Sie verteilen Pflanzensamen, erschaffen Wegenetze und beseitigen zugewachsenes Gebüsch – Afrikanische Waldelefanten werden aus gutem Grund „Die Gärtner des Regenwaldes“ genannt. Doch die seltenen Riesen haben noch einen Zweitjob: Sie bekämpfen den Klimawandel. Ganz nebenbei tragen sie nämlich maßgeblich zur natürlichen Kohlenstoffspeicherung bei. Forscher haben diesen außergewöhnlichen Prozess erstmalig dokumentiert.

Kleine Elefanten spielen eine große Rolle

Waldelefanten auf der Dzanga Bai © Andy Isaacson / WWF-US
Waldelefanten auf der Dzanga Bai © Andy Isaacson / WWF-US

Anders als ihre deutlich größeren Artgenossen aus der Savanne, sind Afrikanische Waldelefanten (Loxodonta africana cyclotis) hauptsächlich in den dichten Regenwäldern des Kongobeckens zuhause. Ihre kleinere Gestalt ändert jedoch nichts an ihrem Appetit. Während sich die Elefantenfamilien ihren Weg durch den Dschungel bahnen, schlagen sie Schneisen durch das Dickicht, zertrampeln und fressen junge Bäume. Sie dünnen somit den Wald aus und reduzieren die Dichte der Vegetation.

Auch wenn das im ersten Moment eher nach Verwüstung klingt, beginnt genau hier der entscheidende Klimaschutzprozess. Denn die Bäume, die heil zurückbleiben, haben nun riesige Vorteile gegenüber allen anderen: Mehr Platz und damit besseren Zugang zu Wasser und Licht. Durch die günstigeren Bedingungen werden sie höher und größer als andere Bäume.

Doch damit nicht genug: Alle Bäume binden Kohlenstoff in ihrem Gewebe – im Durchschnitt etwa 23 Kilogramm pro Jahr. Aber größere Bäume speichern mehr Kohlenstoff in ihrem Gewebe – schlichtweg, weil sie mehr Holz, also mehr Biomasse haben. Waldelefanten erhöhen also die Kohlenstoff-Speicherkapazität des Regenwaldes, indem sie das biologische Gleichgewicht zugunsten größerer, stärkerer Bäume kippen.

Eine milliardenschwere Elefanten-Forstwirtschaft

Von den einst 1,1 Millionen Afrikanischen Waldelefanten, sind heute weniger als ein Zehntel übriggeblieben. Das ist nicht nur aus Artenschutzsicht eine dramatische Entwicklung. Biologen schätzen, dass ohne Waldelefanten etwa sieben Prozent Pflanzenmasse dauerhaft verloren ginge. Damit könnten etwa drei Milliarden Tonnen Kohlenstoff weniger gespeichert werden. Zum Vergleich: Diese Menge an Kohlenstoff künstlich einzulagern, würde rund 36 Milliarden Euro kosten.

Nicht nur die Biodiversität des 2,2 Millionen Quadratkilometer großen zentralafrikanischen Regenwaldes würde unter dem Verschwinden der Waldelefanten leiden – es könnte möglicherweise den Klimawandel beschleunigen. „Mit diesen Ergebnissen wird die wichtige Rolle des Waldelefanten zum Klimaschutz verdeutlicht und auch quantifiziert.“, resümiert Dr. Thomas Breuer, Referent für Zentralafrika beim WWF Deutschland.

Elfenbeinjagd und Klimawandel setzen den Waldelefanten zu

Stoßzähne von Afrikanischen Waldelefanten © WWF / Mike Goldwater
Stoßzähne von Afrikanischen Waldelefanten © WWF / Mike Goldwater

„Leider geht die Wilderei an vielen Orten im Kongobecken ungehindert weiter“, so Dr. Thomas Breuer weiter. „Zudem setzt der Klimawandel den Waldelefanten zu, da die Bäume im Regenwald immer weniger Früchte abwerfen und sich der Gesundheitszustand der Elefanten verschlechtert hat.“

Zwischen 1986 und 2018 ist im Lopé-Nationalpark in Gabun ein Rückgang der Fruchtbildung um satte 81 Prozent verzeichnet worden. Da Früchte zu den Hauptnahrungsmitteln der Waldelefanten gehören, sind diese Ergebnisse besorgniserregend: Durch Fruchthunger hat sich ihr Körperzustand um 11 Prozent verschlechtert.

Mussten Waldelefanten in den 1980er Jahren noch 10 Bäume absuchen, um Früchte zu finden, sind es heute ganze 50. Das Klima in der Region ist wärmer und trockener geworden, sodass einige Baumarten nicht mehr blühen. Vermutlich ist dies der Grund für den Rückgang der Obstproduktion im Regenwald. Die Waldelefanten kämpfen also ununterbrochen gegen den Klimawandel, fallen ihm aber zugleich jeden Tag zum Opfer.

Abholzung, vor allem aber die grausame Jagd nach Elfenbein lassen ihre Populationen immer weiter schrumpfen. „Die geringere Verfügbarkeit von Früchten sorgt dafür, dass Elefanten vermehrt in Dörfer ziehen und die Agrarprodukte auf den Feldern überfallen“, sagt Dr. Thomas Breuer vom WWF. „Da dies insbesondere dort geschieht, wo sich die Elefanten sicher fühlen, wird dies zu einer enormen Herausforderung für den Erfolg der Maßnahmen in den angrenzenden Schutzgebieten.“

Gewaltige Potenziale für den Klimaschutz

Die Umkehrrechnung des Waldelefantenrückgangs macht hingegen Hoffnung. Eine Simulation zeigt: Wenn die Populationen der Afrikanischen Waldelefanten zu ihrer früheren Größe zurückkehren und sie ihr Verbreitungsgebiet wiedererlangen würden, könnten mehr als 6.000 Tonnen Kohlendioxid pro Quadratkilometer gespeichert werden. Das ist die gleiche Menge Kohlendioxid, die von mehr als einer Viertelmillion Bäumen gebunden wird.

Die Arbeit der Waldelefanten ist also essentiell für die Pflanzengemeinschaften Zentralafrikas, ihre Ökosystemfunktionen und letztlich für unser Klima. Doch die Dickhäuter sind vom Aussterben bedroht – und noch dazu reproduzieren sie sich sehr langsam. Ohne zeitnahen Schutz vor Wilderern und der Gewährleistung eines sicheren Lebensraums, könnten sie schon bald verschwunden sein.

Elefantenschutz ist Klimaschutz – helfen Sie uns jetzt, die Waldelefanten zu retten!

So helfen Sie den Elefanten

  • Bonobo Jungtier im Baum © Karine Aigner / WWF USA Kongobecken

    Die Artenvielfalt der Region ist einzigartig: Die Kongo-Regenwälder beheimaten über 400 Säugetierarten, mehr als 1.000 Vogelspezies und wahrscheinlich über 10.000 Pflanzenarten. Weiterlesen