Immer mehr in Netzen verfangene Wale, Robben und Meeresschildkröten, an den Strand gespülte verletzte oder gar tote Tiere – so kann es nicht weitergehen, beschloss der WWF Mexiko, und griff der kleinen Auffangstation eines Walmuseums tatkräftig unter die Arme: Mit einem Freiwilligenprogramm und Mitteln zum Ausbau der Station, konnte in La Paz auf der Halbinsel Baja California ein schlagkräftiges Team zur Rettung in Not geratener Meerestiere aufgebaut werden. Seit März 2019 unterstützt der WWF Deutschland die Arbeit der Kolleg:innen.

In der Station landen Tiere, die sich im Golf von Kalifornien in Fischernetzen verheddert haben, bei Unfällen mit Booten verletzt oder an den Strand gespült wurden. Das Team der Station organisiert die Befreiung der verstrickten Tiere, versorgt verletzte Tiere medizinisch und macht sie fit für die Rückkehr ins Meer. Zur Arbeit des Teams gehört es aber auch, Totfunde auf ihre Todesursache hin zu untersuchen.

Auch den Seelöwenkolonien statten die Mitarbeiter:innen der Auffangstation regelmäßig einen Besuch ab. Dabei halten sie nach Tieren Ausschau, die Teile von Netzen um Hals oder Flossen tragen, die sich tief ins Fleisch einschnüren. Die Tiere werden gefangen, davon befreit und medizinisch versorgt.

Verstärkung für die Auffangstation

Helfer:innen benetzen den gestrandeten Walhai mit Wasser bis die Flut kommt © Rescue Center
Helfer:innen benetzen den gestrandeten Walhai mit Wasser bis die Flut kommt © Rescue Center

Weil die Expert:innen der Auffangstation immer wieder auch an weit entfernte Orte gerufen wurden, weil dort etwa ein Buckelwal aus einem Geisternetz befreit werden musste, wurden an verschiedenen Orten auf der Halbinsel Gruppen von Freiwilligen aufgebaut, die gemeldete Fälle aufnehmen und dokumentieren sowie als Ersthelfer:innen agieren können. Ist ein weitergehender Einsatz nötig, übernimmt die Hauptstation in La Paz.

Ein effizientes Meldesystem und gut ausgebildete Helfer:innen konnten inzwischen vielen Seebären, Buckelwalen, Delfinen und Meeresschildkröten und sogar einem Walhai das Leben retten, nicht nur im Golf von Kalifornien, sondern auch an der Pazifikseite der Halbinsel Baja California.

Großwale aus Netzen befreien

Die Auffang- und Rettungsstation für Meeressäuger ist mittlerweile auch ein Stützpunkt von RABEN, dem mexikanischen Rettungsnetzwerk für in Netzen verstrickte Wale (Red de Asistencia a Ballenas Enmalladas).

Es wurde 2012 von der nationalen Naturschutzbehörde und der mexikanischen Walschutzorganisation ECOBAC gegründet und besteht aus Teams von ausgebildeten Personen, die sich darum kümmern, verfangene Großwale zu befreien. Die Mitglieder kommen aus der Marine und von Hafen- und Fischereibehörden, aus Universitäten, von Naturschutzorganisationen und Reiseveranstaltern.

Buckelwale besonders gefährdet

Junger Buckelwal © Shutterstock / Craig Lambert / WWF
Junger Buckelwal © Shutterstock / Craig Lambert / WWF

Bei einer Schulung von RABEN, die der WWF im Bezirk Los Cabos an der Südspitze der Halbinsel Baja California unterstützt hat, lernten die Teilnehmer:innen wie man bei der Befreiung von Großwalen aus Fischernetzen vorgeht. RABEN folgt dabei den Empfehlungen der Internationalen Walfangkommission. Oberstes Gebot ist die Sicherheit: Die Teams nähern sich dem Wal stets mit dem Boot und spezieller Ausrüstung, niemals im Wasser schwimmend oder tauchend.

Die Arbeit der Auffangstation und ihrer Partner:innen ist dringend nötig, denn in den vergangenen Jahren werden immer mehr verfangene Buckelwale gemeldet. Die Population der nördlichen Halbkugel wandert von ihren Fressgebieten vor der US-amerikanischen Westküste bis vor Zentralamerika und zurück und kommt dabei regelmäßig an der Südspitze von Baja California vorbei. Manche Weibchen überwintern sogar direkt im Golf von Kalifornien und bringen dort ihre Jungen zur Welt.

Geisternetze: eine tödliche Gefahr

Gefährlich für Wale und andere Meerestiere sind sogenannte Geisternetze. Das sind herrenlose Fischernetze, die durchs Meer treiben oder in der Wassersäule stehen dort zur Gefahr für Meeresbewohner werden, weil sie unendlich weiter fischen. Der WWF setzt sich in Mexiko dafür ein, dass verlorene Netze geborgen werden. Anlaufstelle für das Thema Geisternetze ist ebenfalls die Auffangstation in La Paz und ihre Außenstellen. Hier können Fischer:innen verloren gegangene Netze und Verstrickungen melden.

Noch viel wichtiger aber ist die Prävention: Damit Netze erst gar nicht verloren gehen, sensibilisiert der WWF die Fischer:innen der Küstengemeinden in Workshops für das Thema. Außerdem richtet der WWF Stellen ein, an denen die Fischer:innen alte Netze entsorgen können. Der nächste Schritt besteht darin, in den Gemeinden einen Mechanismus zu schaffen, die Netze zu lagern und einzusammeln, damit sie nicht im Meer landen.

Ihre Spende für den Schutz der Meeressäuger

Der WWF und seine Partner:innen leisten wichtige Arbeit mit der Auffang- und Rettungsstation für Meeressäuger. Möglich ist das auch dank Ihrer Spende. Helfen Sie uns dabei, auf den Erfolgen aufzubauen – spenden Sie für den Schutz der Wale und Delfine.

So helfen Sie den Walen

  • Pilotwale © Teo Lucas / Gigante Azul / WWF Wale und Delfine

    Stark und sanft sollen sie sein, mitfühlend und sozial, weise und rätselhaft: Früher als Bestien gejagt, sieht heute so mancher in ihnen die „besseren Menschen“. Zur Übersicht