Während Politiker debattieren und Schüler für ihre Zukunft auf die Straßen gehen, schreitet die Erderhitzung weiter voran. Sie hat bereits direkte Auswirkungen auf Menschen, Ökosysteme und ihre Bewohner. Auch die Berggorillas im Virunga-Nationalpark leiden unter den sich verändernden klimatischen Bedingungen. Eine aktuelle Studie zeigt: Die Tiere geraten aufgrund höherer Temperaturen unter Stress – mit negativen Folgen für ihre Gesundheit, Fruchtbarkeit und Lebenserwartung.

Wir alle haben Bilder von brennenden Wäldern in Australien, am Amazonas und selbst in der Arktis-Region vor Augen – extreme Feuer, angefacht durch den Klimawandel. Die Arktis könnte, wenn sich die Erderwärmung weiter so entwickelt wie in den vergangenen Jahren, bereits 2035 im Sommer eisfrei sein; Alpine Gletscher schmelzen zunehmend. Aber auch in anderen Regionen der Erde wirkt sich der Klimawandel bereits negativ aus: im Virunga-Nationalpark zum Beispiel, der Heimat der Berggorillas.

Gorillas geraten unter Druck

Berggorilla bei Nahrungsaufnahme © Ralph Frank / WWF
Berggorilla bei Nahrungsaufnahme © Ralph Frank / WWF

Im Kongo-Becken beobachten wir bereits jetzt einen Anstieg der Temperaturen und eine Veränderung der Niederschlagsmengen – Entwicklungen, die den aktuellen Prognosen zu Folge weiter auftreten werden. Eine solche Entwicklung kann fatale Auswirkungen auf das fein aufeinander abgestimmte Ökosystem haben und damit auch das Leben und Überleben der Berggorillas beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich in „Ecology and Evolution“ veröffentlichte Studie, die Dr. Winnie Eckardt für den „Dian Fossey Gorilla Fund“ durchgeführt hat.

Darin heißt es: Während Kurzzeit-Stressoren und die Reaktion darauf im Normalfall leicht abgepuffert werden können, wirkt sich dauerhafter Stress negativ auf Gesundheit, Fruchtbarkeit und Lebenserwartung von Säugetieren aus. Zu solchen dauerhaften Stressfaktoren zählen der oben genannte Temperaturanstieg und häufigere Regenfälle. Der Klimawandel stresst die Tiere.

Während Kurzzeitstressoren und die Reaktion darauf im Normalfall leicht abgepuffert werden können, wirkt sich dauerhafter Stress negativ auf Gesundheit, Fruchtbarkeit und Lebenserwartung von Säugetieren aus.

Dr. Ilka Herbinger

Die Berggorillas, deren Bestand dank eines umfassenden Schutzprogramms in den vergangenen 30 Jahren von 690 auf mehr als 1.000 Individuen angestiegen ist, sind eigentlich anpassungsfähige Tiere. In bisher veröffentlichten Bewertungen des Anpassungspotenzials von Berggorillas an den Klimawandel wurde eine Reihe von Merkmalen genannt, die tatsächlich zu ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber einem sich ändernden Klima beitragen könnten:

  • Sie sind tolerant gegenüber einem breiten Temperaturbereich, da sie in ihrem Lebensraum, der sich von 1.500 bis 3.800 Höhenmeter erstreckt, mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen zurechtkommen.
  • Sie decken ihren Trinkwasserbedarf hauptsächlich über ihre Nahrung und nutzen viele verschiedene Nahrungsquellen, die reichlich vorhanden sind.

Ihr Lebensraum ist begrenzt

Berggorilla Lebensraum © Ralph Frank / WWF
Berggorilla Lebensraum © Ralph Frank / WWF

Und doch ist ihre Fähigkeit, sich an ein sich änderndes Klima anzupassen, eingeschränkt. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Weil der Mensch ihren Lebensraum begrenzt, können sie kaum in neue Gebiete mit optimaleren Lebensbedingungen ausweichen. Hinzu kommen ihre lange Generationszeit, die niedrige Reproduktionsrate und eine aufgrund des kleinen Genpools niedrige genetische Variation.

Zudem kann ein auf Dauer erhöhtes Level an Stresshormonen das Immunsystem der Gorillas schwächen, was eine weitere Gefahr mit sich bringt: Da Berggorillas in der Nähe von Menschen leben, über Tourismus mit ihnen in Kontakt kommen und sie anfällig für vom Menschen übertragene Krankheiten sind, könnte ein geschwächtes Immunsystem und damit eine erhöhte Anfälligkeit für solche Infektionen dramatische Auswirkungen haben und im schlimmsten Fall zur Ausrottung der Art führen.

Wenn wir das Überleben der Berggorillas sichern wollen, müssen wir Lebensräume und Landschaften schützen, die größer sind als nur die Fläche eines Nationalparks. Korridore können Schutzgebiete verbinden und es den Tieren ermöglichen, auf sich ändernde Umweltbedingungen zu reagieren, indem sie aus ungünstigen Habitaten abwandern und in vorteilhafte einwandern können.

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