Nach einer Phase der rückläufigen Wildereizahlen nimmt die illegale Jagd auf Nashörner in Südafrika leider wieder zu – vor allem im Hluhluwe-iMfolozi-Park: 307 Nashörner wurden dort allein im Jahr 2023 gewildert. Zahlen, die betroffen machen, und die zu drastischen Maßnahmen führen. Die Parkleitung hat beschlossen, den Nashörnern das Horn zu entfernen, um die Tiere für Wilderer unattraktiv zu machen. Horn gegen Leben – traurig, dass es so weit kommen musste.

Der Hluhluwe-iMfolozi-Park liegt an der Ostküste Südafrikas in der Provinz KwaZulu-Natal (KZN). Die Region spielt eine entscheidende Rolle beim Erhalt der Nashorn-Population in Südafrika. Doch gerade hier hat die Wilderei in letzter Zeit dramatische Ausmaße angenommen.

325 der 499 Nashörner, die 2023 in ganz Südafrika gewildert wurden, stammten aus KwaZulu Natal. Und während die Wilderei im Krüger Nationalpark um 37 Prozent zurückgegangen ist, ist sie in der Provinz um 33 Prozent angestiegen.

Das Nashorn wird bei der Enthornung in die richtige Position geschoben © Kelsey Leeming
Das Nashorn wird bei der Enthornung in die richtige Position geschoben © Kelsey Leeming

Rückgang der Wilderei im iMfolozi-Hluhluwe-Park um 80 Prozent

Die massenhafte Enthornung von Nashörnern im Hluhluwe iMfolozi Park (HiP) in KwaZulu-Natal in diesem Jahr hat zu einem 80-prozentigen Rückgang der Wilderei im Park geführt, seit die Aktion im April 2024 begann. Bis September 2024 hat das Projekt das Leben von schätzungsweise 120 Nashörnern gerettet und die Rettung von acht verwaisten Kälbern ermöglicht, deren Mütter getötet worden waren. Die Kälber wurden in den ersten Tagen der Aktion gefunden, als noch stark gewildert wurde, und werden nun im Zululand-Nashorn-Waisenhaus betreut.

Jeff Cooke, Leiter des Nashorn-Schutzprogramms des WWF Südafrika, erklärt: „Leider sind Nashornwilderer wahllos und haben es auch auf weibliche Nashörner abgesehen, die kleine Kälber haben. Diese Kälber werden in der Regel von den Wilderern ignoriert und sind sich selbst überlassen. Zum Glück für diese acht Kälber wurden sie dank der umfassenden Luftüberwachung während der Enthornungsaktion rechtzeitig entdeckt!“

Im Juni wurden nur vier Tiere gewildert, im Juli acht und im August vier. Als die Aktion im April begann, wurden etwa 30 Tiere pro Monat getötet. Bis heute wurden im Rahmen der laufenden Aktion mehr als tausend Nashörner enthornt.

Drastische Schutzmaßnahme

Eine Nashorn-Mutter wird für eine Enthornung vorbereitet. Ihr Kalb wir mit betäubt, damit das Kalb nicht in Panik geregt © Vanessa Duthe
Eine Nashorn-Mutter wird für eine Enthornung vorbereitet. Ihr Kalb wir mit betäubt, damit das Kalb nicht in Panik geregt © Vanessa Duthe

Das Übergreifen der Wilderei vom Krüger Nationalpark nach KZN ist auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass viele Nashörner im Krüger Nationalpark bereits enthornt wurden, und die Wilderer sich somit auf noch behornte – und damit profitablere – Bestände, wie denen des Hluhluwe-iMfolozi-Parks, konzentrierten. Trotz anhaltender Bemühungen, die Wilderei in KZN in den Griff zu bekommen, stiegen die Verluste in den letzten Jahren immer weiter an. Den Nashörnern auch hier als Konsequenz daraus ihr Horn zu nehmen und sie damit für Wilderer wertlos zu machen, war ein schwerer Schritt, den man sich nicht leicht gemacht hat.

„Wir haben uns sehr schweren Herzens dazu entschlossen. Die Enthornung steht im Widerspruch zu dem, wofür wir stehen, aber die anhaltende Bedrohung durch die Wilderer hat diese drastische Maßnahme zum Schutz der Tiere notwendig gemacht“, so Sihle Mkhize, CEO von Ezemvelo KZN Wildlife, der Naturschutzbehörde der Provinz und Betreiber des Hluhluwe-iMfolozi-Parks.

Die Enthornung der Nashörner im Park ist eine sehr kostspielige und arbeitsintensive Angelegenheit. Etwa alle 18 bis 24 Monate muss die Prozedur wiederholt werden, da das Horn der Tiere nachwächst, solange man einen kleinen Stumpf stehen lässt. Finanzielle Unterstützung erhält Ezemvelo KZN Wildlife dabei vom WWF Südafrika.

„Die Entscheidung, Nashörner zu enthornen, wird nie leichtfertig getroffen und ist nur eine von vielen Maßnahmen, um das Wildern der Tiere weniger attraktiv zu machen.“

Dr. Morné du Plessis, Direktor des WWF Südafrika

Enthornung ist kein Allheilmittel

Die Enthornung eines Nashorns ist auch ein sozialer Eingriff in das Leben der Tiere © Delport Bothma
Die Enthornung eines Nashorns ist auch ein sozialer Eingriff in das Leben der Tiere © Delport Bothma

Den Nashörnern ihr Horn zu nehmen, ist kein Allheilmittel, das wissen auch die Entscheidungsträger:innen bei Ezemvelo KZN Wildlife und dem WWF. Aber es ist „Teil eines umfassenden Konzepts, um Wilderer abzuschrecken, die es auf das Horn der Tiere abgesehen haben“, so Sihle Mkhize.

Dass das drastische Vorgehen nur eine Notlösung sein kann, zeigt auch eine Studie schweizerischer und südafrikanischer Wissenschaftler:innen die im Juni 2023 veröffentlicht wurde. Fünfzehn Jahre lang haben die Forscher:innen 368 Spitzmaulnashörner in zehn Reservaten in Südafrika beobachtet.

Die Auswertung zeigt: Tiere, denen das Horn entfernt wurde, verhalten sich anders als Artgenossen mit Horn. Ihre Reviere werden kleiner und die sozialen Interaktionen verändern sich – vor allem unter den Bullen.

Gleichzeitig ist bekannt, dass die Enthornung der Tiere wie kaum eine andere Maßnahme ihre illegale Tötung durch Wilderer eindämmt.

Horn gegen Leben

Das Nashorn wird auf die Enthornung vorbereitet © WWF
Das Nashorn wird auf die Enthornung vorbereitet © WWF

Horn gegen Leben – es ist eine schwere und traurige Entscheidung, diese beeindruckenden Tiere ihres Horns zu berauben. Eine Entscheidung, die zu ihrem Schutz getroffen wird, die ohne das Handeln der Wilderer gar nicht nötig wäre.  

Ezemvelo KZN Wildlife und der WWF Südafrika setzen sich deshalb weiterhin dafür ein, die Wilderei auf andere Art und Weise in den Griff zu bekommen. Dazu gehört die Umsetzung einer umfassenden Nashorn-Schutzstrategie. Sie setzt ehrgeizige Ziele zur Eindämmung der Wilderei und ergänzt die laufenden Bemühungen, zu denen die Intensivierung der Anti-Wilderei-Patrouillen, die Verbesserung der Lebensgrundlagen der Ranger:innen und auch das Enthornen gehören.

  • Spitzmaulnashörner auf Ebene © Philippe Oberle / WWF Nashörner

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