Marlyse Bebeguewas Leben ist außergewöhnlich. Nicht viele Frauen widmen sich so intensiv der Erforschung und dem Erhalt des Regenwaldes wie die junge Mutter aus Kamerun. Nur selten leiten Frauen Erkundungsmissionen durch die Tiefen des Kongobeckens. Sie müsse sich durchsetzen wie ein Mann, sagt Marlyse, wenn sie von ihren tagelangen Expeditionen in die Wälder des Nationalparks Lobéké spricht.

Tagelang im Wald

„Natürlich vermisse ich meine Familie ungemein – jedes Mal, wenn ich in den Wald gehe.“ Marlyse Bebeguewa Azombo ist 32 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Regelmäßig begibt sie sich auf die Spuren von Elefanten, Büffeln, Gorillas und anderen Wildtieren im Lobéké-Nationalpark im Südosten Kameruns. Etwa zehn Tage campt sie dann mit ihrem Team im Wald. „Ausreichend Essensrationen und das richtige Equipment sind entscheidend“, erklärt Marlyse. Im Basislager in Marlyses Heimatdorf Mambélé nahe des Schutzgebietes packen sie und ihr Team das Feldmaterial: Kamerafallen, GPS-Geräte, Zelte und Verpflegung.

Schlimmer Moment

Als eine ihrer schlimmsten Erfahrungen im Wald beschreibt Marlyse eine Expedition, bei der das Essen gestohlen wurde. Fremde hatten die Tagesrationen geplündert, während Marlyse vom Hochsitz aus Tiere beobachtete. Sie war gezwungen, umzukehren und brauchte die ganze Nacht, um durch die dichten Wälder in ihr Dorf zurück zu laufen.

„Aber ich habe mir diese Arbeit ausgesucht und liebe sie!“ Marlyse gehört zum Biomonitoring-Team des Nationalparks, das Zustand und Veränderungen von Arten und Beständen im Schutzgebiet erfasst.

Chefin eines Männer-Teams

Biomonitoring-Team in Lobéké mit GPS-Empfänger © WWF
Biomonitoring-Team in Lobéké mit GPS-Empfänger © WWF

Marlyse Bebeguewa stellt Kamerafallen auf und sichert laufend wichtige Daten über die Wildtierbestände. In ihrem Rücken ein Team aus Männern, die sie unterstützen und von ihr angeleitet werden. Das ist nicht selbstverständlich hier und auch nicht immer leicht. „Um Konflikte im Feld zu lösen, muss ich wie ein Mann denken und handeln“, sagt Marlyse. Seit zwölf Jahren arbeitet sie nun schon im Lobéké-Nationalpark und wurde in dieser Zeit gut ausgebildet.

Grünes Erbe

„Ich wurde nahe dieses riesigen Waldes geboren, der für mich ein Erbe meiner Eltern ist. Heute arbeite ich daran, ihn zu schützen, damit er meinen Kindern als Erbe erhalten bleibt.“ Marlyses Vater gehörte zu den ersten Naturschützern in Lobéké, starb aber bereits in jungen Jahren. „Nachdem er uns so früh verlassen hatte, musste ich in seine Fußstapfen treten. Es war kein Geld da, um weiter zur Schule zu gehen.“ Von Beginn an beobachtete Marlyse die großen Ansammlungen von Wildtieren in den sogenannten Bais, den sonnendurchfluteten Lichtungen inmitten der Wälder.

Bedrohung in Lobéké

Sehr viele Waldelefanten und Menschenaffen auf einem Fleck, so kann man Lobéké beschreiben. Der Nationalpark ist Teil des länderübergreifenden Weltnaturerbes Sangha Trinational. Hier leben geschützte Arten wie Schimpansen und die bedrohten Flachlandgorillas. Trotzdem grassiert die Wilderei: Illegal, grausam und professionell organisiert. Außerdem schaden Holzeinschlag und die illegale Förderung von Bodenschätzen den Wäldern, Wildtieren und nicht zuletzt den Menschen, die in und vom Wald leben. 

Im Wald zu Hause

Biomonitoring Mitarbeiterin Marlyse Bebeguewa überprüft eine Kamerafalle in Lobéké © WWF
Biomonitoring Mitarbeiterin Marlyse Bebeguewa überprüft eine Kamerafalle in Lobéké © WWF

„Es ist mein Wald und der Wald meiner Vorfahren“, sagt Marlyse Bebeguewa Azombo. „Hier fühle ich mich zu Hause und sehr, sehr wohl.“ Als eine der wenigen internationalen Organisationen ist der WWF in der Region durchgängig vor Ort, unterstützt die lokale Bevölkerung und finanziert zusammen mit Partnern wie der Sangha Trinational-Stiftung den Schutz des Nationalparks, so auch die Maßnahmen von Marlyses Team.

Mit dem Geld, das Marlyse verdient, kann sie die Ausbildung ihrer beiden Kinder und ihres jüngeren Bruders bezahlen und ihnen so ermöglichen, was ihr in ihrer eigenen Vergangenheit verwehrt blieb. Mit ihrem Einkommen unterstützt Marlyse außerdem verschiedene Frauenorganisationen in ihrem Dorf, baut sich einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb als zweites Standbein auf und konnte mit ihrem Mann das eigene Haus fertigstellen. Trotzdem ist Geld nicht der Hauptgrund für Marlyses Einsatz für die Natur, erklärt sie: „Für mich ist der Wald ein Schatz, den es zu beschützen gilt.“

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