Einmal einen Löwen in freier Wildbahn sehen, in seinem natürlichen Lebensraum - das ist der Traum vieler Menschen, die nach KAZA reisen. Doch für die Menschen, die in der Nähe von Löwen leben, ist der tägliche Umgang mit den gefährlichen Raubkatzen schwierig. Einerseits profitieren sie von den Touristen. Andererseits steht jeden Tag aufs Neue ihre eigene Lebensgrundlage auf dem Spiel. Der WWF sucht nach Lösungen für dieses Dilemma und unterstützt den Aufbau eines Frühwarnsystems.

Der stolze Löwe ist zu einer bedrohten Art geworden. Für Wissenschaftler gestalten sich die tatsächlichen Bestands-Schätzungen schwierig: Experten schätzen, dass es noch zwischen 22.800 und 39.000 Löwen in Afrika gibt. Die bekannten Populationen verringern sich jedoch und die Spezialisten sind eher pessimistisch und schätzen etwa 20.000 verbliebene Löwen.

Verlust des Lebensraums

Damit hat sich die Zahl der zweitgrößten Raubkatze der Welt innerhalb von wenigen Jahrzehnten halbiert. Neben dem Verlust der natürlichen Lebensräume sind vor allem auch die ansteigenden Mensch-Tier-Konflikte dafür verantwortlich. Der Großteil der afrikanischen Bevölkerung lebt im ländlichen Raum, genau dort wo auch die Wildtiere ihre Heimat haben. Mit dem zunehmenden Bevölkerungswachstum dringen die Bewohner immer weiter in bislang unberührte Regionen vor und machen dem einstigen König der Savanne sein Revier streitig.

Im gesamten südlichen Afrika leben nur noch schätzungsweise 5.275 (Stand 2015) Löwen. Ein Großteil von ihnen hat seine Heimat in dem grenzübergreifenden Kavango-Zambezi-Gebiet, das kurz KAZA genannt wird. Bei KAZA handelt es sich nicht um ein einzelnes Schutzgebiet, sondern um 21 verschiedene Nationalparks, Gemeindeschutzgebiete und Wildtierreservate in fünf verschiedenen Nationen. Die Gebiete sollen über Korridore miteinander verbunden werden, sodass die Wildtiere ihren uralten Wanderrouten folgen können. Jedoch kommt es innerhalb und am Rande der Schutzgebiete und in den künftigen Wildtierkorridore vermehrt zu Konflikten zwischen der Bevölkerung und Löwen. Wie soll das Dilemma gelöst werden?

WWF und Uni Oxford setzen sich für eine Reduzierung der Konflikte ein

Zwei männliche Löwen © Randy Feuerstein
Zwei männliche Löwen © Randy Feuerstein

Schon seit mehreren Jahren unterstützt die Oxford Universität (WildCru) die lokalen Bevölkerungen in Simbabwe, um Lösungen für ein friedliches Zusammenleben zu finden. Gemeinsam mit dem WWF soll dies nun auch in zusätzlichen wichtigen Gebieten im Norden Botswanas (in der Chobe Enclave) geschehen. Denn hier, im Herzstück KAZAs, sollen die Wildtierkorridore es den Tieren ermöglichen, von Bostwana nach Angola und Sambia zu expandieren.

Das Ziel ist es, die Konflikte mit Löwen auf den Gebieten zwischen den Schutzgebieten zu minimieren. Die Ausbildung von “Lion Guardians” gehört dabei zu den effektivsten Methoden. Diese Löwen-Wächter werden als “Long Shields” bezeichnet. Das Long Shield-Programm wurde in Simbabwe gestartet. Der Name “Long Shields” bezieht sich auf die Matabele, einem alten Volk in Simbabwe, das bekannt ist für ihren Mut und Stolz und früher charakteristische lange Schilder trugen, um sich im Kampf zu schützen.   

Die Aufgabe der Long Shields ist es, die Löwen zu beobachten um den lokalen Farmer rechtzeitig Bescheid zu geben, falls Löwen in der Region sind. So können die Bauern ihre Nutztiere rechtzeitig schützen. Damit sichern die Long Shields die Lebensgrundlage der Menschen. Gleichzeitig sichern sie jedoch auch den Bestand der Löwen. Denn schwindet die Bedrohungen durch Löwen, fühlen sich die Bauern weniger bedroht. In der Vergangenheit kam es auch immer wieder vermehrt zu Racheakten an den Löwen - sie wurden gejagt und vergiftet. Die Long Shields sind exzellente Fährtenleser. Sie suchen nach Löwenspuren, kontrollieren die Herden, dokumentieren Verluste und reparieren beschädigte Nutztierzäune.

Mit dem Fahrrad zum Löwen-Not-Einsatz

Löwin © Lois Pollard
Löwin © Lois Pollard

Zusätzlich zu den Lion Guardians wurden Löwen, die ihr Revier in der Nähe von Farmern besitzen, mit einem GPS-Tracker besendert. Zur Ausrüstung der Long Shields wiederum gehören neben Telefon und GPS-Sender auch Mountain Bikes. Verlassen die Raubkatzen das Schutzgebiet und nähern sich den Farmern oder den Herden, wird ein Alarm ausgelöst und eine SMS verschickt. 

Die Long Shield versuchen schnellstmöglich zur Hilfe zu eilen und die Löwen mit Lichtern, Lärm und Feuer zu vertreiben. Da Löwen meistens nachts auf Jagd gehen, wirken die Long Shields mit ihrem Krach um so beeindruckender.

Im Hwange-Nationalpark in Simbabwe patrouillieren die Long Shields seit 2013. Das WildCru-Programm wurde inzwischen schon auf den Victoria-Falls-Nationalpark in Simbabwe ausgeweitet. Weitere Gebiete sollen folgen, denn in Kombination mit den mobilen Zäunen hat sich das System eindeutig bewährt und bietet großes Potenzial in weiteren Gebieten angewendet zu werden, in denen Löwen und Menschen zusammen leben.

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