Mit Bernhard Grzimeks Filmen „Serengeti darf nicht sterben“ und „Kein Platz für wilde Tiere“ wurde die einzigartige Mara-Serengeti-Landschaft weltberühmt. Die Entwicklung großer Schutzgebiete führte dort zu einem der großen Erfolge des Naturschutzes: Heute leben dort mehr Wildtiere als zu Grzimeks Zeiten.

Aber auch außerhalb der staatlichen Schutzgebiete gibt es weite Flächen, die für den Erhalt dieser großartigen Landschaft unerlässlich sind. Sie zu schützen, gelingt durch die Errichtung so genannter Gemeindeschutzgebiete.

In der Ripoi Conservancy soll solch ein neues Gemeindeschutzgebiet (Conservancy) entstehen – als wichtiger Korridor zwischen dem staatlichen Masai-Mara-Reservat im Westen und den Loita-Bergen im Osten. Die waldigen Hügel des Olarro-Gebietes, die direkt an das vom WWF aufgebaute Siana-Gemeindeschutzgebiet angrenzen, sind zentraler Teil des wichtigsten Elefantenkorridors der nordöstlichen Mara. Besonders in der Trockenzeit sind die Wälder hier Rückzugsgebiete für zahlreiche Tierarten. Zum künftigen Ripoi-Gemeindeschutzgebiet gehören aber auch weites Grasland und Baumsavannen – Platz für die großen Wildtierherden Kenias.

Ziel der Arbeit des WWF in der Ripoi Conservancy ist es, ein funktionierendes Gemeindeschutzgebiet aufzubauen, das wichtige Korridore und vielfältige Lebensräume der Region erhält und zurückgewinnt. Bedrohte Tierarten wie Geparden, Löwen, Wildhunde und Leoparden, unzählige Pflanzenfresser und mehr als 300 Vogelarten können hier – verbunden durch geschützte Korridore – mit dem Gesamtbestand der global einzigartigen Mara-Serengeti-Landschaft ein dauerhaft überlebensfähiges Ökosystem bilden.

Informationen zu Ripoi-Conservancy

Lage: Das Ripoi Conservancy-Gebiet befindet sich östlich des Masai-Mara-Naturschutzgebiets in Kenia.

Fläche: etwa 20.000 Hektar – verwaltet von einem „Land Trust“ (Eigentümer:innen-Selbstverwaltung) mit mehr als 2.500 Mitgliedern (Landbesitzer:innen)

Lebensraum: Die Landschaft in der Ripoi Conservancy ist waldig-hügelig, es gibt aber auch Ebenen mit weitem Grasland und Baumsavannen

Der Ausverkauf droht!

Ein Mitglied der Siana-Community beim Entfernen eines Zauns © WWF
Ein Mitglied der Siana-Community beim Entfernen eines Zauns © WWF

Wie vielerorts in Kenia, so droht auch im Olarro-Gebiet das Ende der friedlichen Koexistenz zwischen Mensch und Natur: Das bisher gemeinschaftlich genutzte Land wird derzeit an einzelne Familien aufgeteilt und eingezäunt. Ausverkauf und industrielle Landwirtschaft könnten die Folge sein – mit unabsehbaren Auswirkungen auf das Gesamtökosystem und die großen Wildtierherden. Die Tiere sind jedoch dringend auf Weideflächen und Wanderrouten angewiesen, die nicht durch Zäune, Landwirtschaft und Siedlungen „zerschnitten“ sind.  

Und das sogar mehr als je zuvor, denn durch die Klimakrise mit ihren immer unregelmäßigeren Niederschlägen finden sie in den vermehrten Dürrephasen oft nur noch hier, auf den Weideflächen der lokalen Gemeinden, Nahrung und Wasser. Die Zeit drängt, denn sind die Landflächen erst einmal umgewandelt, bebaut und eingezäunt, neue Häuser und Straßen gebaut, ist es wohl für immer zu spät. Der WWF arbeitet deshalb intensiv daran, diese besonders wichtigen und noch dazu traumhaft schönen Naturlandschaften im nördlichen Bereich der Masai Mara für Mensch und Natur zu retten.

Das macht der WWF in der Ripoi Conservancy

Die Landeigner in Kenia werden aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer Heimat beteiligt © Austine Okande
Die Landeigner in Kenia werden aktiv an der nachhaltigen Gestaltung ihrer Heimat beteiligt © Austine Okande

Bevor das Ziel erreicht werden kann und mit Ripoi ein weiteres Gemeindeschutzgebiet ins Leben gerufen wird, ist noch viel zu tun. Im nächsten Schritt wird der WWF eine Landeigner:innen-Vereinigung aufbauen und staatlich registrieren. Sobald das geschehen ist, wird diese Selbstverwaltung mit jedem der 2.500 Landeigner:innen einen langfristigen Pachtvertrag schließen. Bei diesem Prozess werden die Landeigner:innen maßgeblich beteiligt und in vielen Gesprächen werden die Rahmenbedingungen gemeinsam beschlossen. Die Massai verpachten dann einen Teil ihres eigenen Landes an die Gemeinschaft – das neue Gemeindeschutzgebiet entsteht. Dieses Land wird den Wildtieren überlassen, während die Massai ihre Viehweiden gemeinschaftlich und nachhaltig nutzen.

Damit diese Gemeinschaft der Landeigner:innen das Land gemeinschaftlich und effektiv verwalten kann, wird ein Conservancy Office aufgebaut sowie unter Beteiligung aller Mitglieder ein Managementplan entwickelt und umgesetzt. Dieser umfasst eine genaue Landnutzungsplanung, die Etablierung von hindernisfreien Wildtier- und Ökosystem-Korridoren und eine Kernzone ohne jede Nutzung. Dazu kommen weitere Zonen mit nachhaltiger, strikt begrenzter Beweidung durch die Landeigner:innen und umfassende Restaurierungsmaßnahmen auf der gesamten Fläche.

Um all dies umzusetzen und die gemeinschaftlich entwickelten Schutzverordnungen durchzusetzen, werden mindestens 20 Ranger:innen benötigt, die ausgebildet und ausgerüstet werden müssen. Hierfür braucht es auch neue Stationen für Ranger:innen, eine zuverlässige Wasserversorgung und ein Verwaltungsgebäude. Zugleich wird parallel ein Businessplan entwickelt und umgesetzt, mit dessen Hilfe langfristige, nachhaltige Einkommen für die Landeigner:innen generiert werden sollen.

Nachhaltige Einkommensquellen schaffen

Das WWF-Projekt im Olarro-Gebiet soll schrittweise nicht nur nachhaltige Einkommen für die lokalen Gemeinden und Landeigner:innen aufbauen, sondern mittelfristig auch den Großteil der Kosten für Pacht, Verwaltung und Ranger:innen des neuen Schutzgebiets selbst erwirtschaften.

Besondere Bedeutung hat dabei der Natur-Tourismus. Dafür sind ein bis zwei zertifizierte Öko-Lodges geplant, die schrittweise vor allem Arbeitsplätze schaffen und Geld für die Landpachten erwirtschaften. Ökotouristen sollen hier exklusiv, ökologisch und sozial verträglich die Natur und die Kultur der Massai erleben können. So entsteht hier ein neues Gleichgewicht zwischen Nutzung und Natur, welches die einzigartige Tierwelt und die natürlichen Ressourcen erhält und zugleich eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht, ohne die einzigartige Kultur der indigenen Massai zu zerstören. Außerdem werden Kooperativen für die Viehzüchter aufgebaut, um mit weniger Vieh nachhaltig mehr Ertrag zu erwirtschaften und Bienenzucht zu etablieren.

Mit Ihrer Spende helfen Sie dabei, dass das Ripoi Gemeindeschutzgebiet eine intakte Landschaft für Menschen und Wildtiere sichern kann und Vorbild für andere Schutzgebietsprojekte wird. 

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