Betrachtet man die Handelswege von Hai-Produkten genauer, erweist sich Hong Kong zwar als eindeutiger Knotenpunkt, doch das Netz des grausamen Geschäftes spannt sich um die ganze Welt. Neben den Haifischflossen wird außerdem das Hai-Fleisch seit Jahren vermehrt weltweit gehandelt – die Fischindustrie will schließlich möglichst viel ihres Fangs verwerten. Und so finden sich sogar in europäischen Geschäften Produkte wie Kalbsfisch, Königsaal oder Schillerlocken, hinter deren blumigen Namen sich in Wahrheit Hai verbirgt.
Was auf den Straßen Hong Kongs säuberlich gestapelt in der Sonne liegt, zeugt von äußerster Grausamkeit und rücksichtsloser Ausbeutung: Es sind Haifischflossen, die den Tieren oft sogar noch lebend abgetrennt werden. Zu Tausenden trocknen sie auf Hong Kongs Dächern, in Höfen und Gassen. Die asiatische Großstadt ist Hauptumschlagplatz für Hai-Produkte weltweit. Fast die Hälfte des internationalen Haifischflossen-Handels läuft heute über Hong Kong.
Haifischflossen: Ein lohnendes Geschäft
Immer mehr Hai-Arten sind inzwischen vom Aussterben bedroht – und doch boomt der Handel mit ihnen und besonders ihren Flossen. Diese sind schließlich eines der teuersten Fischprodukte überhaupt, eine einzelne Haifischflosse ist bis zu 1000 Euro wert. Das liegt vor allem an der Haifischflossen-Suppe, die in Asien als Delikatesse und deren Konsum als Statussymbol gilt. Doch die Schuldtragenden am Leid der Haie sind weltweit zu suchen und noch immer wird der internationale Hai-Handel viel zu wenig überwacht und kontrolliert.
Die Spur führt auch nach Europa
Heiß begehrt in Hong Kong
Besonders bedrohte Arten wie der Hammer-Hai stehen heute unter Schutz und dürfen wenn überhaupt nur unter sehr strengen Auflagen gehandelt werden. Trotzdem finden auch sie immer wieder ihren Weg auf Hong Kongs Märkte. Grund dafür sind nicht nur mangelnde Fischereikontrollen, sondern ebenso die anhaltend hohe Nachfrage nach Hai-Produkten und Lieferanten, die bereit sind, diese zu stillen. Eine gründliche Aufklärung der Verbraucher ist deshalb unerlässlich – weltweit, aber gerade auch in Hong Kong: Hier blüht nicht nur der Handel, hier wird besonders viel Hai konsumiert. Will man neben der Nachfrage die Quellen versiegen lassen, muss man ferner zwingend bei den Lieferanten und Lieferketten ansetzen.
Nicht in unserer Küche: Ein Umdenken ist möglich
Dank der Überzeugungsarbeit des WWF und anderer Artenschutzorganisationen haben sich bereits viele große Hotelketten verpflichtet, keine Haifischflossen-Suppe mehr zu servieren. Sie geben nicht nur weiteren Hotels und Restaurants ein gutes Beispiel, sondern können auch bei den Konsumenten einen neuen Trend setzen: Weg vom Statussymbol, hin zum Tabu. Dieser Erfolg zeigt: Es ist durchaus möglich, die Anbieter zum Umdenken zu bewegen.
Wichtig ist nun, dass es weitergeht, dass noch mehr Lieferanten überzeugt und noch viel mehr Konsumenten aufgeklärt werden, dass bedrohte Arten durch striktere Regeln und Kontrollen in der Fischerei besser geschützt werden und dass weitere Hai-Arten unter Schutz gestellt werden.