Die CITES CoP20 in Samarkand, Usbekistan ist ein bedeutender Durchbruch – insbesondere für bedrohte Hai- und Rochenarten. Nach zwei Wochen intensiver Verhandlungen, die von politischen Interessen und starkem Lobbydruck geprägt waren, hat die Weltartenschutzkonferenz weitreichende Beschlüsse für strengere Schutzmaßnahmen gefasst.

Die Beschlüsse der Konferenz setzen ein wichtiges Signal in einer Zeit, in der der internationale Handel immer mehr wildlebende Tier- und Pflanzenarten an den Rand des Aussterbens drängt. Sie sollen besonders bedrohte Bestände stabilisieren.

Ein entscheidender Durchbruch blieb jedoch aus: Für den dringend benötigten besseren Schutz gefährdeter Aale kam keine Mehrheit zustande.

45 Haiarten besser geschützt

Weißspitzen Hai © Simon Lorenz / WWF-Hong Kong
Weißspitzen-Hai © Simon Lorenz / WWF Hong Kong

Besonders erfreulich ist, dass auf der CoP20 viele Meeresarten neuen oder erweiterten Schutz erhalten haben: 45 Haiarten werden nun besser geschützt. Erlaubt ist internationaler Handel nur noch, wenn die Bestände nicht gefährdet werden und aus einer legalen Quelle stammen.

Der internationale Handel mit Weißspitzen-Hochseehaien, mit Walhaien sowie neun Arten von Manta- und Teufelsrochen wurde sogar ganz verboten – eine Premiere bei Haien. Auch 18 Arten vom Aussterben bedrohter Geigenrochen dürfen bis auf Weiteres nicht mehr gehandelt werden, da ihre Ausfuhrquoten auf null gesetzt wurden.

Haie und Rochen sind unverzichtbare Schlüsselarten

Pazifischer Geigenrochen auf dem Meeresboden
Pazifischer Geigenrochen © GettyImages

„Diese CoP hat gezeigt, dass sich die Staatengemeinschaft weiter zum Hai- und Rochenschutz bekennt und versucht die dramatische Lage für einige der Arten zu verbessern“, sagt WWF-Hai-Expertin Heike Zidowitz, die in Usbekistan vor Ort war.

Studien haben gezeigt, dass seit den 1970er Jahren 70 Prozent der Hai- und Rochen-Bestände geschrumpft sind. Bereits über ein Drittel der Arten gelten laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als bedroht. „Haie und Rochen sind unverzichtbare Schlüsselarten: Sie sorgen so auch für gesunde Fischbestände, die die Nahrungsgrundlage für Millionen von Menschen sind“, erklärt Zidowitz. Die Entscheidungen der CoP20 könnten nun eine entscheidende Trendwende für diese Arten einleiten.

Stärkung für Elefanten und Nashörner

Elefanten in der Masai Mara © Martin Harvey / WWF
Elefanten in der Masai Mara © Martin Harvey / WWF

Die in Samarkand getroffen Entscheidungen zu Elefanten und Nashörnern stärken den Artenschutz. Der kommerzielle grenzüberschreitende kommerzielle Handel mit Elefanten-Elfenbein und Nashornhorn bleibt verboten: Die Pläne einzelner Länder, den Handel zu öffnen, sind krachend gescheitert.

Durch die Annahme verschärfter Kontrollmechanismen verpflichten sich die Vertragsstaaten, ihre Vollzugsstrukturen auszubauen und grenzüberschreitend enger zu kooperieren. Für den WWF ist dies ein zentraler Schritt, denn der schwächste Punkt im Artenschutz war lange die unzureichende Umsetzung nationaler Maßnahmen. Die neuen Beschlüsse bringen hier konkrete Verbesserungen.

Auch bei weniger bekannten Arten konnten die Konferenz wichtige Fortschritte erzielen. Mehrere Reptilien, die für den Heimtierhandel gefangen werden, wurden neu in die CITES-Listen aufgenommen.

Für den Artenschutz ist das ein enormer Gewinn: Viele dieser Tiere verschwinden unbemerkt aus der Natur, weil sie weder öffentlich wahrgenommen noch ausreichend erforscht sind. Die Listungen schaffen nun erstmals Transparenz und ermöglichen eine nachhaltigere Regulierung des internationalen Handels.

Den Beschlüssen der Konferenz gingen jahrelange wissenschaftliche Vorbereitung und intensive politischer Überzeugungsarbeit voran. Der WWF hat bei manchen Arten maßgeblich beim Zusammenstellen von umfangreichen Datensätzen, neuen Populationsmodellen und belastbaren Handelsschätzungen beigetragen. All diese Informationen halfen, die Dringlichkeit sichtbar zu machen. Ein Moment, der Hoffnung macht – nicht nur für Haie, sondern für den gesamten internationalen Artenschutz.

„Die CITES CoP gibt uns Rückenwind und die Zuversicht, dass auch im Fahrtwind von zunehmender nationaler Egozentrik internationaler Artenschutz möglich ist. Sie zeigt, dass internationale Naturschutzpolitik Wirkung entfalten kann – wenn sie wissenschaftsbasiert, transparent und entschlossen betrieben wird.“

Dr. Stefan Ziegler, Artenschutzexperte des WWF

Für den WWF ist die CoP20 deshalb mehr als eine Liste technischer Beschlüsse. Die Ergebnisse stärken bedrohte Arten weltweit.

Wenn Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, können wir Arten retten – auch die, die seit Jahrzehnten unter massivem Druck stehen.

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