Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre erreichte die Wilderei im Kaukasus einen dramatischen Höhepunkt. In diesen Jahren wurden viele Wildtierpopulationen stark dezimiert (wie Leoparden, Steinböcke und Wildschafe) oder verschwanden regional gänzlich. Seit Mitte der 1990er-Jahre unterstützt der WWF die Behörden und Schutzgebietsverwaltungen dabei, in für den Artenschutz wichtigen Regionen die Wilderei effizient zu bekämpfen.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

Außerdem führt er Wildtierüberwachungen, wie beispielsweise mit Hilfe von Kamerafallen und DNA-Analysen, durch. Mit den Daten können wichtige Aussagen zum Zustand und Entwicklung wichtiger Schlüsselarten wie Leopard, Steinböcken und Wildschafen getroffen werden, um dann entsprechende Naturschutzschutzmaßnahmen einzuleiten bzw. anzupassen.

In den Schutzgebieten wurden Schutzhütten errichtet und Gebietsgrenzen durch Schlagbäume gesichert. Wildhüter wurden besser ausgebildet und mit dringend benötigter Ausrüstung wie Ferngläsern, Geländewagen, Pferde und GPS-Geräten ausgerüstet. Die Ergebnisse des Monitorings in einigen Projektgebieten lassen darauf schließen, dass die langfristigen, umfangreichen Naturschutzmaßnahmen bereits erste Erfolge zeigen und sich einige Wildtierbestände wie Bezoar-Ziege und Gmelin-Mufflon erholen.

Die im Juli 2016 durch den WWF gebrachten Nachweise über fünf Jungleoparden im Zangezur- und Talish-Gebirge lassen hoffen, dass sich dieser Trend auch langfristig auf die gesamte noch zu kleine Leopardenpopulation fortsetzt und diese Art im Kaukasus überleben kann.

Arten wieder Ansiedeln und Wildtiere überwachen

Wisent im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland
Wisent im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland

Der WWF führt ergänzend zusammen mit den Schutzgebietsverwaltungen und lokalen Behörden ein umfangreiches Wiederansiedlungsprogramm durch und hilft zugleich dabei, die Wilderei effizient zu bekämpfen.

  • Im russischen Sotschi-Nationalpark unterstützt der WWF-Russland die Wiederansiedlung des Kaukasus-Leoparden, von dem es nur noch 40 bis 60 Tiere in der Wildnis gibt. Die ersten drei Leoparden aus einem hierfür großflächig angelegten Zuchtgehege wurden im Sommer 2016 in die freie Wildbahn entlassen.
  • Im russischen Teil des Großen Kaukasus unterstützt der WWF ein umfangreiches Auswilderungsprogramm für den Europäischen Wisent (Kaukasus-Tiefland-Zucht-Linie). Die dortige Population konnte in den vergangenen Jahren von 40 auf über 100 Tiere erhöht werden.
  • Im aserbaidschanisch-georgischen Grenzgebiet wurden seit 2013 (mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit) 70 Kropfgazellen ausgewildert und einige davon mit GPS-Senderhalsbändern ausgestattet, um ihre Bewegungsmuster zu beobachten. Die Ergebnisse werden dabei helfen, dort eine neue, eigenständige Gazellen-Population aufzubauen. Um eine vitale Populationsgröße zu erreichen, sollen ab 2017 weitere Tiere ausgewildert werden. Die Population ist heute (Stand Ende 2017) bereits auf natürlichem Wege auf rund 100 Tiere angewachsen.
  • Im nordarmenischen Dilijan-Nationalpark laufen Vorbereitungen für die Wiederansiedlung des Kaukasus-Maral-Hirsches. Neben der Beratung bezahlt der WWF auch den Bau eines zehn Hektar großen Zuchtgatters und unterstützt das armenische Umweltministerium dabei, die ersten Zuchttiere aus dem Iran und Russland zu überführen.

Durch die verstärkte Präsenz von Wildhütern und eine zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung konnte in vielen WWF-Projektgebieten die Wilderei eingedämmt werden. Doch noch immer leiden vor allem Leopard und andere Wildarten unter Verfolgung und Lebensraumverlust.

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