr Überleben nachhaltig zu sichern.

Helfen Sie uns, die Wisente zurück in ihre alte Heimat zu bringen und die letzten Wildrinder Europas dauerhaft zu retten!

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