Im Lobéké-Nationalpark im Südosten Kameruns arbeiten junge Menschen aus indigenen Bantu- und Baka-Gemeinschaften an der Verwaltung des Waldes mit. Dabei verdienen sie nicht nur eigenes Geld um sich und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen, sondern tun auch gleichzeitig etwas für den Erhalt dieses einzigartigen Weltnaturerbes. Doch die Projekte stehen vor großen Herausforderungen: Die stetig steigende Nachfrage nach Arbeitsplätzen kann von der Parkverwaltung kaum befriedigt werden.

Stolz steht Marlyse Bebe Guewa vor ihrem eigenen Haus. Es besteht aus Holzbrettern, einem soliden Blechdach und befindet sich mitten in ihrem Heimatdorf Mambele am Rande des Lobéké-Nationalparks. Die Mutter von zwei Kindern konnte es mit ihrem Einkommen bauen und ist stolz, für sich und ihre Familie sorgen zu können.

Seit 2014 ist Marlyse Bebe Guewa als Biomonitoring-Assistentin im Nationalpark angestellt. Sie sammelt Daten über Wildtierbestände und stellt Kamerafallen auf, um Tiere im Wald zu filmen. Der WWF unterstützt die Parkverwaltung dabei, junge Menschen als Biomonitoring-Assistenz, Führer:innen, Träger:innen und im Camp-Management an der Verwaltung des Waldes zu beteiligen.

Sinnvolle Arbeit mit fairem Lohn

Biomonitoring Mitarbeiterin Marlyse Bebeguewa überprüft eine Kamerafalle in Lobéké © WWF
Biomonitoring Mitarbeiterin Marlyse Bebeguewa überprüft eine Kamerafalle in Lobéké © WWF

Ein durchschnittlicher Einsatz im Wald dauert zwischen zehn und zwölf Tagen und wird mit 5.000 Zentralafrikanischen Francs (etwa 7,50 Euro) pro Tag vergütet. Am Ende eines 12-tägigen Einsatzes verdient ein Biomonitoring-Assistent:in also durchschnittlich 90 Euro – ein gutes Gehalt, das Bebeguewa wohlbedacht investiert: "Bevor ich in den Wald gehe, setze ich mir ein Ziel, was ich mit meinem Geld machen will. Dank dieses Systems konnte ich mein Haus bauen und es mit Stühlen, Tellern, Töpfen und anderen Küchenutensilien ausstatten." Vor zwei Jahren kaufte sie sogar noch ein gebrauchtes Motorrad, das ihr bei der Farmarbeit hilft und ein zusätzliches Einkommen für ihren Haushalt bringt.

Zwischen Oktober 2019 und November 2021 zahlte die Lobéké-Verwaltung rund 24.000 Euro als Entlohnung für die Feldarbeit an junge Menschen aus. Die Mitarbeiter:innen verdienen nicht nur ein regelmäßiges Einkommen, sondern lernen auch den Umgang mit Werkzeugen wie GPS und Kompass sowie das Aufstellen von Kamerafallen im Wald. Sie beteiligen sich auch an der Eingabe der im Feld gesammelten Daten in eine Datenbank. "Unsere Arbeit mit den Gemeinden verschafft vielen Jugendlichen am Rande des Parks Arbeit und ein beträchtliches Einkommen – und hält sie so von illegalen Aktivitäten wie Wilderei ab", erklärt Romanus Ikfuingei, Programmleiter des WWF Jengi TNS Programms.

Gemeinschaftswälder für nachhaltige Einkommen

Konfisziertes Elfenbein in Kamerun © WWF-CARPO / Peter Ngea
Konfisziertes Elfenbein in Kamerun © WWF-CARPO / Peter Ngea

Neben der Naturschutzarbeit im Lobéké-Nationalpark, beteiligen sich die Gemeinden auch an der nachhaltigen Bewirtschaftung von Gemeinschaftswäldern. Der WWF und seine Partner konnten bereits über 40 Gemeinschaftswaldinitiativen im Südosten Kameruns umsetzen, von denen vier vollständig von den Baka verwaltet werden.

Ein Gemeinschaftswald ist zwischen 2.000 und 5.000 Hektar groß und ermöglicht den Zugang zu Holz und Nichtholzprodukten nach einem klaren Bewirtschaftungsplan. Die Gemeinden nutzen die Einnahmen aus der Nutzung und dem Verkauf von Holz und Nichtholzprodukten für ihre eigene Weiterentwicklung. So konnten bereits Klassenzimmer gebaut, neue Lehrer:innen eingestellt, der Schulbesuch von Kindern finanziert, Bohrlöcher für die Trinkwasserversorgung angelegt, die Wohnverhältnisse der Dorfbewohner:innen verbessert und die Arztrechnungen kranker Gemeindemitglieder bezahlt werden.

Einkommenssynergien zwischen Baka-Gemeinschaften

"Dank des Geldes aus dem Gemeinschaftswald habe ich ein Haus, in dem ich mit meiner Familie lebe. Ich bin so glücklich", sagt Mokossa Martin, ein Baka-Mann aus dem Dorf Yenga. Bis vor kurzem lebte er mit seiner Familie in einem Haus aus Lehm und Stroh, das durch starke Regenfälle und Winde zerstört wurde. Heute darf er ein modernes Bretterhaus sein Eigen nennen.

Mokossa, seine Frau und Kinder gehören zu den Baka-Familien, die von dem Wohnungsbauprogramm, welches von den Baka-Gemeinschaften von Yenga und Mambele initiiert wurde, profitiert haben. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Holz aus ihrem Gemeinschaftswald konnten neue Häuser gebaut und alte modernisiert werden.

Materialknappheit und Arbeitsplatzmangel

Waldbewirtschaftung in Mambele / Kamerun © Brent Stirton / Getty Images / WWF UK
Waldbewirtschaftung in Mambele / Kamerun © Brent Stirton / Getty Images / WWF UK

Trotz der großen Erfolge bei der gemeinschaftlichen Waldbewirtschaftung und der Naturschutzarbeit im Nationalpark, steht die Parkverwaltung vor großen Herausforderungen. Zum einen fehlt es an gutem Material, das die Bewirtschaftung der Wälder effizienter machen würde. Einige Gemeinden haben dadurch wenig oder gar keinen Nutzen aus dem Handel mit Holz und sind in ihrer Weiterentwicklung gehemmt.

Zum anderen wächst die Nachfrage nach Arbeit in den über 20 Dörfern rund um den Lobéké-Nationalpark stetig. Besonders brisant: In den Gemeinden, in denen es kaum Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, ist die Armut noch immer weit verbreitet. Der übermäßige Alkoholkonsum vieler Jugendlicher lässt ihr geringes Einkommen versiegen und macht sie verwundbar.

Die vom Park angebotenen Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen sowie die Unterstützung von Projekten in den Gemeinden tragen jedoch dazu bei, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern.

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