Das Waldreservat des Chepalungu Forest in Kenia bot den Menschen vor Ort lange Zeit ein gutes Auskommen. Zudem hat der Wald eine wichtige ökologische Funktion als Wassereinzugsgebiet: Mehrere Nebenflüsse entspringen hier, die schließlich in die Flüsse Mara und Sondu münden. Doch diese Funktion steht auf dem Spiel: Abholzungen und der Klimawandel haben bereits dazu geführt, dass die meisten Nebenflüsse inzwischen nur noch saisonal Wasser führen. Und die Menschen mussten erfahren, dass mit der Störung des Wasserhaushalts Überflutungen und Erosion kamen, dass die Böden unfruchtbar wurden und sie kaum noch Früchte, Blüten für Bienenweiden oder Feuer- und Bauholz fanden.

Der größte Teil des rund 5.000 Hektar großen Waldes wurde während politischer Unruhen im Jahr 2007 abgeholzt, mit all den spürbaren Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen vor Ort. Doch dies führte auch zu einem Umdenken. Heute sind die Gemeinden vor Ort motiviert, den Wald soweit wie möglich wiederherzustellen.

So begann die Arbeit für ein umfassendes Wiederaufforstungsprojekt, das der WWF zusammen mit der Bevölkerung und den lokalen Behörden umsetzt. Finanziell unterstützt wird das Projekt von EDEKA Südwest, Idealo, Procter & Gamble und der Initiative „Sports for Future“. Ziel ist es, schrittweise 5.000 Hektar Wald mit heimischen Baumarten wiederherzustellen.

Heimische Baumarten auch für Gärten

Im Kernbereich des Reservats sollen vor allem heimische Baumarten gepflanzt werden, im Randbereich und integriert in Farmen und Hausgärten Obstbäume sowie schnell wachsende Arten zur nachhaltigen Nutzung durch die umliegenden Gemeinden.

Das gesamte Projekt wird dauerhaft durch Waldhüter, sogenannte „Community Scouts“, überwacht werden. Sie sind Mitglieder der lokalen Gemeindewald-Vereinigung „Chepalungu Forest Community Forest Association“, die sich für den langfristigen Schutz des Waldes einsetzen.

Ein erfolgreiches Projekt

Das Projekt verläuft bisher überaus erfolgreich: Seit Juni 2019 wurden auf 500 Hektar ehemaliger Waldfläche ca. 480.000 Bäume gepflanzt. Durch den Aufbau von Baumschulen und effektive Projektstrukturen ist inzwischen die Pflanzung von über 100.000 Bäumen im Jahr möglich.

Viele tausend weitere Bäume haben sich bereits im nun gut geschützten Waldreservat selbstständig ansiedeln können. Mit laufenden Nachpflanzungen und im Umfeld des eigentlichen Projektgebietes verteilten Fruchtbäumen, sind inzwischen über eine halbe Million Bäume gepflanzt worden. Die Biodiversität nimmt beständig zu. Echte Waldarten wie zahlreiche Vögel und Affen, aber auch Hyänen und waldliebende Antilopen kehren zurück.

 

Viele Faktoren haben zu diesem Erfolg beigetragen: 

  • Die enge Zusammenarbeit zwischen den Projekt-Partnern und die starke Beteiligung der lokalen Gemeinden an dem Projekt, das den Menschen Einkommen, Arbeit und viele weitere Vorteile bringt. Die Menschen vor Ort werden an der Planung und Umsetzung sämtlicher Maßnahmen intensiv beteiligt. Die groß angelegte Aktion konnte zum Glück vor dem Ausbruch von Covid-19 geplant und gestartet werden und deshalb auch während der Einschränkungen durch die Pandemie fast ohne Verzögerungen umgesetzt werden.
  • Nach Jahren relativer Trockenheit gab es ergiebige Regenfälle in beiden Regenzeiten, die ein großflächiges Pflanzen und eine hohe Überlebensrate der Setzlinge möglich machten.
  • Der Strukturaufbau vor Ort wird durch den Beitrag der Partner weiter verstärkt. So hat die Regierung des Bomet County Mittel für den Wiederaufbau der 2007/2008 niedergebrannten Waldhüter-Station und des Forstbüros bereitgestellt. Der Gouverneur des Bomet County hat als zusätzlichen Anreiz für die Gemeinden Belohnungen für besonders gute Arbeit beim Anpflanzen der Setzlinge und für hohe Überlebensraten der jungen Bäume, neue Setzlinge auf den einzelnen Parzellen zugesagt.
  • Mit dem US Forest Service stellt der WWF derzeit den partizipativen Waldbewirtschaftungsplan für das Waldreservat fertig und beginnt mit seiner Umsetzung. Dies ist ein strategisches Dokument, das die nachhaltige Waldbewirtschaftung, Pflege und Schutz für die nächsten Jahre sichern wird, und das gemeinschaftlich und verbindlich mit allen Beteiligten erarbeitet und umgesetzt wird. 
  • Die Unterstützung von Partnern wie EDEKA, Procter & Gamble, Idealo und „Sports for Future“ ermöglicht eine Ausweitung des Projektes. EDEKA hat dazu mit der „Baumpflanzkarte“ eine eigene Baumpflanzinitiative in vielen Märkten der Regionen Südwest und Minden-Hannover gestartet und ermöglichte damit allein die Pflanzung von bisher 80.713 Bäumen. Mit Hilfe einer Spendenaktion von Idealo und Mitarbeiter:innen konnten bereits über 77.000 Bäume gepflanzt werden. Mit der Unterstützung von „Sports for Future“ werden derzeit über 36.000 Bäume gepflanzt und langfristig geschützt. Das Projektsponsoring durch Procter & Gamble ermöglicht seit 2022 jährlich Neuanpflanzungen von 84.000 Bäumen. Diese Partner sind somit echte Geburtshelfer und Paten für wiedererstandene Wälder, die sogar den Namen ihrer Paten tragen.

Die Wiederherstellung des Waldes wird zukünftig wieder wichtige ökologische Dienstleistungen sichern, auf die die lokalen Gemeinden dringend angewiesen sind: der Grundwasserspiegel wird wieder steigen, der Wald wird Wasser speichern und damit Überschwemmungen und trockenfallende Flüsse verhindern. Erosion und heiße, staubige Stürme werden gestoppt, eine nachhaltige und kontrollierte Versorgung mit Brenn- und Bauholz, Früchten und Bienenweide für die Menschen vor Ort wird gesichert. Und zahlreiche Tiere finden wieder ein Zuhause.

Projektfortschritt: Stand März 2024

Der WWF-Kenia arbeitet seit 2019 mit dem Kenya Forest Service (KFS), der Bezirksregierung von Bomet, der Chepalungu Forest Community Forest Association (dem Zusammenschluss der beteiligten lokalen Gemeinden) und anderen Partnern zusammen, um den degradierten Wald wiederherzustellen. Mit unserer ehrgeizige Baumpflanzungsinitiative konnte bisher folgendes erreicht werden:

  • Während der großen Regenzeit von März bis Mai 2023 konnten weitere 50.000 junge Bäume auf 63 Hektar gepflanzt werden. 

  • Während der kurzen Regenzeit, die aufgrund des El Nino Phänomens sehr stark ausfiel, gelang die Anpflanzung weiterer 91.513 Setzlinge auf über 60 Hektar. 

  • Im Schutz der inzwischen über fünf Meter hohen Bäume aus den Jahren 2019 und 2020 haben sich tausende weitere Jungbäume auf natürliche Weise im Projektgebiet und auf angrenzenden Flächen angesiedelt. 

  • Immer mehr frühere Quellen führen wieder mehr und länger Wasser. Natürliche Feuchtgebiete innerhalb des Reservats beginnen nun, mit dem Ende der Dürre und gespeist vom wiedererstandenen Wald, sich zu regenerieren. 

  • Die  erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Communit Forest Association (CFA) und dem Kenya Forest Service (KFS) wurde intensiviert. 

  • Um die Aufforstungsareale besser zu schützen, wurden, in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung von Bomet, Umzäunungspläne für den gesamten Siongoroi-Block im Chepalungu-Waldreservat ausgearbeitet. Im Berichtszeitraum wurden weitere 15 km Schutzzäune errichtet.

Herausforderungen im Berichtszeitraum

Die Klimaveränderung und die damit einhergehenden Wetterentwicklungen bleiben ein großes Problem. Zwar ist die mehrjährige Dürre in Ostafrika glücklicherweise zu Ende gegangen, wurde aber durch den El Nino-Effekt direkt von Starkniederschlägen abgelöst, die auf den noch nicht aufgeforsteten Flächen Erosion verursachen und das Projektgebiet, gerade in der Phase der Pflanzungen, schwer zugänglich machen.

Es zeigt sich umso mehr, wie wichtig die neuen Wälder für die Mitigation des Klimawandels sind: Sie speichern nicht nur große Mengen CO2, sondern auch sehr viel Wasser, das sie langsam und gleichmäßig wieder abgeben und in das Grundwasser einspeisen. Sie verhindern Erosion und senken lokal erheblich die Temperaturen.

Trotzdem sind die extremen Wetter-Ereignisse eine enorme Herausforderung für das Projekt, die ständige Anpassungen und Verbesserungen erforderlich machen. So bereiten wir die Pflanzperiode intensiv vor (z.B. durch Anlage von Kieswegen, die auch bei Starkregen den just-in-time Transport von zig-tausenden von Setzlingen und Material erlauben), testen verschiedene heimische Baumarten auf ihre Klimaresilienz und entwickeln mit der Bevölkerung u.a. angepasste neue Landwirtschaftsmethoden.

Projekt-Ausblicke

Die Umweltbildung mit Hilfe von Schulgärten und Baumschulen sind ein großer Erfolg, den wir weiter ausbauen wollen - ebenso die Baumpflanzungsinitiative der Schulen im gesamten Umfeld des Projektes. Außerdem wollen wir in 2024 die Maßnahmen skalieren und erstmals mehr als 200.000 Bäume pflanzen. Weitere Baumarten, neue Methoden und zunehmende Effizienz sollen dabei auf zahlreichen neuen Flächen zur Anwendung kommen.

Vergangene Projektupdates

Projektfortschritt: Stand Dezember 2022
  • Während der kurzen, aber ausreichenden Regenfälle konnten bis Dezember 2022 rund 50.000 Setzlinge gepflanzt werden.
  • Die Zusammenarbeit mit der Community Forest Association (CFA) und dem Kenya Forest Service (KFS) konnte erfolgreich ausgebaut und intensiviert werden
  • Die meisten Landwirte, die ihre Parzellen aufgrund eines temporären Maisanbauverbots aufgegeben hatten, konnten überzeugt werden, zurückzukehren und alternative Kulturen anzubauen.
  • Das Projekt baut Synergien mit anderen Organisationen auf, die in diesem Ökosystem arbeiten. So unterstützte die Food and Agriculture Organization der UN (FAO) Landwirt:innen bei der Suche nach alternativen Anbaupflanzen, die in den Waldgebieten kultiviert werden können.
  • Um die Aufforstungsareale besser zu schützen, wurden, in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung von Bomet, Umzäunungspläne für den gesamten Siongoroi-Block im Chepalungu-Waldreservat ausgearbeitet. Drei Kilometer wurden bereits eingezäunt.
  • Im Rahmen des Projekts wurden drei Motorräder zur Mobilitätssteigerung der örtlichen Ranger:innen und Schutzpatrouille angeschafft.
  • Die Bezirksregierung von Bomet wählte das Waldreservat Chepalungu für den Start des Forstwirtschafts- und Landrestaurierungs-Programms des Bezirks aus.

Insgesamt wurden nun bereits etwa 340.000 Bäume auf einer Fläche von 300 Hektar gepflanzt.

Projektfortschritt: Stand April 2022
  • 90.000 Setzlinge wurden gepflanzt, Große Regenzeit (März bis Mai 2021)
  • Trotz ausgefallener kleiner Regenzeit (zwischen Oktober und Dezember 2021) konnten in der zweiten Jahreshälfte 2021, zu Zeiten ausreichenden Niederschlages (was auf eine Reihe von tropischen Wirbelstürmen im Indischen Ozean vor der Küste Madagaskars zurückzuführen ist), gut 40.000 Setzlinge gepflanzt werden.
  • Ende April 2022 konnte mit der Bepflanzung für dieses Jahr gestartet werden. Die langen Regenfälle haben begonnen und die Vorhersage sieht zum Glück vielversprechend aus. Ca. 100.000 Setzlinge wurden bereits zu den verschiedenen Standorten transportiert, bevor die Wege durch den Regen unpassierbar werden.

Insgesamt wurden nun bereits mehr als 296.000 Bäume auf einer Fläche von 275 Hektar gepflanzt, die Überlebensrate liegt bei mehr als 80 Prozent.

Auswirkungen der Corona-Pandemie lassen nach

Da die Auswirkungen der Corona -Epidemie immer weiter nachlassen, werden ab Juni 2022 eine Vielzahl weiterer Maßnahmen durchführbar:

  • Mit acht Schulen werden Baumpatenschaften etabliert und 20.000 zusätzliche Bäume durch Schüler gepflanzt und gepflegt. Jeder Schüler erhält zusätzlich Fruchtbäume zur Anpflanzung zu Hause. Auf den Landfläche der Schulen werden Schulpflanzungen mit einheimischen (Frucht)Bäumen zu Lehrzwecken etabliert.
  • Ein neues Stück Wald wird durch einen Zaun von fünf Kilometern Länge vor illegaler Beweidung geschützt.
  • In den neuen Waldflächen werden zwei Ranger-Unterkünfte für einen besseren Waldschutz errichtet.
  • Die bestehenden Baumschulen werden sukzessive vergrößert und mindestens drei weitere heimische Baumarten zur Anzucht ausgewählt, um zukünftig pro Jahr bis zu 200.000 Setzlinge bereitzustellen.
Projektfortschrittsbericht: September 2020 - März 2021
  • Kleine Regenzeit (Oktober bis Dezember 2019), 51.472 Setzlinge wurden gepflanzt.
  • Große Regenzeit (März bis Mai 2020), 50.000 Setzlinge wurden gepflanzt.
  • Kleine Regenzeit (Oktober bis Dezember 2020), 55.000 Setzlinge wurden gepflanzt.

Insgesamt wurden nun bereits 156.472 Bäume auf einer Fläche von 140 Hektar gepflanzt, die Überlebensrate liegt bei mehr als 80 Prozent.

Zusätzlich zur Bepflanzung wurde entlang des 1.733 Hektar großen Siongiroi-Wald-Blocks im eigentlichen Chepalungu-Waldgebiet ein 4,7 km langer Zaun errichtet. Der Zaun wird benötigt, um den Weidedruck auf die Fläche zu verringern. In diesem Berichtszeitraum wurden zusätzliche Zaunpfähle und Stacheldraht installiert, um den Zaun um 1 km zu erweitern. Ziel ist es, den 1.733 ha großen Siongiroi-Block (20 km Umfang) komplett einzuzäunen. Langfristig soll auch der größere Kapchumbe-Block (35 km Umkreis) eingezäunt werden, um eine natürliche Regeneration zu ermöglichen.

Außerdem lag die Regenmenge der kleinen Regenzeit (Oktober-Dezember 2020) weit unter dem Durchschnitt. Die Überlebensraten der Setzlinge waren daher nicht so hoch (80%), wie in vorangegangenen Anpflanzungsperioden (90%). Die Aussichten für die große Regenzeit (März-Mai 2021) sind jedoch gut und das Team vor Ort ist entsprechend vorbereitet.

Auswirkungen und Herausforderungen der Covid-19 Pandemie

Die laufenden Baumpflanzungen, Pflegemaßnahmen, sowie Kontrolle und Schutz der Aufforstungen und der Betrieb der Baumschulen konnte dann mit entsprechenden Schutzmaßnahmen und mit kleinen Teams ohne größere Versammlungen erfolgreich weitergeführt werden. Dies geschah nach Rücksprache mit den zuständigen Behörden, um sicherzustellen, dass die Richtlinien des Gesundheitsministeriums zur Pandemie strikt eingehalten werden.

Eine absehbare Herausforderung wird allerdings die Umsetzung von Aktivitäten, die auf Schulen abzielen. Schulen sind aufgrund der dritten Welle der Covid-19-Pandemie erneut geschlossen worden. Die vorgeschlagene Maßnahme besteht darin, diese Mittel für den Kauf und die Anpflanzung zusätzlicher Setzlinge umzuschichten. Um dies möglich zu machen wird es notwendig sein, den Arbeitsplan entsprechend anzupassen und weitere Ressourcen für die Pflanzung zusätzlicher Setzlinge vor Ort einzuplanen.

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

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