Rund 2.500 Giraffen leben im kenianischen Amboseli-Nationalpark und in seiner Umgebung an der Grenze zu Tansania. Amboseli gehört zu Unganisha, einem Netz aus Schutzgebieten und nachhaltig genutzten Landschaften, mit welchem der WWF die Naturschätze Ostafrikas langfristig bewahren will.

Denn nur in den Graslandschaften Ost- und Südafrikas gibt es noch nennenswerte Bestände der Giraffe. Was den Tieren zusetzt? Der Verlust ihres Lebensraumes. Diese Entwicklung müssen wir unbedingt stoppen, sonst ist die Savanne und mit ihr die Giraffe unwiederbringlich verloren!

Eine abgeholzte, kahle Fläche von 72 Hektar mitten in der Savanne, direkt an der Grenze zum Amboseli-Nationalpark. Eine Avocadoplantage soll hier im Kimana-Wildtiergebiet entstehen! Die tiefen, breiten Ackerfurchen der riesigen Fläche sind ringsum abgesperrt mit hohen Elektrozäunen. Und das mitten in einem wichtigen Wanderkorridor für Giraffen und andere Wildtiere, der den Amboseli-Nationalpark mit den Nationalparks Chyulu Hills, Tsavo East und Tsavo West verbindet.

Der Lebensraum der Giraffen ist in Gefahr

Savanne, die in Nutzfläche umgewandelt wurde © Daniel Crous / WWF
Savanne, die in Nutzfläche umgewandelt wurde © Daniel Crous / WWF

Weil immer mehr Savanne in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt wird, und immer mehr Siedlungen, Straßen und Zäune die Region durchschneiden, sind die Wanderrouten der Giraffen blockiert, ihr Lebensraum schwindet zusehends. Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Zahl der Giraffen um fast 40 Prozent zurückgegangen!

Dennoch hatte die kenianische Umweltbehörde die Avocadoplantage zunächst genehmigt – doch die Bevölkerung hat sich mit der Unterstützung des WWF und anderer Umweltorganisationen erfolgreich dagegen gewehrt. Gemeinsam haben wir die Regierung darauf aufmerksam gemacht, dass die Großfarm staatliche Landnutzungspläne verletzt und darauf gepocht, dass das fragliche Gebiet für Vieh und Wildtiere vorgesehen ist. Und tatsächlich: Im April 2021 zog die kenianische Umweltbehörde die Genehmigung für den Betrieb der Plantage zurück!

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Wir müssen den Ausverkauf der Savanne stoppen

In dem abgeholtzten, mit exotischen Bäumen gepflanzten Wald, versucht der WWF, ihn mit einheimischen Bäumen wieder aufzuforsten © WWF
In dem abgeholtzten, mit exotischen Bäumen gepflanzten Wald, versucht der WWF, ihn mit einheimischen Bäumen wieder aufzuforsten © WWF

Die Avocadoplantage ist nur ein Beispiel von vielen: In Kenia droht derzeit durch die flächenhafte Privatisierung bisherigen Gemeindelands der unkontrollierte Ausverkauf des Landes an Firmen, Spekulant:innen oder an Privatpersonen. Die Folge: Noch mehr Savanne wird in Ackerfläche umgewandelt, obwohl für den Ackerbau gar nicht genug Wasser verfügbar ist, noch mehr Zäune versperren den Giraffen und anderen bedrohten Arten den Weg. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Lebensraum der Wildtiere noch weiter zusammenschrumpft!

Jahrhundertelang war das Weideland der Massai Gemeinschaftsland, das allen frei zugänglich war. Hier lebten die Menschen mit den Wildtieren in Einklang mit der Natur.

Doch das alte Prinzip funktioniert häufig nicht mehr. Allzu viele Menschen nutzen inzwischen das Land, das durch die Landreform zudem in immer kleinere Parzellen aufgeteilt wird, die kaum noch eine Familie ernähren. Das führt zu Überweidung und Zerstörung. In der Folge treiben die Massai ihre wachsenden Viehherden in die Schutzgebiete, die dort die Wasserstellen nutzen, auf die Giraffen und andere Wildtiere angewiesen sind.

Gemeinschaftsland statt Elektrozäune

Ein Bewohner pflanzt Setzlinge in einem der Land Trusts in Unganisha © WWF
Ein Bewohner pflanzt Setzlinge in einem der Land Trusts in Unganisha © WWF

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, muss so schnell wie möglich ein nachhaltiger Landnutzungsplan für Unganisha entwickelt und umgesetzt werden. In der Amboseli-Region machen wir bereits vor, wie das funktionieren kann: Sogenannte Land Trusts sollen hier direkt an die Tradition der kooperativen Gemeinschaftsnutzung anknüpfen. Die Mitglieder der Land Trusts verwalten ihr Land zusammen und legen genau fest, wo offene Flächen wie von alters her ohne Zäune für gemeinschaftliche Beweidung und Wildtierlebensraum bewahrt werden – und wo man siedeln und Ackerbau betreiben darf. Ergänzend schult der WWF die Menschen vor Ort in nachhaltiger Land- und Weidewirtschaft, um Übernutzung vorzubeugen und mit weniger Vieh bessere Erträge zu erwirtschaften.

Selbstverwaltete Gemeindeschutzgebiete, sogenannte Conservancies, schaffen Einkommensalternativen zu Ackerbau und Viehzucht. Dafür stellen Gemeinden ökologisch besonders wertvolle Flächen zur Verfügung, die nur noch naturnah genutzt werden dürfen; Zäune werden abgebaut und Tierwanderungen wieder möglich gemacht. Im Gegenzug erhalten die Bäuerinnen und Bauern von den Conservancies Pachtzahlungen für ihr Land, die durch Ökotourismus finanziert werden.

So reduzieren wir Mensch-Wildtier-Konflikte

Um den Lebensraum der Giraffen und anderer bedrohter Arten zu erhalten, müssen Zäune in den Wildtierkorridoren entfernt werden – einerseits. Andererseits müssen die Menschen, die hier leben, vor den Wildtieren geschützt werden: Das kann durch mobile, temporäre Zäune für Viehherden oder innovative Lösungen wie Bienenzäune und Lion Lights geschehen, das können spezielle solarbetriebene Zäune sein, die bestimmte Wildtiere von den Siedlungen, Schulen und Feldern fernhalten.

Ergänzend bauen wir als Teil einer ökologisch nachhaltigen Wasserversorgung an strategischen Orten Regenwasserdämme auf: So verhindern wir, dass Wildtiere auf der Suche nach Wasser in Siedlungen und umgekehrt Viehherden in Schutzgebiete eindringen.

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Unganisha braucht Ihre Unterstützung

Mit diesen erfolgreichen Modellprojekte wollen wir unseren Masterplan für Unganisha umsetzen: Die acht nationalen Schutzgebiete in der Grenzregion von Kenia und Tansania miteinander verbinden und so auf 134.000 Quadratkilometern eine grenzübergreifende, nachhaltig genutzte Naturregion schaffen!

Dafür sind wir nicht nur auf viele Partner:innen vor Ort, sondern auch auf Ihre Unterstützung angewiesen. Helfen Sie mit, schützen Sie mit dem WWF Unganisha! Damit auch in Zukunft Giraffen durch die Savanne ziehen und die Menschen in Einklang mit der Natur leben können!

Helfen Sie uns, Unganisha zu schützen

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit für die grenzübergreifende Naturregion Unganisha.

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