In Deutschland haben bereits vor rund 30 Jahren alle an das Wattenmeer angrenzenden Bundesländer – Schleswig-Holstein 1985, Niedersachsen 1986 und Hamburg 1990 – ihre Wattenmeergebiete zu Nationalparks erklärt. Der WWF hatte sich hierfür stark engagiert. Man entschied sich damit für eine Schutzgebietsform, die weltweit eine hohe Anerkennung genießt. Deshalb ist aber auch der Anspruch hoch: In Nationalparks muss die Natur großflächig geschützt und ihre ungestörte Entwicklung ermöglicht werden. Dieser Schutz ist im Landes- und Bundesrecht verankert. In der Regel sind die Nationalparks zugleich auch als Natura 2000-Gebiete nach dem europäischen Naturschutzrecht geschützt.

Über die rechtlichen Fragen hinaus kann aber auch das positive Image des Begriffs „Nationalpark“ beim Schutz sehr helfen. Gebiete wie Yellowstone – 1872 als weltweit erster Nationalpark in den USA gegründet – oder die Serengeti haben durch Tierfilme für Nationalparks geworben, lange bevor in Deutschland der erste im Bayerischen Wald ausgewiesen wurde. Insgesamt sind es heute 16 Nationalparks in Deutschland, die in der Öffentlichkeit eine große Anerkennung genießen.

Dem Schutz der herausragenden Natur in den Nationalparks verschafft dies viel Rückhalt. Die rechtliche Absicherung des Schutzes kann so verbessert, neue Eingriffe in die Natur leichter verhindert und alte Belastungen abgebaut werden. Doch ist dies eine längere Entwicklung, die Regelungen waren besonders in der Anfangszeit der Wattenmeer-Nationalparks unzureichend und brauchten zudem lange bis zur Umsetzung.

In allen drei Nationalparks wurden, nicht zuletzt aufgrund starken Drängens des WWF und anderer Naturschutzverbände, im Laufe der Zeit die gesetzlichen Regelungen verbessert. Heute werden im Wattenmeer nur noch wenige Vögel gejagt und Vögel und Robben weniger gestört. Viele Salz­wiesen werden nicht mehr beweidet und kommen wieder zur Blüte. Die bodenzerstörende Fischerei auf Herzmuscheln wurde gestoppt und in Schleswig-Holstein eine mit dem Nationalpark noch verträgliche Form der Muschelfischerei beschlossen.

In allen drei Bundesländern wurden die Nationalparks nach der Ausweisung weiter vergrößert, vor allem um Nordseegebiete vor den Inseln. Zusammen umfassen sie nun 8.000 Quadratkilometer und sind damit das größte Nationalparkgebiet zwischen Nordkap und Sizilien. Im Jahr 2009 wurde diese Arbeit gekrönt durch die Anerkennung des Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe.

Die Nationalparks sind nicht fertig

Dabei befinden sich die Nationalparks noch immer in Entwicklung, sie sind „nicht fertig“. Nach wie vor sind typische Arten verschwunden, und das wichtigste Ziel der Nationalparks, die ungestörte Entwicklung der Natur auf wenigstens dreiviertel der Fläche, wird noch nicht annähernd erreicht. Hierzu bedürfte es einer anderen Regelung der Krabbenfischerei und in Niedersachsen auch der Muschelfischerei.

Der WWF setzt sich hierfür stark ein und hofft hierzu auch auf eine Einigung mit der Fischerei selbst. Auch die Ölförderung, die in Schleswig-Holstein immer noch auf einer Förderinsel („Mittelplate“) mitten im Nationalpark stattfindet, steht dem Nationalparkziel entgegen. Das gleiche gilt für übertriebene Fahrwasservertiefungen durch Baggerungen und Verklappungen, vor allem zwischen Ems und Elbe.

Die größte Herausforderung für die Nationalparks ist aber der Klimawandel: Hierdurch steigt auch im Wattenmeer der Meeresspiegel. Wattflächen und Inseln drohen auf lange Sicht durch Abbruch verloren zu gehen. Um das Wattenmeer und seine Nationalparks davor zu retten sind neben globalem Klimaschutz auch regionale Maßnahmen zur Klimaanpassung notwendig.

Zu Gast im Nationalpark

Von den Nationalparks profitiert nicht nur die Natur – sie kommen auch den Menschen zugute: Bewohner und Besucher sollten sich darauf verlassen können, dass die Natur intakt bleibt und erlebt werden kann. Und Nationalparks verschließen sich nicht: Soweit der Schutz nicht gefährdet wird, sollen Menschen die Natur dort genießen können. Alljährlich nehmen Millionen Urlaubsgäste dieses Angebot im Wattenmeer in Anspruch. So sichern Nationalparks langfristig die wirtschaftliche Zukunft vieler Küstenorte bzw. Inseln, die vom Tourismus leben.

Andererseits können zu viele Besucher die Natur auch belasten. Gemeinsam mit den Nationalparkverwaltungen, der Tourismuswirtschaft und anderen Naturschutzverbänden versucht der WWF, die Probleme vor allem durch Information und die Vermeidung negativer Entwicklungen so gering wie möglich zu halten. Dabei hilft, dass auch eine immer besser werdende Besucherinformation und Naturbildung und die Partnerschaft mit nationalparkfreundlich arbeitenden Tourismus-Unternehmen zu den Erfolgen der Nationalparks gehören.

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