Mit seinen natürlichen Wasserressourcen und den intakten Wäldern ist Monte Carmelo ein einzigartiges Ökosystem. Die Ausweisung zum Schutzgebiet schließt eine bedeutende ökologische Lücke im PACHA-Landschaftsraum und trägt maßgeblich zur Bewahrung der Biodiversität in Bolivien bei.
Rar sind sie geworden, aber es gibt sie noch: Orte, an denen die Natur nahezu unberührt erscheint. Monte Carmelo in Bolivien ist ein solcher Ort. Wasserquellen versorgen dort ganze Gemeinden, Wälder bilden Korridore für wandernde Wildtiere, sogar scheue Jaguare durchstreifen das Gebiet.
Erst kürzlich wurde Monte Carmelo von der Autonomen Kommunalregierung von El Carmen Rivero Torrez offiziell zum Schutzgebiet erklärt. Ein historischer, aber auch notwendiger Schritt für den Schutz des Ökosystems, von dessen Erhalt Menschen wie Tiere vor Ort abhängen.
Naturkorridor aus 28 Schutzgebieten
Mit einer Fläche von 87.173 Hektar liegt das Schutzgebiet in der Landstadt El Carmen Rivero Tórrez im Departamento Santa Cruz. Hier stoßen drei bedeutende Ökosysteme aufeinander: das Pantanal, das größte Binnen-Feuchtgebiet der Welt, der Gran Chaco als größter Trockenwald weltweit und der Chiquitano-Trockenwald.
In der näheren Umgebung befinden sich weitere Schutzgebiete wie San Matás, das Tal von Tuvabace, Kaa-lya und Otuquis. Zusammen mit Gebieten in Brasilien und Paraguay ergibt sich ein Naturkorridor von kontinentaler Bedeutung. Insgesamt umfasst dieser 28 Schutzgebiete und indigene Territorien auf mehr als zwölf Millionen Hektar in der PACHA-Landschaft, die sich über Argentinien, Brasilien, Bolivien und Paraguay erstreckt.
Die PACHA-Landschaft
Die Pantanal-Chaco-Landschaft (PACHA) ist eine der vielfältigsten auf dem Planeten. Sie ist Heimat für ikonische Arten wie der Jaguar, großer Ameisenbär, Riesenotter, Tapir und viele mehr. Sie weist jedoch einige der höchsten Entwaldungsraten der Welt auf. Viele seiner wichtigen Jaguar-Korridore gelten als bedroht.
Aus diesem Grund wurde die Wildlife Connect PACHA-Gruppe gegründet, die sich aus mehr als 30 Jaguar- und Konnektivitätsexperten aus Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay zusammensetzt. Sie identifizieren die wichtigsten Gebiete und des Jaguars und setzen sich für ökologische Korridore ein, um fragmentierte Lanschaften wieder miteinander zu verbinden.
Engagierte Zusammenarbeit auf allen Ebenen
Der Erfolg dieses Projektes ist das Ergebnis jahrelanger engagierter Zusammenarbeit zwischen Fachleuten, lokalen Führungspersönlichkeiten und den Gemeinden, unterstützt von Partnern wie dem WWF Bolivien, dem WWF Niederlande und der bolivianischen Gesellschaft für Umweltrecht (SBDA). Die Zustimmung der Menschen vor Ort war dabei ebenso entscheidend wie die Unterstützung der beteiligten Organisationen.
Gemeinsam mit der SBDA wurde eine Studie durchgeführt, um die Wasserressourcen der Gemeinde zu ermitteln und zu klassifizieren. Dabei wurde Monte Carmelo als essenziell für die Wasserversorgung der Region eingestuft.
„Monte Carmelo besitzt herausragende Eigenschaften für die Grundwasserneubildung und Artenvielfalt. Das Schutzgebiet verbindet zentrale Wasserressourcen und ökologische Systeme.“
Víctor Hugo Magallanes, Leiter des Pantanal-Projekts beim WWF Bolivien
Wanderwege des Jaguars
Die Initiative Wildlife Connect identifizierte Monte Carmelo zudem als Schlüsselpunkt für die Wanderwege der Jaguare im PACHA-Landschaftsraum. Eine Kamerafallenstudie der SBDA bestätigte 2023 die Anwesenheit von Jaguaren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 2025 veröffentlicht.
Der Jaguar gilt als Schlüsselspezies für die Gesundheit der Ökosysteme im PACHA-Landschaftsraum. Die Sicherung seiner Wanderkorridore ist ein zentraler Bestandteil der Pantanal-Strategie 2022 bis 2030 und wird auf allen Ebenen als vorrangig behandelt.
Schutz von Wasser, Wäldern und Wildtieren
Als Schutzgebiet hat Monte Carmelo entsprechend drei Hauptaufgaben: Erstens den Erhalt der natürlichen Wasserressourcen, die die örtlichen Gemeinden versorgen. Zweitens der Schutz der Wälder, die Lebensraum und Wanderkorridore für Wildtiere bieten. Drittens steht der Schutz des Jaguars und seines Lebensraums besonders im Fokus.
„Das Gebiet schließt eine Lücke zwischen Schutzgebieten, die sich von Brasilien im Norden bis Paraguay im Süden erstrecken. Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit Expert:innen für Jaguar-Konnektivität können wir nun wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Schutzmaßnahmen umsetzen.“
Rafael Antelo, Leiter der Wildlife Connect Initiative beim WWF Bolivien
Freiwilliges Engagement für den Naturschutz
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war das freiwillige Engagement der lokalen Gemeinden Ocho Hermanos, Carmen Viejo und Carmen Uno, die sich geschlossen für den Naturschutz in ihren Territorien einsetzten.
Entscheidende Impulse kamen von lokalen Akteur:innen wie Bürgermeisterin Celvy Orellana, Ratspräsidentin Rosangela Méndez und Umweltleiter Estefano Justiniano.
„Dieses Land produziert nicht nur, es bewahrt auch. Aus dieser Bewahrung schöpfen wir unsere Identität und Vision für die Zukunft. Unsere Entscheidung ist ein Vermächtnis für kommende Generationen.“
Celvy Orellana, Bürgermeisterin von El Carmen Rivero Tórrez
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