Im ecuadorianischen Napo bauen indigene Gemeinschaften Kakao in Agroforstsystemen an und schützen so den Regenwald. Raquel Cayapa bringt mit der Kooperative Kallari deren Produkte nach Deutschland – unterstützt vom WWF.

Von Anfang an, war Kakao Teil des Lebens von Raquel Cayapa. Aufgewachsen ist sie im ecuadorianischen Amazonasgebiet in einer Familie von Kleinproduzent:innen. Als Kind liebte die kleine Raquel den Geschmack des Fruchtfleisches. Heute vertreibt sie von Deutschland aus nachhaltig angebaute Produkte aus ihrer Heimatregion: Vanille, Guayusa - ein Tee-ähnliches Kraut, vor allem aber Schokolade über die Kooperative Kallari.

Raquel Cayapa stammt aus einer indigenen Kichwa-Gemeinschaft in Napo. In Tübingen lebt sie seit 26 Jahren. Sie kam damals zum Studium der Forstwirtschaft in die baden-württembergische Universitätsstadt – und blieb.

Indigene Vereine

Waldgarten (Chakra) in Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Waldgarten (Chakra) in Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

In Ecuador wurde Kakao schon vor 5.000 Jahren angebaut. Heute stammen zwei Drittel des weltweiten Kakaos aus Westafrika. Das südamerikanische Land ist dennoch der drittgrößte Kakaoproduzent, insbesondere für Edelkakao der Sorte „Arriba Nacional“.

Der WWF arbeitet schon seit einiger Zeit mit indigenen Kooperativen in der Provinz Napo zusammen. Neben Kallari sind das Wiñak und Tsatsayaku. Kakao wird in Napo auf traditionelle Art und Weise angebaut, im Agroforstsystem, in sogenannten Chakras.

Chakras sind Waldgärten, in denen auf kleinen Flächen Nutzpflanzen in den Regenwald gesetzt werden. Bis zu 100 verschiedene Pflanzenarten wie Bananen, Yucca, Hülsenfrüchte und eben Kakao bilden darin ein stabiles Ökosystem und ergänzen sich gegenseitig. Durch ihre Vielschichtigkeit sind die Chakras besonders widerstandsfähig gegenüber klimatischen Veränderungen.

Erhalt des Regenwalds

Auch Papageien gehören zu der reichen Biodiversität in Kolumbien © WWF Kolumbien
Auch Papageien sind in Chakras zu Hause © WWF Kolumbien

Diese traditionelle Anbauweise ist minimalinvasiv und nachhaltig. Nicht nur die Biodiversität wird geschützt – Chakras sind für Insekten und andere Tiere wertvolle Lebens- und Rückzugsräume – Agroforstsysteme tragen auch aktiv zur Bekämpfung der Klimakrise bei.

Baut man Kakao hingegen in unbeschatteten Systemen an, sind die Erträge zwar zunächst um ein Vielfaches höher, aber die monokulturelle Landwirtschaft laugt den Boden so sehr aus, dass immer wieder neue Felder erschlossen werden müssen und dafür Regenwald abgeholzt wird. Um der wachsenden Nachfrage nach Schokolade nachzukommen, werden auf der ganzen Welt für den Kakaoanbau Regenwälder zerstört.

„Weibliche Räume“

In Ecuador leben Kichwa-Kleinbäuerinnen seit Jahrhunderten von und mit dem Regenwald © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador .
In Ecuador leben Kichwa-Kleinbäuerinnen seit Jahrhunderten von und mit dem Regenwald © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador .

Indem der WWF mit indigenen Kleinproduzent:innen und Kooperativen im ecuadorianischen Amazonas-Gebiet zusammenarbeitet, setzt er sich für eine entwaldungsfreie Lieferkette für Kakao und Schokolade ein. Nicht zuletzt stärkt das Engagement des WWF in Ecuador auch die Position von Frauen vor Ort, denn sie sind es, die die Chakras der Kichwa-Gemeinschaften verwalten. Frauen koordinieren, planen, ernten und treffen Entscheidungen. Kulturell gelten Chakras als „weibliche Räume“.

Chakras, so erklärt es Raquel Cayapa, seien mehr als nur Gebiete, in denen Pflanzen angebaut werden: „Die Chakra ist auch ein Ort, wo wir Wissen austauschen. Das ist ein Teil unserer Kultur“. Würden sie die Chakra verlieren, ginge auch ein Kern der Kichwa-Kultur verloren.

Kultur der Kichwa

Alle ein bis zwei Jahre reist Cayapa persönlich nach Napo. Hauptsächlich findet die Zusammenarbeit mit der Kooperative digital statt. Von Tübingen aus vertreibt sie die hochwertigen Kakaoprodukte von Kallari. Hin und wieder veranstaltet sie dort auch Kakaozeremonien, um einem interessierten Publikum in Deutschland Einblicke in die Kultur der Kichwa zu gewähren.

Kooperativen wie Kallari zeigen, wie eine nachhaltige und faire Zukunft des Kakaoanbaus aussehen kann. Sie bewahren die Artenvielfalt des Regenwaldes und sichern den Lebensunterhalt kleinbäuerlicher Familien. Ihre Arbeit schlägt eine Brücke nach Deutschland – nicht nur für die Produkte, sondern auch für das Wissen über den Wert von Kakao und Schokolade.

  • Frauen kämpfen um ihre Teilhabe in den Kakao-Lieferketten © GIZ Ecuador Edelkakao aus Agroforstsystemen

    Dass der Anbau von Kakaobohnen einen Beitrag zum Erhalt der lokalen Biodiversität leisten kann, zeigt ein Projekt, das gemeinsam von WWF Ecuador und WWF Deutschland durchgeführt wird. Zum Projekt

  • Das Innere der Kakaofrucht © Alejandro Janeta / WWF Ecuador Kakao

    Kakao ist einer der meistgehandelten Agrarrohstoffe. Was wir im Supermarkt vor den gefühlt tausenden verschiedenen Sorten leicht vergessen: Schokolade ist ein Luxusgut. Zur Übersicht