Das Jahr 2020 konnte das WWF Geisternetze-Team trotz Einschränkungen nutzen, um insgesamt 3.500 Hektar Meeresfläche (4.900 Fußballfelder) mit dem Sonargerät nach Geisternetzen abzusuchen. Die Kartierung mit Schallwellen hat sich dabei als sehr effizient erwiesen: Von 50 angetauchten Verdachtsstellen in Mecklenburg-Vorpommern waren 23 Geisternetze, von 20 Verdachtsstellen in Schleswig-Holstein konnten zehn als verlorene Fischernetze identifiziert werden.
An allen anderen Positionen fanden sich andere Funde von Meeresmüll wie Kabel, Autoreifen oder Taue. Insgesamt konnten im Herbst 2020 bereits elf Netze geborgen werden. Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt wurden 1.300 Meter Stellnetze aus der Flensburger Förde entfernt. Als Geisternetze sind diese Netze für Meerestiere und Seevögel besonders gefährlich, da sie sich unter Wasser aufstellen und so weiterfangen können. Im Sommer 2021 wird die Bergungsarbeit wieder aufgenommen.
Im September 2020 konnten wir erstmals eine große Menge Geisternetze in einer einzigen Bergungsfahrt aus der Ostsee entfernen. Ganze 9,5 Tonnen Netzmaterial konnten gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Prezero in nur drei Tagen geborgen werden. Das Gebiet vor Sassnitz auf Rügen wurde zuvor mit dem Sonargerät kartiert und verdächtige Stellen angetaucht. Netzpositionen wurden von Tauchern in die WWF Geistertaucher-App eingespeist. Da die Taucher vor Ort die schwergewichtigen Netzballen bereits erkundet hatten, konnte während der Ausfahrt mit dem Arbeitsschiff jede Position punktgenau angefahren und effizient mit Berufstauchern abgeborgen werden. So wurden sieben Positionen von Plastikmüll bereinigt. Es handelte sich vor allem um Altlasten – die Schleppnetze waren vermutlich älter als 30 Jahre. Ein großes Schleppnetz von 3 bis 4 Tonnen konnte am ersten Tag geborgen werden – der größte Netzballen, der uns bisher an den Haken gegangen ist – passend zur „Auftaktveranstaltung auf See“ der um weitere fünf Jahre verlängerten Partnerschaft mit dem Recyclingunternehmen PreZero, die den WWF bei der Arbeit gegen die Plastikvermüllung der Meere unterstützen.