Für drei Monate erforschte WWF-Praktikantin Florine Poulain die Fauna des Lobéké Nationalparks in Kamerun. Mithilfe von Kamerafallen dokumentierte sie zum einen Vorkommen und Anzahl zahlreicher terrestrischer Arten. Zum anderen kartierte sie wichtige Ressourcengebiete der indigenen Baka. Die Ergebnisse veröffentlichte die belgische Studentin im Rahmen einer Abschlussarbeit ihres Masterstudiengangs unter Professor Cédric Vermeulen an der Universität Lüttich.

Die Installation einer Kamerafalle ist Teamarbeit © WWF
Die Installation einer Kamerafalle ist Teamarbeit © WWF

Entspannt streift eine Gorilladame durch den Dschungel – auf dem Rücken trägt sie ihr Junges. Aufgenommen wurde diese Szene durch eine von insgesamt 40 Kamerafallen, die Florine in einem 80 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiet im westlichen Teil des Lobéké Nationalparks aufgestellt hat. Jedes Mal, wenn eine Kamera durch eine Bewegung ausgelöst wurde, nahm sie ein 30-sekündiges Video auf.

Durch die Bestandsaufnahme wollten Florine und das Team des Lobéké Nationalpark Managements, in dem der WWF und das kamerunische Ministerium für Wald und Fauna (MINFOF) zusammenarbeiten, herausfinden, welchen Einfluss menschliche Aktivitäten auf Zusammensetzung und Häufigkeit der Tierarten haben, und in welchem Zustand sich die Tierwelt im Nationalpark befindet.

Die Erkenntnisse können sich sehen lassen: Das untersuchte Gebiet des Lobéké Nationalparks scheint sehr intakt, ungestört und gut erhalten zu sein. Von den mehr als 35 Tierarten, die festgestellt werden konnten, sind sogar fünf auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ oder „stark gefährdet“ eingestuft: Westlicher Flachlandgorilla, Schimpanse, Waldelefant, Riesenschuppentier und Weißbauchschuppentier.

„Wir sind vielen Tieren auch direkt begegnet. Hier in der Nähe ist eine kleine natürliche Waldöffnung, an der wir zwei Elefanten gesichtet haben. Wenn man weiter in den Wald hineingeht, begegnet man oft Büffeln. Sogar eine Viper haben wir gesehen – das war sehr beeindruckend. Und die kleinen Affen, die ich jeden Morgen vor meinem Fenster beobachte, sind schon fast normal geworden.“

Florine Poulain, WWF-Praktikantin und Bioengineering Studentin

Relativ wenige menschliche Aktivitäten und wenig Wilderei – der Artenreichtum ist im Vergleich zu anderen Schutzgebieten in der Region des Kongobeckens relativ hoch. Gut erhalten sind sogar Arten, die als primäres Ziel der Jagd gelten.

Ressourcen für die Baka-Gemeinden

Florine erarbeitet mit der lokalen Bevölkerung Karten der Gegend © WWF
Florine erarbeitet mit der lokalen Bevölkerung Karten der Gegend © WWF

Der zweite Teil der wissenschaftlichen Arbeit von Florine betraf die Rechte der indigenen Baka-Gemeinden vor Ort.

Die Baka leben schon seit Jahrtausenden im Südosten Kameruns und gehören zu den ältesten Völkern der Erde. Im Jahr 2019 erhielten sie vertraglichen Zugang zu den natürlichen Ressourcen der Wälder. Diese Vereinbarung erlaubt es ihnen von den Ressourcen des Waldes zu leben – vorausgesetzt, sie erhalten dabei den Bestand an Wildtieren.

Bisher mangelte es jedoch an dem Wissen darüber, wie genau die natürlichen Ressourcen genutzt werden. Das wiederum macht eine Überwachung der indigenen Aktivitäten und derer Auswirkungen auf die Tiere ausgesprochen schwer.

Eine Zukunft im Einklang mit der Natur

Florine fand heraus, vor welchen Herausforderungen die 13 befragten Gemeinden stehen. Durch eine eigens entwickelte partizipative Kartierung konnten Wege zu den Ressourcengebieten ermittelt werden, die die Baka im Rahmen ihrer traditionellen Aktivitäten gerne besuchen würden. Mithilfe dieser Methodik kann zukünftig auch herausgefunden werden, ob die Umsetzung der vertraglichen Vereinbarung nachhaltig ist.

Das Naturwunder Lobéké

Mit seinen 250.000 Hektar Fläche gehört der Lobéké Nationalpark im Südosten Kameruns zu den wichtigsten Naturparadiesen Afrikas. 2012 wurde der Nationalpark als Teil des länderübergreifenden Schutzgebieteskomplexes „Sangha Trinational“ (TNS) in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Große Teile unberührter Primärwald und die hohe Dichte an Menschenaffen und Waldelefanten zeichnen den Park aus.

Doch auch hier gehören Habitatverlust, nicht-nachhaltige Nutzung der Randzonen und Wilderei zu den größten Bedrohungen. Insbesondere organisierte Elefantenwilderei von professionell und teilweise grenzüberschreitend vorgehenden Verbrechersyndikaten ist ein großes Problem. Der WWF arbeitet seit vielen Jahrzehnten an dem Schutz dieses Gebietes. Ein Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung der indigenen Baka.

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