Die indigene Gemeinschaft von Umancia zu erreichen, ist nicht einfach. Von der nächstgelegenen Gemeinde Leguízamo aus braucht ein Boot manchmal bis zu sechs Stunden, um an diesen abgelegenen Ort zu gelangen. Nur 26 Familien leben hier. Und doch ist dort in aller Abgeschiedenheit mitten im Amazonas-Regenwald ein Buch entstanden, das „Eroinano“ heißt. Es ist ein umfassender Leitfaden, der das traditionelle Wissen der Indigenen über die Schätze der Natur enthält.

Die Indigenen-Gemeinde Umancia liegt innerhalb des Territoriums der Murui-Muina abgeschieden mitten im kolumbianischen Amazonasgebiet. Umanica ist eine der Gemeinden, die am Jaguar-Monitoring in Kolumbien beteiligt sind. Die Menschen in Umanica haben sich aber nicht nur den Jaguaren verschrieben, sie erforschen das gesamte indigene Gebiet und erfassen auch die anderen Arten, die darin leben.

Das Ergebnis ihrer Arbeit heißt „Eroinano“. Es ist eine Art Handbuch über die Naturschutzarbeit der Menschen in Umancia und das erste Buch, das von der Gemeinde produziert wurde. In einer solch abgelegenen Region ein Buch zu produzieren, ist eine beispiellose Leistung und ein wichtiger Schritt der Initiative zum Schutz der Jaguare und anderer Arten in Kolumbien.

Der Weg bis zum Buch

Die Gemeinde ist stolz auf das einzigartige Buch © Luis Barreto / WWF-UK
Die Gemeinde ist stolz auf das einzigartige Buch © Luis Barreto / WWF-UK

Um die Abholzung im Amazonas-Regenwald zu stoppen und diesen kostbaren Lebensraum für Arten wie den Jaguar zu erhalten, aber auch um eine effektive Regierungsführung im Amazonasgebiet zu entwickeln, arbeitet der WWF mit mehreren indigenen Gemeinden im indigenen Territorium Predio-Putumayo zusammen. Das Gebiet liegt an der Grenze zu Ecuador und Peru und somit in einer Region, in der der WWF ein trinationales Jaguar-Monitoring-Programm aufgebaut hat.

Auch die Gemeinde Umancia ist Teil dieses Prozesses. Zwanzig sogenannte indigene „Biodiversitätsbeobachter“ kartieren das Gebiet und katalogisieren die Arten, die dort leben. Sie haben sich der Erforschung des Jaguars verschrieben und nutzen dafür Kamerafallen und ihr traditionelles Wissen. Und sie sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben das gesamte Gemeindegebiet erforscht und dabei auch das Verhalten anderer wichtiger Arten analysiert. Die Idee dahinter war auch, das traditionelle Wissen der Indigenen wieder zu beleben und an die Jüngeren weiterzugeben.

Traditionelles Wissen zum Schutz der Natur

Ihre Erfahrungen haben sie im Buch „Eroinano“ auf mehr als 100 Seiten festgehalten. „Eroinano“ ist ein Wort aus der Sprache der Mɨnɨka und bedeutet „Überwachung, beziehungsweise Beobachtung des Landes“. Das Buch wurde in spanischer und indigener Sprache von den Indigenen in Umanica geschrieben und mit Unterstützung des WWF veröffentlicht. Für das Buch benutzten sie auch ihr eigenes Alphabet, es transportiert Regeln, wie bestimmte Buchstaben richtig betont werden.

Das Buch enthält traditionelle Geschichten über die für die Gemeinschaft wichtigsten Arten und viele Informationen über den kulturellen Reichtum des Murui-Muina-Volkes. Auch Erinnerungen an die Touren, die die Beobachtergruppe unternommen hat, sowie Überlegungen zur nachhaltigen Nutzung ihres Territoriums auf der Grundlage des traditionellen Wissens sind enthalten.

Das Wissen an die Jüngsten weitergeben

Neue Unterrichtsmaterialien für Kinder © Luis Barreto / WWF-UK
Neue Unterrichtsmaterialien für Kinder © Luis Barreto / WWF-UK

Dieses Buch ist ein wichtiger Leitfaden für die Naturschutz-Arbeit der Umancia-Gemeinschaft und auch für andere Gemeinden im indigenen Territorium Predio-Putumayo. Außerdem war es Grundlage für die Entwicklung mehrerer Bildungsprodukte, die dabei helfen, diese wertvollen Informationen und das traditionelle Wissen der Murui-Muina an die Jüngsten weiterzugeben. Das Material, das entstanden ist, wird derzeit in der Gemeindeschule verwendet und ist Teil der Arbeit zur Wiederbelebung eigener Traditionen und des Wissens der Indigenen über deren Land und die Natur, die der WWF vorantreibt.

Ein Beispiel dafür ist der ökologische Kalender, den die Indigenen der Gemeinde Puerto Leguizamo entwickelt haben. Er wird jetzt von der Gemeinde für traditionelle Bräuche und den nachhaltigen Umgang mit der Natur herangezogen. Entwickelt wurden aber auch Spiele, um die Kinder spielerisch an das reiche Wissen der Indigenen heranzuführen.

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