Sie sind die Hüter des Waldes und die besten Partner im Kampf gegen die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes: Indigene und traditionelle Völker. Dort, wo sie leben, ist der Wald größtenteils noch intakt und das Ökosystem im Gleichgewicht. Um indigene Völker beim Schutz ihrer Territorien zu unterstützen, startete im Januar 2022 das WWF-Projekt „Schutz indigener und traditioneller Völker Brasiliens“. Es ist das bisher größte seiner Art und kann heute bereits beeindruckende Erfolge vorweisen.

Ziele und Maßnahmen

Durch verbesserten Gebietsschutz, Gesundheit, soziales Wohlergehen und politische Partizipation sollen indigene und traditionelle Völker so weit gestärkt werden, dass sie die weitere Vernichtung ihres Landes verhindern können. Das Projekt unterteilt sich dabei in fünf Bereiche:

  1. Projektfortschritt im Kampf gegen Entwaldung
  2. Monitoring und Schutz der Territorien gegen illegale Eindringline
  3. Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten lokaler Nichtholzwaldprodukte
  4. Feststellung und Eindämmung der Quecksilberkontamination durch illegalen Goldabbau
  5. Stärkung der öffentlichen und politischen Beteiligung

1. Projektfortschritt im Kampf gegen Entwaldung

In den Indigenen Territorien der Projektlandschaften Acre und Rondônia wurde der Trend der ansteigenden Entwaldung bereits gebrochen. In Acre wurde ein Rückgang um 94 Prozent gegenüber dem Ausgangswert festgestellt, in Rondonia ein Rückgang von 60 Prozent. Und dass, obwohl 2021 und 2022 Rekordjahre waren, wenn man die Entwaldung im gesamten brasilianischen Amazonasgebiet betrachtet.

  Entwaldung
Landschaft Durchschnitt 2021 2022 Rückgang
Acre 118,6 Hektar 25,7 Hektar 7,35 Hektar 93,8 Prozent
Rondônia 1.266 Hektar 1.185 Hektar 502,7 Hektar 60,3 Prozent

Der Rückgang der Entwaldung kann neben anderen Einflussgrößen direkt auf die Projektaktivitäten, wie zum Beispiel Überwachungsmissionen, zurückgeführt werden. Bisher wurden in Rondônia vier großangelegte Überwachungsmissionen mit 16 durch das Projekt ausgebildeten indigenen Ranger:innen durchgeführt. Dabei wurden unterschiedliche Entwaldungswarnungen mit Hilfe eines mobilen Warnsystems zur Entwaldung (SMDK-Applikation), das mit Unterstützung des Projekts entwickelt wurde, im Feld validiert. Die Missionen wurden in Zusammenarbeit mit der nationalen Umweltpolizei, der Nationalen Streitkraft für öffentliche Sicherheit und der nationalen indigenen Behörde geplant. In der Acre Landschaft wurden bereits zehn territoriale Überwachungsmissionen in den am stärksten bedrohten Territorien durchgeführt.

2. Monitoring und Schutz der Territorien gegen illegale Eindringlinge

Die neuen Drohnen sollen den Indigenen helfen, hier die Uru-Eu-Wau-Wau, ihr Land zu schützen © Marizilda Cruppe / WWF-UK
Die neuen Drohnen sollen den Indigenen helfen, hier die Uru-Eu-Wau-Wau, ihr Land zu schützen © Marizilda Cruppe / WWF-UK

Das Ziel: Indigene Gebiete werden von mindestens 75 gut ausgerüsteten Umweltranger:innen überwacht. Außerdem sammeln und veröffentlichen lokale Fernerkundungszentren Informationen über Entwaldung und illegale Invasionen. Ranger:innen werden dazu fähig sein, qualifizierte Strafanzeigen an die zuständigen Behörden zu stellen, damit illegale Eindringlinge konsequent strafverfolgt werden.

Projektfortschritt bis Dezember 2022

  • Vier Drohnen, vier Kameras, zwölf Walkie-Talkies, 21 Smartphones, zehn mobile Solaranlagen, zehn Powerbanks sowie persönliche Schutzausrüstung wurden erworben und an indigene Vereinigungen übergeben.
  • Ein Allrad-Pickup, vier Quads und drei Aluminiumboote konnten angeschafft werden.
  • 161 Indigene wurden für sichere und effektive Überwachungsaktivitäten geschult.
  • Ein auf indigene Rechte und Umweltkriminalität spezialisierter Jurist wurde angestellt.

Besonderer Erfolg: Während einer Überwachungsmission in dem indigenen Territorium Uru-Eu-Wau-Wau konnten illegale Holzfäller entdeckt werden. Nicht nur wurden Geldstrafen gegen sie verhängt, auch wurden acht mit illegalem Holz beladene Lastwagen umgehend beschlagnahmt.

3. Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten lokaler Nichtholzwaldprodukte

Paranuss © Adriano Gambarini / WWF Living Amazon Initiative
Paranuss © Adriano Gambarini / WWF Living Amazon Initiative

Das Ziel: Die nachhaltigen Einkommensmöglichkeiten werden durch den Aufbau von Kompetenz in Produktion, Qualitätssicherung, Nachverfolgbarkeit und Zertifizierung lokaler Nichtholzwaldprodukte sowie der Erschließung neuer Märkte verbessert. Außerdem wird eine Anlage zur Verarbeitung von Paranüssen in der Landschaft Rondônia eingerichtet sein.

Projektfortschritt bis Dezember 2022

  • Die ersten Schritte zur Aufnahme der indigenen Produzenten zweier Verbände in die Zertifizierungsplattform „Origens Brasil“ wurden getan. Zusätzlich wurden Tablets und Smartphones für die regelmäßige Datenerfassung und Registrierung der Erzeuger gekauft.
  • Wichtige Planungsschritte für den Bau einer Verarbeitungsanlage für Paranüsse sowie kleiner Lagerhäuser wurden eingeleitet. Ein Kleinlastwagen für den Transport der Paranüsse wurde angeschafft.
  • Ein Berater wurde den indigenen und lokalen Gruppen zur Seite gestellt, um diese bei der Ernte und Weiterverarbeitung sowie dem Zugang zu staatlichen Förderprogrammen zu unterstützen.
  • Vier Indigene Gemeinden konnten ihr Gesamteinkommen aus dem Verkauf von Paranüssen bereits um mehr als 20 Prozent steigern.

4. Feststellung und Eindämmung der Quecksilberkontamination durch illegalen Goldabbau

Mit Quecksilber verunreinigte Sedimente aus Goldminen fließen in den Tapajós-Fluss © Chris Ratcliffe / WWF-UK
Mit Quecksilber verunreinigte Sedimente aus Goldminen fließen in den Tapajós-Fluss © Chris Ratcliffe / WWF-UK

Das Ziel: Die Quecksilberbelastung und der Gesundheitszustand der Munduruku Indigenen am Tapajos werden bewertet und verbessert. Die indigenen Gemeinschaften werden über die Ursachen und Auswirkungen der Quecksilberkontamination sensibilisiert und erarbeiten gemeinsam Strategien zur Quecksilbereindämmung.

Projektfortschritt bis Dezember 2022

  • Ein erster Pilotkurs zur Diagnose und Behandlung von Quecksilberverunreinigungen für das lokale Gesundheitspersonal hat stattgefunden.
  • Die Ausschreibungsprozesse für die Bauarbeiten an neuen Wasserversorgungssystemen in besonders betroffenen Gebieten wurden eingeleitet.
  • Um die Transparenz und die rechtlichen Verfahren zur Kontrolle des illegalen Goldabbaus zu erhöhen, haben zwei Workshops für Staatsanwält:innen stattgefunden.

In einer Reihe von Treffen mit Akteur:innen aus der Branche und Wissenschaftler:innen wurden die Aspekte einer ökologischen und sozialen Goldhandelskette erörtert.

5. Stärkung der öffentlichen und politischen Beteiligung

Indigene aus ganz Brasilien kamen zur Indigenen Woche zusammen © WWF Brasilien
Indigene aus ganz Brasilien kamen zur Indigenen Woche zusammen © WWF Brasilien

Das Ziel: Zwölf Basisorganisationen und Kollektive beteiligen sich aktiv an nationalen Netzwerken, welche sich für die Rechte indigener und traditioneller Gruppen einsetzen. Zwei Kampagnen werden gestartet, um die nationale und internationale Lobbyarbeit zur Verteidigung der Rechte indigener Gruppen zu unterstützen.

Projektfortschritt bis Dezember 2022

  • Zwölf lokale Basisorganisationen und Kollektive, deren öffentliche und politische Beteiligung gestärkt werden soll, wurden ausgewählt und je mit einer Kamera, einem Smartphone und einem Laptop ausgestattet.
  • In den Monaten Oktober bis Dezember 2022 wurden zehn Schulungen mit den Basisorganisationen in den Bereichen „öffentlicher Kommunikation, Kampagnen und Lobbyarbeit sowie Risikomanagement für die persönliche und institutionelle Sicherheit“ durchgeführt.
  • Um die Wirkung und Reichweite politischer Kampagnen zu erhöhen, wurde eine Beratung unter Vertrag genommen sowie 14 junge Aktivist:innen aus indigenen und traditionellen Gebieten ausgewählt, um bei den Kampagnen zu unterstützen.
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