Der indonesische Teil Borneos wird Kalimantan genannt, in Malaysia besteht er aus den Staaten Sabah und Sarawak. In dieser Region leben Nasenaffen. Ihren Namen verdanken sie der außergewöhnlich großen Nase der Männchen.

Nasenaffen (Nasalis larvatus) sind aufgrund der ungewöhnlich großen Nase der Männchen leicht zu identifizieren. Sie leben in Regionen von bis zu 200 Metern Höhe, hauptsächlich in flussnahen Mangroven, Auen- und Sumpfwäldern. Die Tiere haben sich an ihren feuchten Lebensraum angepasst und sind hervorragende Schwimmer. Die Nacht verbringen sie meist auf Bäumen entlang der Ufer von Flüssen oder Seen. Nasenaffen gibt es nur auf Borneo und dort kommen sie in Brunei, Indonesien (Kalimantan) und Malaysia (Sabah und Sarawak) vor.

Wo es auf Borneo Nasenaffen gibt, ist relativ gut bekannt, da man sie sehr gut beobachten kann. Das macht sie auch zu einer interessanten Touristenattraktion. Dennoch ist nicht bekannt wie viele Nasenaffen es auf Borneo insgesamt noch gibt. Nach Angaben der IUCN gibt es in Sarawak weniger als 1.000 Nasenaffen. In Sabah gibt es nur noch große Populationen in Kinabatangan und in der Dewurst Bay in den östlichen Deltas. Aus Indonesien gibt es keine aktuellen Zahlen.

Lebensraumverlust und Jagd bedroht die Tiere

Nasenaffen in Sabah / Malaysia © Alain Compost / WWF
Nasenaffen in Sabah / Malaysia © Alain Compost / WWF

Die Populationen der Nasenaffen gehen in vielen Gebieten dramatisch zurück. Gründe dafür sind insbesondere der Verlust von Lebensraum und die Jagd. Ihr Lebensraum schrumpfte zwischen 2005 und 2015 schätzungsweise um fast 30 Prozent (beinahe 900.000 Hektar).

Eine Untersuchung ergab, dass zwar einige der großen Populationen in den Küstengebieten unter Schutz stehen, die meisten anderen aber stehen unter starkem Druck – vor allem aufgrund der Entwicklung von Aquakultur in Ost- und Nordkalimantan sowie Plantagen in Westkalimantan. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Nasenaffen als stark gefährdet ein – das Risiko, dass die Tiere in der Natur bald ausgestorben sind, ist sehr hoch.

Nur sehr wenige der Populationen im Landesinneren, die entlang der großen Flüsse und Seen vorkommen, sind geschützt. Sie sind an vielen Orten von der Umstellung auf Landwirtschaft, aber auch durch die Ausbreitung menschlicher Siedlungen und Infrastruktur, bedroht. Verstreute Populationen kommen auf ganz Borneo vor. Diese Lebensräume sind heute oft isoliert und nicht miteinander verbunden. Auch der Bau von Dämmen und Bewässerungskanälen verwandelt die flussgebundenen Ökosysteme.

Die Jagd stellt in vielen Gebieten Kalimantans eine große Bedrohung dar und kann kleinere Populationen vernichten. Zumal Nasenaffen relativ lethargisch und deshalb leicht zu jagen sind. In Sabah, Sarawak und Brunei wird der Nasenaffe nur noch nebenbei gejagt und ist zu einer ikonischen Art geworden.

Was muss getan werden, um die Nasenaffen zu schützen?

Im Jahr 2016 hat die indonesische Regierung 25 Arten bestimmt, deren Lebensraum geschützt werden soll und deren Populationen wachsen sollen. Eine von diesen Arten sind Nasenaffen. Dafür gilt es nun, die geeigneten Maßnahmen umzusetzen:

  • Bewusstseinsbildung und Naturschutzkampagnen auf allen Ebenen – in Gemeinden, auf Distrikt-, Provinz-, nationaler und internationaler Ebene, auch um die notwendigen finanziellen Ressourcen zu sichern.
  • Zusammenbringen der unterschiedlichen Akteure: Unternehmen, Politik, ländliche Bevölkerung. Damit sie gemeinsam und abgestimmt Pläne entwickeln und umsetzen, um Nasenaffen zu schützen.
  • Verknüpfung von Klimaschutzstrategien und –verbindlichkeiten mit dem Schutz von Mangroven-Ökosystemen als hocheffiziente Kohlenstoffreservoire.
  • Ausweisung von zu schützendem Lebensraum der Nasenaffen in Raumordnungsplänen.
  • Bestandsaufnahmen von Populationen und Schutz des verbleibenden Lebensraums.
  • Anreicherungspflanzung von geschädigtem Lebensraum durch Aufforstungsprojekte, insbesondere mit Nasenaffen-Futter- und Schlafbäumen.
  • Aufforstung zur Verbindung bislang isolierter Schutzgebiete und Lebensräume der Nasenaffen.
  • Beibehalten der Gesetze zum Schutz der Nasenaffen und ihres Lebensraums. Sicherstellen, dass keine neuen Gesetze und Richtlinien erlassen werden, die ihren Lebensraum und ihre Population bedrohen.
  • Ausarbeitung von Richtlinien für einen schonenden Umgang mit der Natur durch Tourismusunternehmen und von Verpflichtungserklärungen zur Eindämmung von ungeregeltem Bootstourismus.
  • Verzahnung von Naturschutz und Entwicklung durch nachhaltige Wirtschaftsansätze.
  • Unterstützung regelmäßiger Überwachungsmechanismen und strikte Strafverfolgung im Falle von Jagd und Handel mit Nasenaffen.

Was macht der WWF zum Schutz der Nasenaffen

Palmöl-Ernte auf Sumatra © James Morgan / WWF-International
Palmöl-Ernte auf Sumatra © James Morgan / WWF-International

In Westkalimantan bedrohen Holz- und Palmölplantagen den Lebensraum der Nasenaffen zunehmend. Um es den Tieren zu ermöglichen, weiterhin in der Kubu-Mendawak-Landschaft umher zu streifen und von einem Wald zum nächsten zu wandern, moderierte der WWF eine Vereinbarung zwischen drei Forstunternehmen, einer Ölpalmplantage, einer Ökosystemrestaurationskonzession und einem Forstamt.

Darin beschlossen die unterschiedlichen Akteure, einen 22.223 Hektar großen Korridor für Nasenaffen auszuweisen und zu schützen. Im Anschluss an die Vereinbarung analysierte der WWF die Lebensräume und Populationen der Nasenaffen. Es leben dort noch ca. 330 Nasenaffen in unterschiedlichen Mangrovenwaldtypen. Das dient als Grundlage, um einen Managementplan zu entwickeln. Verantwortlich für die Entwicklung des Managementplans ist das Forstamt in Konsultation mit der Naturschutzbehörde.

Es wird zusätzlich auch illegale Aktivitäten und Waldbrandgefahr überwachen. In Zusammenarbeit mit dem Forstamt organisierte der WWF auch Treffen mit dem Dorfwaldkomitee von Kaliban, um einen Aktionsplan zum Schutz von Orang-Utans, Gibbons und Nasenaffen in ihren Gebieten (7.244 Hektar) zu entwickeln. Dieser Aktionsplan soll ab Juli 2020 umgesetzt werden.

Den Lebensraum der Tiere schützen

Der Kernlebensraum der Nasenaffen in Nordkalimantan war lange aufgrund seiner abgeschiedenen Lage vor Entwaldung geschützt. Das ändert sich jedoch rasant. In der Küstenregion der Provinz sind indonesische und ausländische Firmen sehr aktiv im Abbau von Rohstoffen, von Erdöl und -gas über Diamanten bis hin zu Kohle. Das noch weitgehend gesunde Ökosystem dieser jungen Provinz ist zunehmend gefährdet durch kurzsichtige Entwicklungsplanung und Profitgier.

Aktuell gebaute Straßen und geplante Umsiedlungen zur Erschließung neuer Marktzugänge bedrohen den Lebensraum der Nasenaffen. Dies gilt es zu verhindern. Schutzgebiete und wichtiger Lebensraum der Nasenaffen müssen erhalten und miteinander vernetzt werden.

Hierzu ermittelt der WWF in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden, staatlichen Forstbehörden und privaten Konzessionsunternehmen Daten zum Vorkommen der Populationen auch außerhalb von Schutzgebieten und berät die unterschiedlichen Akteure bei der Ausweisung von zu schützendem Nasenaffenlebensraum in Raumordnungsplänen auf Provinz- und Distriktebene.

Kürzlich konnten erstmalig Datenaufnahmen in der Projektregion im Distrikt Nunkan ausgewertet werden: In den beiden untersuchten Dorfgebieten leben jeweils 12 Gruppen von Nasenaffen, mit einer Anzahl von insgesamt 278 bzw. 87 Individuen. Aus dem untersuchten Status des nachgewiesenen Kernlebensraums lassen sich nun angepasste Maßnahmenpakete für deren Schutz ableiten.

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