Natürliche Waldlichtungen wie die Dzanga Bai im Zentralafrikanischen Dzanga-Sangha-Schutzgebietskomplex sind äußerst prominente Orte für zahlreiche Tierarten. Sie bieten Mineralstoffe, Wasser und proteinreiche Vegetation, die so im Wald nicht zu finden ist. Kein Wunder, dass Elefantenfamilien sehr weit wandern, um zu ihnen zu gelangen. Aber Bais bergen auch Gefahren – für große und kleine Dickhäuter. 

Eine Bai – der Begriff stammt aus der Sprache unterschiedlichster Indigener Gruppen – ist eine natürliche Regenwaldöffnung. Man findet etliche von ihnen in Zentralafrika, Gabun und im gesamten Kongobecken. In der Regel liegen Bais an einem Wasserlauf inmitten von Waldblöcken oder Savannen. Sie wirken besonders anziehend auf Säugetierarten wie Waldelefanten, Antilopen, Waldbüffel und Flachlandgorillas. Die mineralreichen Böden sind überaus wertvoll für den Gesundheitszustand der Tiere. Außerdem wachsen hier hochverdauliche, energie- und proteinreiche Pflanzenarten. 

Elefanten lieben Bais

Für Afrikanische Waldelefanten sind Bais Gourmetrestaurant, Spa und Spielplatz in einem. Die Dickhäuter nehmen Erde mit ihren Rüsseln auf, pumpen Wasser aus dem Substrat und ernähren sich von der gehaltvollen Vegetation. Sie suhlen sich im Schlamm und gehen soziale Interaktionen mit anderen Elefanten ein. 

Die Dzanga Bai gehört zu den beliebtesten Orten der sanften Riesen. Sie ist rund 10 Hektar groß und zeichnet sich durch eine Sandwanne aus, die von einem fließenden Bach durchzogen wird. Im Jahr 1990 begann hier die Erforschung von Waldelefanten. Seitdem konnten über 4.000 Individuen identifiziert werden. 85 Prozent von ihnen sind mindestens ein weiteres Mal wiedergekommen – viele sogar über 100 Mal. 

Waldelefanten auf der Dzanga-Bai © Carlos Drews / WWF
Waldelefanten auf der Dzanga-Bai © Carlos Drews / WWF

Die ersten Jahre der kleinen Riesen

Elefantenkälber sind etwas ganz Besonderes, denn sie wachsen 22 Monate im Bauch ihrer Mutter heran – damit ist eine Elefantenkuh länger trächtig als jedes andere Säugetier. Nach der Geburt wird das Kalb von der Elefantenkuh und etwaigen älteren Geschwistern freundlich mit leisen Brummlauten und sanften Berührungen begrüßt. Es wiegt um die 100 Kilogramm und hat meist recht dichte Behaarung. Dies dient der Isolierung und wird mit der Zeit immer weniger. Das lichte Haar von erwachsenen Tieren hilft wiederum bei der Wärmeregulierung, hat also eher eine kühlende Wirkung.

Elefantenkälber ernähren sich lange Zeit ausschließlich von der Muttermilch. Mit ungefähr zwei Jahren können sie bereits Grünzeug fressen, doch erst mit rund fünf Jahren trinken sie gar keine Milch mehr

Waldelefantenfamilien bestehen oftmals nur aus einer Mutter und ihren Kindern. Das komplexe, hochsoziale Verhalten der Dickhäuter zeigt sich beispielsweise, wenn Gefahr droht. Dann stellen sich die Elefantenkuh und die großen Geschwister schützend vor die Jungtiere und attackieren den Angreifer.  

Mit fünf Jahren können kleine Waldelefanten ihr Futter bereits selbst suchen und mit 12 bis 13 Jahren sind die Jungtiere erwachsen. Bis zur ersten Trächtigkeit von Elefantenkühen dauert es aber durchschnittlich noch bis zum Alter von 23 Jahren. Elefantenbullen verlassen die Mütter um vorerst in Junggesellengruppen umherzuziehen. 

Die Gefahr der Wilderei auf Bais

Zwei Waldelefanten-Kälber von hinten auf der Dzanga Bai © Martin Harvey / WWF
Zwei Waldelefanten-Kälber von hinten auf der Dzanga Bai © Martin Harvey / WWF

Bais sind natürliche Fenster in den Wald und bieten perfekte Beobachtungsbedingungen für die Erforschung von Arten, welche normalerweise im dichten Wald verborgen sind. Doch das bedeutet leider auch, dass die Tiere gut sichtbar, leicht aufzufinden und somit Wilderern schutzlos ausgeliefert sind – zumal die Tiere gezwungen sind, immer wieder auf die Bais zurückzukehren, um ihren Mineralbedarf zu decken. Selbst in streng geschützten Nationalparks kommt es immer wieder zu einer blutigen Jagd. 

Am schlimmsten traf es die Dzanga Bai in der Zeit des Bürgerkrieges im Jahr 2013. In den Wirren der Rebellenkämpfe wurden 26 Waldelefanten innerhalb von nur zwei Tagen von einer schwer bewaffneten Wildererbande getötet. Besonders ernüchternd: Selbst Jungtiere mit sehr kleinen Stoßzähnen waren dabei. Obwohl auch das WWF-Büro vor Ort geplündert wurde, konnten unsere Mitarbeiter verhindern, dass weitere Tiere getötet wurden. Dieser erschütternde Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig die Schutzarbeit vor Ort ist – auch in Zeiten von politischen Unruhen. 

Schutzgebiete sichern, Bevölkerung stärken

Ecoguards in Dzanga-Sangha © Nuria Ortega / WWF
Ecoguards in Dzanga-Sangha © Nuria Ortega / WWF

Der WWF ist schon seit 1990 im Dzanga-Sangha-Gebiet aktiv. Zu unseren Hauptaufgaben gehört die Sicherung von Schutzgebieten und die Ausstattung und Ausbildung von Ranger:innen. Doch auch die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung ist ein essenzieller Bestandteil. Wir arbeiten daran, Alternativen zur Abholzung und Wilderei zu bieten, Jobs zu schaffen und nachhaltige Konzepte für Wald- und Landwirtschaft zu entwickeln.

Speziell der Tourismus spielt eine große Rolle. Von den Geldern, die Besucher:innen für den Eintritt in den Park zahlen, geht ein fester Anteil an die lokalen Gemeinden. Von dieser Art des nachhaltigen Tourismus profitieren sowohl die Natur in dieser einzigartigen Ökoregion, als auch die lokale Bevölkerung.;

Helfen Sie uns dabei, die Bais im Kongobecken zu bewahren, sodass Waldelefantenfamilien, Flachlandgorillas und weitere Tierarten noch lange Zeit einen sicheren Zufluchtsort haben! 

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