Das Waldreservat des Chepalungu Forest in Kenia bot den Menschen vor Ort lange Zeit ein gutes Auskommen. Zudem hat der Wald eine wichtige ökologische Funktion als Wassereinzugsgebiet: Mehrere Nebenflüsse entspringen hier, die schließlich in die Flüsse Mara und Sondu münden. Doch diese Funktion steht auf dem Spiel: Abholzungen und der Klimawandel haben bereits dazu geführt, dass die meisten Nebenflüsse inzwischen nur noch saisonal Wasser führen. Und die Menschen mussten erfahren, dass mit der Störung des Wasserhaushalts Überflutungen und Erosion kamen, dass die Böden unfruchtbar wurden und sie kaum noch Früchte, Blüten für Bienenweiden oder Feuer- und Bauholz fanden.

Die im Jahr 2020 gepflanzten Bäume sind jetzt gut etabliert und bereits über 2 m hoch © WWF
Die im Jahr 2020 gepflanzten Bäume sind jetzt gut etabliert und bereits über 2 m hoch © WWF

Der größte Teil des rund 5.000 Hektar großen Waldes wurde während politischer Unruhen im Jahr 2007 abgeholzt, mit all den spürbaren Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen vor Ort. Doch dies führte auch zu einem Umdenken. Heute sind die Gemeinden vor Ort motiviert, den Wald soweit wie möglich wiederherzustellen. So begann die Arbeit für ein umfassendes Wiederaufforstungsprojekt, das der WWF zusammen mit der Bevölkerung und den lokalen Behörden umsetzt. Finanziell unterstützt wird das Projekt von EDEKA Südwest und EDEKA Minden-Hannover, Idealo, Procter & Gamble und der Initiative „Sports for Future “. Ziel ist es, schrittweise 5.000 Hektar Wald mit heimischen Baumarten wiederherzustellen.

Außerdem sollen bis 2025 mindestens 700 Hektar vollflächig aufgeforstet werden sowie weitere 1.000 Hektar durch besseren Schutz und Management renaturiert werden. Dies geschieht durch sogenannte „Enrichment“-Pflanzungen und die  Entfernung von invasiven Sträuchern. Dadurch werden bis 2030 über 45.000 Tonnen CO2 gebunden.

Im Kernbereich des Reservats sollen vor allem heimische Baumarten gepflanzt werden, im Randbereich und integriert in Farmen und Hausgärten Obstbäume sowie schnell wachsende Arten zur nachhaltigen Nutzung durch die umliegenden Gemeinden. 

Das gesamte Projekt wird dauerhaft durch Waldhüter, sogenannte „Community Scouts“, überwacht werden. Das sind Mitglieder der lokalen Gemeindewald-Vereinigung „Chepalungu Forest Community Forest Association“, die sich für den langfristigen Schutz des Waldes einsetzen.

Aktuelle Bepflanzung im April 2022 © WWF
Aktuelle Bepflanzung im April 2022 © WWF

Überaus erfolgreich verlief der Start des Projektes: Seit Juni 2019 wurden auf 300 Hektar ehemaliger Waldfläche bereits ca. 340.000 Bäume gepflanzt. Viele Faktoren haben zu diesem Erfolg beigetragen:

  • Die enge Zusammenarbeit zwischen den Projekt-Partnern und die starke Beteiligung der lokalen Gemeinden an dem Projekt, das den Menschen Einkommen, Arbeit und viele weitere Vorteile bringt. Die Menschen vor Ort werden an der Planung und Umsetzung sämtlicher Maßnahmen intensiv beteiligt. Die groß angelegte Aktion konnte zum Glück vor dem Ausbruch von Covid-19 geplant und gestartet werden und deshalb auch während der Einschränkungen durch die Pandemie fast ohne Verzögerungen umgesetzt werden.
  • Nach Jahren relativer Trockenheit gab es ergiebige Regenfälle in beiden Regenzeiten, die ein großflächiges Pflanzen und eine hohe Überlebensrate der Setzlinge möglich machten.
  • Der Strukturaufbau vor Ort wird durch den Beitrag der Partner weiter verstärkt. So hat die Regierung des Bomet County Mittel für den Wiederaufbau der 2007/2008 niedergebrannten Waldhüter-Station und des Forstbüros bereitgestellt. Der Gouverneur des Bomet County hat als zusätzlichen Anreiz für die Gemeinden Belohnungen für besonders gute Arbeit beim Anpflanzen der Setzlinge und für hohe Überlebensraten der jungen Bäume, neue Setzlinge auf den einzelnen Parzellen zugesagt.
  • Mit dem US Forest Service stellt der WWF derzeit den partizipativen Waldbewirtschaftungsplan für das Waldreservat fertig und beginnt mit seiner Umsetzung. Dies ist ein strategisches Dokument, das die nachhaltige Waldbewirtschaftung, Pflege und Schutz für die nächsten Jahre sichern wird, und das gemeinschaftlich und verbindlich mit allen Beteiligten erarbeitet und umgesetzt wird.
  • Die Unterstützung von Partnern wie EDEKA, Procter & Gamble, Idealo und „Sports for Future“ ermöglicht eine Ausweitung des Projektes. EDEKA hat dazu mit der „Baumpflanzkarte“ eine eigene Baumpflanzinitiative in vielen Märkten der Regionen Südwest und Minden-Hannover gestartet und ermöglichte damit allein die Pflanzung von bisher 77.511 Bäumen. Mit Hilfe einer Spendenaktion von Idealo und Mitarbeiter:innen konnten bereits über 85.000 Bäume gepflanzt werden. Mit der Unterstützung von „Sports for Future“ werden derzeit über 36.000 Bäume gepflanzt und langfristig geschützt. Edeka, Idealo und „Sports for Future“ sind somit echte Geburtshelfer und Paten für wiedererstandene Wälder, die sogar den Namen ihrer Paten tragen.

Die Wiederherstellung des Waldes wird zukünftig wieder wichtige ökologische Dienstleistungen sichern, auf die die lokalen Gemeinden dringend angewiesen sind: der Grundwasserspiegel wird wieder steigen, der Wald wird Wasser speichern und damit Überschwemmungen und trockenfallende Flüsse verhindern. Erosion und heiße, staubige Stürme werden gestoppt, eine nachhaltige und kontrollierte Versorgung mit Brenn- und Bauholz, Früchten und Bienenweide für die Menschen vor Ort wird gesichert. Und zahlreiche Tiere finden wieder ein Zuhause.

Projektfortschritt: Stand Dezember 2022

Abladen von Setzlingen © WWF
Abladen von Setzlingen © WWF

Der WWF-Kenia arbeitet seit 2019 mit dem Kenya Forest Service (KFS), der Bezirksregierung von Bomet, der Chepalungu Forest Community Forest Association (dem Zusammenschluss der beteiligten lokalen Gemeinden) und anderen Partnern zusammen, um den degradierten Wald wiederherzustellen. Mit unserer ehrgeizige Baumpflanzungsinitiative konnte bisher folgendes erreicht werden:

  • Während der kurzen, aber ausreichenden Regenfälle konnten bis Dezember 2022 rund 50.000 Setzlinge gepflanzt werden.
  • Die Zusammenarbeit mit der Community Forest Association (CFA) und dem Kenya Forest Service (KFS) konnte erfolgreich ausgebaut und intensiviert werden
  • Die meisten Landwirte, die ihre Parzellen aufgrund eines temporären Maisanbauverbots aufgegeben hatten, konnten überzeugt werden, zurückzukehren und alternative Kulturen anzubauen.
  • Das Projekt baut Synergien mit anderen Organisationen auf, die in diesem Ökosystem arbeiten. So unterstützte die Food and Agriculture Organization der UN (FAO) Landwirt:innen bei der Suche nach alternativen Anbaupflanzen, die in den Waldgebieten kultiviert werden können.
  • Um die Aufforstungsareale besser zu schützen, wurden, in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung von Bomet, Umzäunungspläne für den gesamten Siongoroi-Block im Chepalungu-Waldreservat ausgearbeitet. Drei Kilometer wurden bereits eingezäunt.
  • Im Rahmen des Projekts wurden drei Motorräder zur Mobilitätssteigerung der örtlichen Ranger:innen und Schutzpatrouille angeschafft.
  • Die Bezirksregierung von Bomet wählte das Waldreservat Chepalungu für den Start des Forstwirtschafts- und Landrestaurierungs-Programms des Bezirks aus.

Insgesamt wurden nun bereits etwa 340.000 Bäume auf einer Fläche von 300 Hektar gepflanzt.

Herausforderungen im Berichtszeitraum

Die Klimaveränderung und die damit einhergehenden Wetterentwicklungen bleiben ein großes Problem. Das gesamte Jahr 2022 war von langen Dürreperioden geprägt. Die großen und kleinen Regenzeiten verkürzen und verschieben sich weiter. Dies beeinträchtigte die Baumpflanzungen, in ihrer geplanten Umsetzbarkeit und erfordert ein hohes Maß an koordinierten Adhoc-Maßnahmen, um auf die kurzfristigen Änderungen adäquat reagieren und den Projektfortschritt sichern zu können. Außerdem verzögerte sich der Bau der beiden Unterkünfte für Ranger:innen. Das Kenya Forest Service (KFS) hat versprochen, die Entwürfe für die Außenposten im Januar 2023 zur Verfügung zu stellen. Mit dem Bau kann voraussichtlich ab Jahresanfang begonnen werden, sobald die Entwürfe finalisiert und genehmigt wurden.

Vergangene Projektupdates

Projektfortschritt: Stand April 2022
  • 90.000 Setzlinge wurden gepflanzt, Große Regenzeit (März bis Mai 2021)
  • Trotz ausgefallener kleiner Regenzeit (zwischen Oktober und Dezember 2021) konnten in der zweiten Jahreshälfte 2021, zu Zeiten ausreichenden Niederschlages (was auf eine Reihe von tropischen Wirbelstürmen im Indischen Ozean vor der Küste Madagaskars zurückzuführen ist), gut 40.000 Setzlinge gepflanzt werden.
  • Ende April 2022 konnte mit der Bepflanzung für dieses Jahr gestartet werden. Die langen Regenfälle haben begonnen und die Vorhersage sieht zum Glück vielversprechend aus. Ca. 100.000 Setzlinge wurden bereits zu den verschiedenen Standorten transportiert, bevor die Wege durch den Regen unpassierbar werden.

Insgesamt wurden nun bereits mehr als 296.000 Bäume auf einer Fläche von 275 Hektar gepflanzt, die Überlebensrate liegt bei mehr als 80 Prozent.

Auswirkungen der Corona-Pandemie lassen nach

Da die Auswirkungen der Corona -Epidemie immer weiter nachlassen, werden ab Juni 2022 eine Vielzahl weiterer Maßnahmen durchführbar:

  • Mit acht Schulen werden Baumpatenschaften etabliert und 20.000 zusätzliche Bäume durch Schüler gepflanzt und gepflegt. Jeder Schüler erhält zusätzlich Fruchtbäume zur Anpflanzung zu Hause. Auf den Landfläche der Schulen werden Schulpflanzungen mit einheimischen (Frucht)Bäumen zu Lehrzwecken etabliert.
  • Ein neues Stück Wald wird durch einen Zaun von fünf Kilometern Länge vor illegaler Beweidung geschützt.
  • In den neuen Waldflächen werden zwei Ranger-Unterkünfte für einen besseren Waldschutz errichtet.
  • Die bestehenden Baumschulen werden sukzessive vergrößert und mindestens drei weitere heimische Baumarten zur Anzucht ausgewählt, um zukünftig pro Jahr bis zu 200.000 Setzlinge bereitzustellen.
Projektfortschrittsbericht: September 2020 - März 2021
  • Kleine Regenzeit (Oktober bis Dezember 2019), 51.472 Setzlinge wurden gepflanzt.
  • Große Regenzeit (März bis Mai 2020), 50.000 Setzlinge wurden gepflanzt.
  • Kleine Regenzeit (Oktober bis Dezember 2020), 55.000 Setzlinge wurden gepflanzt.

Insgesamt wurden nun bereits 156.472 Bäume auf einer Fläche von 140 Hektar gepflanzt, die Überlebensrate liegt bei mehr als 80 Prozent.

Zusätzlich zur Bepflanzung wurde entlang des 1.733 Hektar großen Siongiroi-Wald-Blocks im eigentlichen Chepalungu-Waldgebiet ein 4,7 km langer Zaun errichtet. Der Zaun wird benötigt, um den Weidedruck auf die Fläche zu verringern. In diesem Berichtszeitraum wurden zusätzliche Zaunpfähle und Stacheldraht installiert, um den Zaun um 1 km zu erweitern. Ziel ist es, den 1.733 ha großen Siongiroi-Block (20 km Umfang) komplett einzuzäunen. Langfristig soll auch der größere Kapchumbe-Block (35 km Umkreis) eingezäunt werden, um eine natürliche Regeneration zu ermöglichen.

Außerdem lag die Regenmenge der kleinen Regenzeit (Oktober-Dezember 2020) weit unter dem Durchschnitt. Die Überlebensraten der Setzlinge waren daher nicht so hoch (80%), wie in vorangegangenen Anpflanzungsperioden (90%). Die Aussichten für die große Regenzeit (März-Mai 2021) sind jedoch gut und das Team vor Ort ist entsprechend vorbereitet.

Auswirkungen und Herausforderungen der Covid-19 Pandemie

Die laufenden Baumpflanzungen, Pflegemaßnahmen, sowie Kontrolle und Schutz der Aufforstungen und der Betrieb der Baumschulen konnte dann mit entsprechenden Schutzmaßnahmen und mit kleinen Teams ohne größere Versammlungen erfolgreich weitergeführt werden. Dies geschah nach Rücksprache mit den zuständigen Behörden, um sicherzustellen, dass die Richtlinien des Gesundheitsministeriums zur Pandemie strikt eingehalten werden.

Eine absehbare Herausforderung wird allerdings die Umsetzung von Aktivitäten, die auf Schulen abzielen. Schulen sind aufgrund der dritten Welle der Covid-19-Pandemie erneut geschlossen worden. Die vorgeschlagene Maßnahme besteht darin, diese Mittel für den Kauf und die Anpflanzung zusätzlicher Setzlinge umzuschichten. Um dies möglich zu machen wird es notwendig sein, den Arbeitsplan entsprechend anzupassen und weitere Ressourcen für die Pflanzung zusätzlicher Setzlinge vor Ort einzuplanen.

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