Haie und Rochen befinden sich in einer Krise: Die Bestände von immer mehr Arten schrumpfen drastisch, ihre Lebensräume sind gefährdet. Doch wir können sie retten, wenn wir schnell handeln. Die neue Shark and Ray Recovery Initiative (SARRI) des WWF und seiner Partner:innen zielt genau darauf ab. Es gibt Hoffnung für Haie und Rochen.

In Zusammenarbeit mit Elasmo Project, der James-Cook-Universität und der Wildlife Conservation Society (WCS) hat der WWF eine neue Initiative ins Leben gerufen, die das Ziel hat, bis zum Jahr 2030 mindestens acht Populationen einiger der am stärksten bedrohten Hai- und Rochenarten in ihren letzten verbliebenen Refugien zu retten. Der WWF und seine Partner:innen möchten so dazu beizutragen, dass sich die Bestände erholen und damit eine Welle von Wiederherstellungsmaßnahmen weltweit angestoßen wird.

Lebensräume schützen

Der Schutz wichtiger Lebensräume, wie zum Beispiel die Kinderstuben von einigen der mehr als 200 am stärksten bedrohten Arten, steht bei SARRI im Mittelpunkt. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt der WWF in enger Zusammenarbeit mit Küstengemeinden, lokalen Partner:innen und Expert:innen umfassende Pläne zur Wiederherstellung der Populationen von Haien und Rochen auf. Diese Pläne und die mit der Initiative gewonnenen Erkenntnisse sollen dann eine Blaupause werden, zum Schutz anderer gefährdeter Haie und Rochen auf der ganzen Welt.

Es wird nicht einfach sein, den dramatischen Rückgang der Hai- und Rochenpopulationen umzukehren. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen von Einzelpersonen sowie von Regierungen, Expert:innen, dem Privatsektor und den Gemeinden, um erfolgreich zu sein. Aber solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung.

Größtes Problem: Die Überfischung

Viele Haie sterben als Beifang © Shutterstock / VisionDive / WWF-Sweden
Viele Haie sterben als Beifang © Shutterstock / VisionDive / WWF-Sweden

Sie sind doppelt so alt wie die Dinosaurier und doch ist heute über ein Drittel der mehr als 1.200 Hai- und Rochenarten vom Aussterben bedroht. Der Grund für diese dramatische Entwicklung ist die Überfischung durch den Menschen. Es landen einfach zu viele Haie und Rochen als Beifang im Netz oder werden gezielt wegen ihres Fleisches und ihrer Flossen gefangen.

So viele und so schnell, dass sich die Tiere nicht schnell genug vermehren können. In der Folge können sich die Bestände nicht mehr erholen.

Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, müssen wir weg vom Erhalt des Status Quo. Stattdessen müssen wir unseren Schwerpunkt auf die Wiederherstellung der Hai- und Rochenarten weltweit verlagern. Nur so können sie ihre wichtigen ökologischen Funktionen erfüllen und dazu beitragen, ein gesundes Gleichgewicht in unseren Ozeanen zu erhalten.

Dr. Andy Cornish, Gründer von SARRI und Leiter des WWF-Programmes zum Schutz der Haie

Warum sind Haie und Rochen so wichtig?

Haie und Rochen sind für die Gesundheit der Meere und damit für das Wohlergehen von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt unverzichtbar. Lebendig sind diese Tiere viel wertvoller als tot, denn sie helfen uns, die Auswirkungen der Klimakrise abzufedern, unterstützen eine florierende Meereswelt und sie schaffen Einkommensmöglichkeiten für Küstengemeinden.

Tigerhaie beispielsweise spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise, denn sie verhindern, dass Meeresschildkröten und Seekühe Seegraswiesen überfressen – ein für viele Meeresarten wichtiger Lebensraum von Salzwasserpflanzen, die das klimaschädlichen Kohlendioxid bis zu 35-mal schneller binden als tropische Wälder. Gleichzeitig tragen tief tauchende Haie und Rochen dazu bei, die Ozeane produktiv zu machen, indem sie Nährstoffe an die Oberfläche bringen, die mikroskopisch kleine Algen, das so genannte Phytoplankton – das erste Glied der marinen Nahrungskette – zum Wachstum benötigen.

Rettungsaktionen in Mexiko, den Philippinen und Florida

Diese Geschichten aus aller Welt machen Hoffnung. Sie zeigen, dass sich Haie und Rochen erholen können. Und das kommt sowohl den Menschen als auch der Natur zugute.

Wir alle können etwas tun

Ganz gleich, wo auf der Welt wir uns befinden wir alle können einen Beitrag zur Rettung von Haien und Rochen leisten. Die Art und Weise wie wir essen, einkaufen, reisen, ja sogar unsere Freizeit verbringen, kann einen großen Einfluss haben. Hier sind fünf Ideen für den Anfang:

  • Vermeiden Sie den Kauf oder Verzehr von Hai- und Rochenprodukten.
  • Entscheiden Sie sich für nachhaltige Fischereierzeugnisse  – welche Produkte Sie kaufen, kann einen großen Einfluss auf die Ozeane haben, auch auf den Erhalt von Haien und Rochen.
  • Informieren Sie sich, warum Haie und Rochen wichtig sind und welche Arten in Ihrem Wohn- oder Reisegebiet geschützt sind – und helfen Sie, andere aufzuklären.
  • Handeln Sie verantwortungsvoll – wenn Sie tauchen oder schnorcheln, achten Sie darauf, dass Sie mit verantwortungsbewussten Tourismusanbieter:innen zusammenarbeiten, die die Tierwelt schützen, zum Erhalt der Ozeane beitragen und den lokalen Gemeinden zugutekommen.
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