Nicht viele Wege führen nach Salonga. Afrikas größtes tropisches Waldschutzgebiet liegt tief im Landesinneren der Demokratischen Republik Kongo. Vor allem die Feuchtgebiete der Region ermöglichen eine außergewöhnliche Artenvielfalt – und brauchen deshalb unseren ganz besonderen Schutz.

Der Nationalpark ist fast vollständig von Wald bedeckt, zahlreiche Ströme und Flüsse mäandern über tausende Kilometer durch die Tieflandregenwälder. Oft ist kaum zu erkennen, wo fester Grund endet.

Die dichte Vegetation reicht bis ins Wasser, weitläufige Sumpfgebiete und Torfmoore wechseln sich mit regelmäßig überschwemmten Waldgebieten ab.

Feuchtgebiete als Herzstück der Biodiversität

Bonobobaby in Luikotole in Salonga © Theo Webb / naturepl.com / WWF
Bonobobaby in Luikotole in Salonga © Theo Webb / naturepl.com / WWF

Es sind die Feuchtgebiete, die das gesamte Ökosystem im Gleichgewicht halten und für eine beeindruckende Vielfalt an Arten sorgen. Zu den bekanntesten Bewohnern des Nationalparks zählen Waldelefanten, Bonobos und der seltene Kongopfau, um nur einige zu nennen.

Forscher:innen der Universität Kinshasa und des American Museum of Natural History haben in den vergangenen Jahren zudem 152 Fischarten aus 24 Familien in den Flüssen dokumentiert – und vermutlich gibt es noch viele mehr.

Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung

Der Fischer begutachtet seinen Fang © WWF DRC
Der Fischer begutachtet seinen Fang © WWF DRC

Für die Menschen in den rund 500 Gemeinden am Rande des Nationalparks sind die Wälder und Gewässer seit Jahrtausenden eine Quelle des Lebens. Sie nutzen die natürlichen Ressourcen für Nahrung, Handwerk und Hausbau.

Als Proteinlieferant spielt Fisch traditionell eine wichtige Rolle auf dem Speisezettel – aus der Ernährungssicherung der Menschen sind die Flüsse und Feuchtgebiete nicht wegzudenken.

Die Bevölkerung betreibt vor allem traditionelle, handwerkliche Kleinfischerei. Genutzt werden Netze, Haken und Harpunen, wobei Stellnetze wegen der vielen Baumstämme im Wasser Schleppnetzen vorgezogen werden.

Um den Fang haltbar zu machen, wird der Fisch meist geräuchert. Das verbraucht allerdings viel Holz und gewährleistet nur begrenzte Haltbarkeit. Eine deutlich längere Konservierung erlaubt das Salzen der Fische – eine Methode, die Handelsleute aus Kinshasa unlängst nach Salonga gebracht haben.

Bedrohung durch Überfischung und Schadstoffe

Fischer in Salonga © Karine Aigner / WWF US
Fischer in Salonga © Karine Aigner / WWF US

Die natürlichen Ressourcen geraten zunehmend unter Druck. Fischersleute von außerhalb nutzen den Fluss Luilaka, um Fische in Städten wie Mbandaka und Kinshasa zu verkaufen. Das führt zu Überfischung und bedroht die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort.

Schlimmer noch: Um die Fangquoten zu erhöhen, setzen einige giftige Substanzen ein, die das Gewässerökosystem schädigen und die Gesundheit der Menschen gefährden. Immer wieder kommt es zu schweren Durchfallerkrankungen. Im Dorf Boinanguo starben 2023 vier Frauen, nachdem sie vermutlich verschmutztes Wasser getrunken hatten.

Globale Verantwortung und lokale Lösungen

Mit dem Weltnaturabkommen von 2022 haben sich 196 Staaten verpflichtet, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme zu schützen. Dabei sollen die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften ausdrücklich berücksichtigt werden.

Dieses sogenannte 30x30-Ziel ist Teil des neuen Globalen Biodiversitätsrahmens. Es fordert nicht nur die Ausweisung von Schutzgebieten, sondern auch deren wirksame Verwaltung und Vernetzung. Ziel ist es, das weltweite Artensterben zu stoppen und Ökosysteme zu stärken, die für das menschliche Wohlergehen unverzichtbar sind – so wie die Feuchtgebiete in Salonga.

Deshalb unterstützt der WWF in Salonga lokale Initiativen wie die „Union of Professional Fishermen of Monkoto“. Diese Vereinigung setzt auf nachhaltige Fangmethoden und hat einen Praxisleitfaden entwickelt, der beispielsweise eine jährliche Schonzeit von Mitte September bis Mitte Dezember vorsieht. In dieser Zeit konzentrieren sich die Mitglieder auf Landwirtschaft, damit sich die Fischbestände erholen können.

Darüber hinaus arbeitet der WWF eng mit Partnern vor Ort, den lokalen Gemeinschaften und den Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass die Vorgaben des Leitfadens auch tatsächlich umgesetzt und überwacht werden. Das Ziel: Die Lebensgrundlage der Menschen verbessern und zugleich gesunde Flusssysteme erhalten.

Salonga als Modell für nachhaltige Entwicklung

Wasserwege sind für die Gemeinden in Salonga von entscheidender Bedeutung
Wasserwege sind für die Gemeinden in Salonga von entscheidender Bedeutung © Karina Aigner / WWF-US

Die Herausforderungen sind gewaltig. Die extrem abgelegenen Dörfer rund um den Nationalpark sind nur zu Fuß oder per Boot erreichbar. Und umgekehrt sind die Wasserwege für die Menschen vor Ort die einzige Möglichkeit, Salonga zu verlassen. Für eine Fahrt mit dem Boot nach Mbandaka braucht man drei bis vier Tage, nach Kinshasa doppelt so lange.

Gerade deshalb ist nachhaltige Entwicklung entscheidend. Der Ökotourismus steckt zwar noch in den Kinderschuhen, bietet aber neue Einkommensmöglichkeiten.

Zudem hat der WWF Mikrounternehmen wie Schneidereien oder Mühlen für Maniok und Mais mit aufgebaut. Sie verbessern die Versorgungslage der Bevölkerung und entlasten die natürlichen Ressourcen.

Mehr als Waldschutz

Salonga National Park © Thomas Nicolon / WWF DRC
Salonga National Park © Thomas Nicolon / WWF DRC

Der Erhalt von Salonga geht über den Schutz der Wälder hinaus. Es ist das einzigartige Zusammenspiel von Flüssen, Feuchtgebieten und Wäldern, das sowohl die Lebensgrundlage der Menschen sichert als auch die tropische Tier- und Pflanzenwelt erhält – und gleichzeitig das globale Klima stabilisiert.

Tropische Regenwälder speichern rund 50 Prozent mehr Kohlenstoff als Wälder außerhalb der Tropen, ein unschätzbarer Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung. Der Salonga-Nationalpark ist damit ein Schlüsselgebiet für die Zukunft unseres Planeten!

So können Sie helfen

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