Wie geht es der Ostsee, Finn Viehberg?
Wir haben eine Menge ökologische Herausforderungen, fraglos. Natur hat eine erstaunliche Kraft sich zu erholen. Die Ostsee wird sich aber nicht aus sich selbst retten können. Politik und Behörden müssen endlich ins Handeln kommen, um das sensible Ökosystem zu bewahren. Konzepte liegen auf dem Tisch, jetzt braucht es Geld und Kapazitäten. Die Alternative wäre ein in großen Teilen totes Meer.
Was muss passieren?
Um der Ostsee wirklich zu helfen, braucht es Lobbyarbeit an den großen Hebeln, in Brüssel, in Helsinki und in Berlin; überall, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Da geht es von mariner ökosystemarer Raumordnung bis zu Gewässerverordnungen und auch der industriellen Landwirtschaftsförderung. Wir müssen aber auch die Bevölkerung sensibilisieren. Und ganz praktisch Naturschutzmaßnahmen umsetzen. Auf all diesen Ebenen arbeitet der WWF. Unsere Arbeit hier ist immer ein Zusammenspiel von vielen Faktoren und Akteuren.
Was macht Hoffnung für die Ostsee?
Einige Dinge laufen in die richtige Richtung, wie etwa, dass der Nitrateintrag in die Ostsee tatsächlich seit Jahren sinkt. Oder dass in Schutzgebieten endlich nicht mehr überall gefischt werden darf. Für beides hat sich der WWF stark gemacht. Was mich aber sorgt: Alles, was wir tun, kostet Zeit. Zeit, die wir immer weniger haben.
Was kann der WWF ausrichten?
Beim Ostseeschutz ist es noch absurder als anderswo, in nationalen Grenzen zu denken. Ökosysteme gehen immer über staatliche Territorien hinaus – und Kegelrobben oder Schweinswale interessieren sich wirklich wenig dafür, ob sie gerade in deutschen oder polnischen Gewässern herumschwimmen. Sinnvoller Umweltschutz muss also eine internationale Dimension haben. Und wir als WWF haben an der Ostsee ein Alleinstellungsmerkmal: Im Baltic Sea Programm arbeiten wir Hand in Hand mit den Kolleg:innen aus Dänemark, Schweden, Polen, Finnland, den baltischen Staaten. Die länderübergreifende Harmonisierung der Maßnahmen, der stetige Erfahrungsaustausch ist eine große Hilfe – das macht unsere Arbeit sehr effizient und erfolgreich.
Und die gute Nachricht: Die Trendwende scheint erreicht. Der Nährstoffeintrag wird in die Ostsee immer geringer – auch wenn er noch immer deutlich zu hoch ist.