Ein Pilotprojekt des WWF zeigt, wie es gelingen kann, Kakao im Einklang mit der Natur anzubauen und rückverfolgbare, entwaldungsfreie Lieferketten nach Europa aufzubauen. Mehr als 1.400 Kleinbäuer:innen in Ecuador waren beteiligt und haben auf über 1.800 Hektar Kakao nachhaltig angebaut, davon 420 Tonnen zertifizierten Bio-Kakao.
Gemeinsam für nachhaltigen Kakao
Köstlichkeit mit Kehrseite: Während Kakao und Schokolade Freude und Genuss in unser Leben bringen, ist ihre Produktion geprägt von Ausbeutung und trägt deutlich zur Zerstörung des Regenwalds bei. Mit einem vom BMZ beauftragten und von der GIZ geförderten Projekt haben der WWF Deutschland, WWF Ecuador und die NGO CODESPA einen anderen Weg aufgezeigt.
Dazu arbeiteten wir in zwei Regionen Ecuadors – Napo in der Amazonasregion und Esmeraldas an der Küste im Norden des Landes – mit insgesamt sechs Gemeinschaften zusammen, die ihren Kakao in Agroforstsystemen anbauen. Das sind naturnahe Anbausysteme in großen, artenreiche Waldgärten. Zu den Kernzielen des vierjährigen Projekts gehörte es, eine Kakaoproduktion zu fördern, die der neuen EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) entspricht, und rückverfolgbare Lieferketten nach Europa zu etablieren.
Das Besondere unseres Projektes war, dass wir mit beiden Seiten im Austausch waren – mit den Produzent:innen in Ecuador und den Konsument:innen in Europa. Das machte es möglich, die Lieferketten ganzheitlich anzugehen und sowohl die Kooperativen als auch die Unternehmen angemessen zu begleiten.
Michelle Neuhaus, Programme Officer Latin America beim WWF Deutschland
Kakao in der Krise
Dabei bewegten wir uns in einem dynamischen Kontext. Durch die Klimakrise stieg der Preis für Kakao um 300 Prozent auf Rekordhöhe. Hintergrund waren unter anderem massive Ernteausfälle insbesondere in Westafrika aufgrund von Extremwettereignissen – anhaltende Dürreperioden, Starkregen und Überschwemmungen.
Auch die sich wandelnden Bestimmungen in der EU-Gesetzgebung führten zu Unsicherheiten bei den Produzent:innen und Unternehmen. Die EUDR, die zum Ziel hat, dass Unternehmen ihre Lieferketten entwaldungsfrei gestalten müssen, wurde im Dezember 2024 um ein Jahr verschoben. Für Unternehmen und Produzent:innen, die sich bereits auf die Einhaltung der Bestimmungen vorbereitet haben, war dies ernüchternd.
Daneben stellte die angespannte Sicherheitslage in Ecuador – vor allem in Esmeraldas – und infrastrukturelle Schwierigkeiten wie Stromausfälle die Beteiligten vor Herausforderungen. Trotz dieser Herausforderungen haben wir in vier Jahren Projektlaufzeit einiges erreicht.
Produktionskapazitäten ausbauen
Im Laufe des Projekts haben mehr als 1.400 Kleinbäuer:innen technische Unterstützung beim Anbau erhalten – etwa durch motorbetriebene Sprühpumpen für natürliche Pflanzenstärkungsmittel oder kleine Kettensägen für die Ernte.
Im Amazonasgebiet modernisierten zwei Kooperativen ihre Kakaofermentationszentren und können nun mehr Kakao verarbeiten. An der Küste wiederum haben zwei Produktionsgemeinschaften ihre Sammelstellen durch neue Vordächer und Fermentierungsausrüstung der Kakaosamen verbessert. Drei neue temporäre und eine permanente Baumschule mit einer Gesamtkapazität von 20.000 Kakaojungpflanzen tragen dazu bei, die künftige Ernte zu sichern.
Kleinbäuer:innen stärken
Viele der Produzent:innen nahmen an landwirtschaftlichen Schulungen sowie Infoveranstaltungen über die Anforderungen des europäischen Marktes teil. Während der Zusammenarbeit erreichten 287 Anbauflächen von Kakaoerzeuger:innen in Emeraldas so eine BPA-Zertifizierung, die gute landwirtschaftliche Praktiken (Buenas Practicas Agricolas) bescheinigt. Diese Erzeuger:innen bauen ihren Kakao auf einer Fläche von knapp 700 Hektar an, während die Kleinbäuer:innen im Amazonasgebiet bereits auf einer Fläche von 1.100 Hektar nachhaltigen Anbau betreiben.
Neben einer guten Ausrüstung förderten wir auch den Austausch zwischen Produzent:innen, überregional und international. Zweimal trafen sich deshalb Erzeuger:innengemeinschaften aus Ecuador und Kolumbien, um sich zu Anbaumethoden oder Herausforderungen europäischer Gesetzgebungen auszutauschen.
Bei den meisten Kakaoproduzent:innen im ecuadorianischen Amazonasgebiet handelt es sich um Kleinproduzent:innen. Der Anbau von Kakao sichert ihre Lebensgrundlage durch den Verkauf der Produkte und gleichzeitig bewahrt es unsere Natur.
Victoria Mena, Projektleiterin beim WWF Ecuador
Für Verhandlungen auf Augenhöhe
Von Ecuador nach Europa: Lieferketten aufbauen
In Deutschland stand vor allem im Fokus, die Kooperativen dabei zu unterstützen, Lieferketten nach Europa aufzubauen. Die parallele, vernetzte Arbeit auf beiden Kontinenten hat sich gelohnt. Insgesamt wurden vier Absichtserklärungen zwischen europäischen Unternehmen und ecuadorianischen Erzeugergemeinschaften auf den Weg gebracht, aus denen drei Lieferketten entstanden sind. Sie sind auf mindestens fünf Jahre Dauer angelegt und haben dazu beigetragen, dass bereits 300 Tonnen Kakao nach Europa verschifft wurden.
Wir wollen, dass Verbraucher:innen, wenn er oder sie einen Schokoriegel isst, genau wissen, wer den Kakao dafür hergestellt hat, wo er herkommt und wie dabei die Wälder geschont wurden.
Carlos Pozo, Kallari-Kooperative in Ecuador
Austausch fördern, Vertrauen schaffen
Auf dem Weg dorthin haben wir mehr als 300 Unternehmen kontaktiert und 20 Messen besucht, um den Kakaokooperativen den Eintritt in den europäischen Markt zu erleichtern. Besonders hilfreich waren dabei zwei Besuche von Vertreter:innen der Kooperativen in Deutschland und der Schweiz. In den Produktionsstätten kakaoverarbeitender Unternehmen konnten die Erzeuger:innen den weiteren Weg „ihres“ Kakaos direkt erleben. Auch die Gegenbesuche von Vertreter:innen europäischer Firmen waren fruchtbar und dienten dem gegenseitigen Vertrauen.
Um den Austausch zwischen den beiden Kontinenten weiter zu fördern, Herausforderungen des Naturschutzes im Kakaoanbau zu diskutieren und Lösungsansätze zu beleuchten, initiierten wir eine Kakaokonferenz in Deutschland, auf der Vortragende aus Ecuador wie Kolumbien zu Wort kamen.
Schokolade aus dem Projekt
So schmeckt der Regenwald. Für eine limitierte Edition in vier Geschmackssorten bezog der ecuadorianische Schokoladenhersteller Paccari die Bohnen ausschließlich aus dem Projektgebiet. Die Schokolade stellten wir in Deutschland auf den diversen Messen, die wir besuchten, vor.
So geht es weiter: Kakaoanbau im Einklang mit der Natur
Die Arbeit des WWF für entwaldungsfreien und rückverfolgbaren Kakao in Ecuador endete mit dem Projektabschluss im Mai 2025, doch wichtige Grundlagen sind gelegt. Erkenntnisse aus Ecuador setzen wir in unseren Projekten in Kolumbien weiter um. Auch dort spielen naturnahe Agroforstsysteme eine wichtige Rolle, um die Artenvielfalt des Amazonasgebiets zu erhalten und Frieden zu sichern.
Unsere Vision ist es, Kakao aus dem Amazonasgebiet auf dem europäischen Markt stärker zu repräsentieren. Die naturnahen Agroforstsysteme schaffen Pufferzonen für Nationalparks und Korridore für Wildtiere. Sie versprechen einen realistischen, ökonomischen Weg hin zu einer entwaldungsfreien, fairen Kakaoproduktion.
Michelle Neuhaus, Programme Officer Latin America beim WWF Deutschland
Unsere Arbeit in Kolumbien
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