In vielen Regionen Afrikas zeigen sich die Auswirkungen der Klimakatastrophe schon jetzt drastisch: Immer häufiger auftretende, anhaltende Dürren und Überschwemmungen haben schwere Folgen für Mensch und Tier. Auch die Naturregion Unganisha in Kenia und Tansania und das Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk in Sambia und Simbabwe sind betroffen. Mit dem „BMZ Climate Adaptation Project“ arbeitet der WWF Deutschland zusammen mit Partnern und Gemeinden in den vier Ländern am Schutz dieser Schlüsselökosysteme. Ziel ist es, die Regionen widerstandsfähiger gegenüber einem sich verändernden Klima zu machen.

Gespräch und Diskussion der Landeigentümer mit WWF-Mitarbeitern © WWF Kenia
Gespräch und Diskussion der Landeigentümer mit WWF-Mitarbeitern © WWF Kenia

In den beiden Projektregionen Unganisha und Kavango-Zambesi (KAZA) gibt es noch große, zusammenhängende Naturräume mit lebensfähigen Populationen vieler bedrohter Arten. KAZA ist mit rund 520.000 Quadratkilometern das mit Abstand größte terrestrische grenzüberschreitende Schutzgebiets-Netzwerk der Erde; die Region Unganisha umfasst einen Naturraum von 134.000 Quadratkilometern, eine Fläche so groß wie Österreich und die Schweiz zusammen. Naturtourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige – sowohl in Unganisha als auch in KAZA.  

Die Bevölkerung vor Ort ist in hohem Maße abhängig von Tourismus, Weide- und Waldwirtschaft, von Regen- und Bewässerungslandwirtschaft und zum Teil auch von Holzkohlegewinnung. Und noch etwas haben beide WWF-Projektregionen gemeinsam: Große Flächen der Schutzgebiete werden von den lokalen Gemeinden selbst verwaltet. Diese Gemeindegebiete sind von immenser Bedeutung für den Schutz der Ökosysteme in allen vier Ländern. 

Klimawandel gefährdet Natur und Menschen

Der ausgetrocknete Lake Turkana in Kenia © Michael Poliza / WWF
Der ausgetrocknete Lake Turkana in Kenia © Michael Poliza / WWF

Der globale Klimawandel verursacht auch in Unganisha und KAZA anhaltende Dürren und Überschwemmungen, die vielfältige Auswirkungen auf Mensch und Natur haben. Während der Dürreperioden konkurriert das Vieh der Menschen mit den Wildtieren um die immer knapper werdenden Wasserressourcen. Aufgrund der Dürre stirbt das Vieh an Wassermangel und es kommt zu Missernten.

In der Folge haben die Menschen mit Hunger zu kämpfen. Viele von ihnen versuchen dann, ihre Familien mit der Jagd auf Buschfleisch über die Runden zu bringen. Aber auch organisierte illegale Wilderei spielt für den Lebensunterhalt der Menschen eine Rolle. Der Klimawandel heizt auch Waldbrände an, die den Zustand ganzer Ökosysteme drastisch verschlechtern. Wenn dann noch Starkregen zu Überschwemmungen führt, werden die fruchtbaren Böden einfach weggespült.

Konflikte zwischen Mensch und Tier

Ebenso führt das rasche Bevölkerungswachstum in beiden Regionen dazu, dass Viehherden immer größer werden, Flächen überweidet und Wälder zur Gewinnung von Weideland abgeholzt werden.

Weil Wildtiere dadurch mehr und mehr ihrer Lebensräume verlieren, aber auch weil sich die klimatischen Bedingungen in den Regionen ändern, weichen die Wildtiere auf andere Gebiete aus. Dies führt zu mehr räumlicher Nähe zwischen Menschen und Wildtieren, was wiederum zur Zunahme von Konflikten führt. 

Covid-19-Pandemie verschärft die Lage

Start einer Aufklärungs-Drohne zur Wildereibekämpfung im Selous Wildreservat, Tansania © WWF-Sweden
Start einer Aufklärungs-Drohne zur Wildereibekämpfung im Selous Wildreservat, Tansania © WWF-Sweden

Zu diesen Herausforderungen kommt Covid-19 hinzu. Die Pandemie droht zunichtezumachen, was bisher für den Schutz der natürlichen Ressourcen und Lebensgrundlagen erreicht wurde: Wichtige Einnahmequellen brechen weg. Der Tourismus zum Beispiel ist essenziell für die Finanzierung der Arbeit in den selbst verwalteten Gemeindeschutzgebieten – Tourismus und Naturschutz sind eng miteinander verbunden.  

Die weltweiten Reisebeschränkungen und die Maßnahmen vor Ort haben jedoch den Tourismus in Kenia und Tansania aber auch in Sambia und Simbabwe beinahe zum Erliegen gebracht. Unternehmen des Sektors verzeichnen horrende Verluste, und das hat schwerwiegende Folgen: Die Menschen sind verstärkt von Armut bedroht, ihre Ernährungslage wird schlechter, was wiederum einen Anstieg der Wilderei zur Folge hat

Und auch der Naturschutz leidet unter dem immensen Rückgang der Einnahmen aus dem Tourismus: Geld, das jetzt bei der Finanzierung von Wildhüter:innen und Ausrüstung fehlt. Ein Beispiel: die Enduimet Wildlife Management Area (EWMA) in der Kilimanjaro-Amboseli-Ökoregion in Unganisha. Die EWMA ist eine der wichtigsten Migrationsrouten für Wildtiere in dieser Region, denn sie verbindet den Amboseli-Nationalpark in Kenia mit dem Kilimanjaro-Nationalpark in Tansania. 

In dem Wissen, dass das wirtschaftliche Potenzial der EWMA im Tourismus liegt, arbeitete die EWMA hart daran, hier ein signifikantes Wachstum zu erzielen. Mit Erfolg: Insbesondere in den drei Jahren vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie zeigte sich ein Aufwärtstrend bei den Besucherzahlen. Für 2020 waren ambitionierte Ziele gesetzt: 5.000 Gäste sollten rund 300.000 USD einbringen – nur aus Tourismus. 

Doch die Corona-Pandemie hat den Tourismus praktisch zum Erliegen gebracht, die Einnahmen bleiben aus. Mit verheerenden Folgen: Die EWMA war gezwungen, 13 Ranger:innen und zwei Management-Mitarbeiter:innen vorübergehend für drei Monate in einen unbezahlten Urlaub zu schicken. Das bedeutet: Ein Gebiet, das mehr als doppelt so groß ist wie der Amboseli-Nationalpark, hat zurzeit nur 25 Ranger:innen zum Schutz der Wildtiere

Die Folge: ein Anstieg der Wilderei, vor allem durch die Jagd auf Buschfleisch. Wilderer aus der Stadt Longido und der Gegend um Ngarenairobi dringen nun per Motorrad in die Wildlife Management Area ein und jagen vor allem Giraffen, Zebras und Elenantilopen – eine ernsthafte Bedrohung für die Naturschutzbemühungen vor Ort. 

Unser Ziel ist es, Schlüsselökosysteme zu schützen, ihre Widerstandskraft gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen und die Gemeinden bei der nachhaltigen Nutzung der Ökosysteme zu unterstützen.

WWF Deutschland

Das macht der WWF im BMZ Climate Adaptation Project

Um die genannten Ziele zu erreichen, soll das Management der beteiligten Gemeindeschutz- und Managementgebiete optimiert werden und die Lebensgrundlagen dieser Gemeinden gesichert werden. Das geschieht zum Beispiel durch die Etablierung alternativer Einkommensquellen, wie der Bienenzucht zur Produktion von Honig, der nachhaltigen, naturverträglichen Beweidung oder dem ökologischen Naturtourismus.  

Zusätzlich sollen die Gemeinden in die Lage versetzt werden, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen. Das geschieht zum Beispiel durch eine nachhaltige Landwirtschaft mit Anbaumethoden, die die sich ändernden klimatischen Bedingungen einbezieht und durch nachhaltiges Weideland-Management, das wichtige Wanderkorridore für die Tierwelt wieder öffnet und die Zerstörung und Zerschneidung der Landschaft verhindert. 

Das Projekt zur Klimaanpassung baut auf bewährten Strukturen innerhalb der Gemeinden auf, stärkt sie und macht sie zukunftsfähig angesichts der sich rasch ändernden Klima- und Wirtschaftsbedingungen. Dazu werden bereits erfolgreiche Projekte vor Ort ausgeweitet. Das Projekt wird umfassend finanziert vom BMZ aus Klimasondermitteln, die von der Bundesregierung durch einen Beschluss des Bundestags für die globale Klimaanpassung und Begrenzung der Auswirkungen der Klimakatastrophe zur Verfügung gestellt wurde, sowie Eigenmitteln des WWF.

Ganz konkret bedeutet das zum Beispiel den Bau von Wetterstationen. Die Wetterdaten sollen regelmäßig erhoben werden, um landwirtschaftliche Aktivitäten besser planen zu können. Weiteres Beispiel für die Projektarbeit ist die Wiederaufforstung gerodeter Flächen, der Bau von Wasserspeichern, Brunnen und Solaranlagen sowie die Schulung der Gemeinden in nachhaltiger Landwirtschaft und die Ausbildung von Gemeinde-Wildhütern. 

Unterstützer des Projekts

Der WWF Deutschland ist Träger des BMZ Climate Adaptation Projects, Fördermittelgeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Der WWF Deutschland setzt das Projekt gemeinsam mit nationalen Partnern um. In Kenia sind es der WWF Kenia und die Kenya Wildlife Conservancies Association (KWCA, Dachverband für die Gemeindeschutzgebiete in Kenia). In Tansania sind es der WWF Tansania und das Tansania Natural Resource Forum (TNRF, Netzwerk und Dachverband lokaler NGOs).  

In Sambia sind es der WWF Sambia und Game Ranger International (GRI, GmbH mit dem Ziel, Ranger und lokale Gemeinden zu befähigen, mit effektiven Maßnahmen Naturschutz zu betreiben). In Simbabwe ist es der WWF Simbabwe und die CAMPFIRE Association (CA, private Freiwilligenorganisation und koordinierende Dachorganisation des Programms „Community Areas Management Program for Indigenous Resources“ / CAMPFIRE).

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

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