In den faszinierenden Landschaften der Aberdare-Gebirgskette in Kenia stellen örtliche Gemeinden Wälder wieder her, die illegaler Holzeinschlag schwer geschädigt hatte – mit weitreichenden Folgen für die Menschen der Region und das ganze Land.

„Heute fließt wieder viel Wasser in unserem Fluss. Früher mussten wir bis zu fünf Kilometer weit laufen, um Wasser zu holen. Der Nutzen, diesen Wald zu schützen, ist wirklich immens!“ Selina Njoki kommt aus Kiburu, einer kleinen Gemeinde in den Ausläufern der Aberdares in Kenia. Die Gebirgskette mit ihren Wäldern, Wasserfällen, unzugänglichen Schluchten und offenen Mooren beherbergt nicht nur Elefanten, Zebras, Affen, Leoparden, Nashörner und unzählige Vögel. Das Aberdare-Gebirge ist Quelle etlicher Flüsse und von entscheidender Bedeutung für die Wasserversorgung Kenias.

Abhängig vom Wasser aus dem Wald

Führt wieder Wasser: Ein Bach in den Aberdares © WWF
Führt wieder Wasser: Ein Bach in den Aberdares © WWF

Kenias Hauptstadt Nairobi speist ihren täglichen Süßwasserbedarf aus dem Wasserturm, den die Aberdare-Gebirge darstellen. Der Naivasha-See am Fuße des Gebirges ist Kenias größter Süßwassersee in der Grabenregion, wichtiger Fischgrund, bedeutendes Vogelgebiet und abgesehen vom Lebensraum für viele Arten auch Zentrum der milliardenschweren Blumenindustrie des Landes.

Doch bevor Menschen wie Selina Njoki begannen, ihren Wald wieder herzustellen, waren Bodenerosion und Wasserknappheit in der gesamten Region an der Tagesordnung. „Der Wald war zerstört und sah schrecklich aus, weil es kaum noch Bäume gab“, erzählt Charles Mucheru Mwangi, ebenfalls Mitglied der Gemeinden, die hier an der Wiederherstellung der Wälder beteiligt sind.

Wenn das Wasser versiegt

Während der Regenzeiten schwemmte fruchtbarer Boden haltlos in die nahe gelegenen Flüsse und beraubte das Land seiner Fruchtbarkeit, während sich die Sedimente im Naivasha-See ablagerten. Nach dem Abflauen der Regenfälle versiegten Bäche und Flüsse und zwangen die Einheimischen, kilometerweit durch das hügelige Gelände zu laufen, um Wasser zu suchen.

„Ich fordere die Jugend auf, sich an der Erhaltung des Waldes zu beteiligen, denn wir können die Vorteile des Pflanzens von Bäumen sehen.“

Selina Njoki, Waldschützerin aus Kiburu

Bäume und Kartoffeln

Rahab Wangeci aus Kiburu pflanzt © WWF
Rahab Wangeci aus Kiburu pflanzt © WWF

500 Hektar Wald sollen bis 2024 in den Aberdares wieder hergestellt werden, dazu 40 Kilometer Uferland restauriert und 100 Hektar Ackerland geschaffen, weitere Entwaldung verhindert und die Lebensbedingungen der vom Wald abhängigen Gemeinden verbessert werden.

„Auf eigenen Parzellen im Wald bauen wir nun Bäume und Lebensmittel an und sind sehr zufrieden mit diesem System, weil es uns viele Vorteile bringt.“ Charles Mucheru Mwangi erhielt Land, auf dem er Kartoffeln pflanzt. Im Gegenzug sieht er sich in der Verantwortung, sich um die Baumsetzlinge zu kümmern, die er und die anderen Gemeindemitglieder im letzten Jahr gepflanzt haben.

Einkommen statt Abholzung

50 Hektar Wald in zwei Monaten konnte die Aberdare-Kiburu-Gemeinschaft pflanzen, nachdem die Aufforstungsarbeiten zuvor wegen der Covid-19-Pandemie unterbrochen worden waren. 120.000 einheimische Baumsetzlinge wurden dafür in lokalen Baumschulen gezüchtet, um den Wald wieder werden zu lassen, wie er einmal war.

Der Anbau von Bambus soll zusätzlich in Zukunft Feuerholz liefern, um den Druck auf die Wälder zu nehmen. Lokale Baumschulen, neue Anbauflächen, Obstbäume und der Verkauf von nachhaltigen Waldprodukten sollen das Einkommen der Menschen in der Region um 20 Prozent verbessern.

FLR: Die umfassende Wiederherstellung von Waldlandschaften

Mitglieder der Gemeinde Kiburu pflanzen Bäume © WWF
Mitglieder der Gemeinde Kiburu pflanzen Bäume © WWF

„Wenn wir morgens aufwachen, besuchen wir den Wald, in dem wir kürzlich Bäume gepflanzt haben, um sicherzustellen, dass es ihnen gut geht. Seit wir die Wälder schützen, haben wir nie mehr jemanden beim Fällen von Bäumen erwischt.“ Selina Njoki gehört zu einer Jugendorganisation in Kiburu, die an der Wiederherstellung der Waldlandschaften in den Aberdares beteiligt ist.

Das Projekt mit den Aberdare-Gemeinden wird gefördert vom WWF Deutschland und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Es zahlt ein auf die Zusage der kenianischen Regierung, gute fünf Millionen Hektar zerstörter Landschaften wiederherzustellen und gehört zu einer ganzen Reihe ähnlicher Großprojekte des WWF auch in anderen Ländern Ostafrikas und letzlich weltweit.

Forest Landscape Restauration (FLR) ist der englische Ausdruck für die umfassende Wiederherstellung von Waldlandschaften. Ein Ansatz, der vom WWF mitentwickelt wurde: Ganzheitlich, nachhaltig und unter Einbezug der jeweils lokalen Bevölkerung sollen Wälder entstehen, die bleiben – und uns allen dienen. Selina Njoki hat es selbst erlebt: „Ich fordere die Jugend auf, sich an der Erhaltung des Waldes zu beteiligen, denn wir können die Vorteile des Pflanzens von Bäumen sehen.“

So können Sie helfen

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

    Die Nationalparks der ostafrikanischen Länder beheimaten eine immense Artenvielfalt und die größte Elefantenpopulation Afrikas. Weiterlesen ...

  • Setzlinge am Lake Naivashu Basin © Bella Roscher / WWF Switzerland Wiederherstellung von Waldlandschaften in Ostafrika

    Die drei Nachbarländer Kenia, Tansania und Sambia im Osten Afrikas stehen alle vor dem gleichen Problem: Jährlich verlieren sie hunderttausende Hektar Wald. Mehr erfahren ...

  • Saatölproduktion in Kilwa © WWF „Wir wollen unser Leben verbessern”

    Den Menschen helfen, um den Wald zu retten. Das bringt ein Modellprojekt in Tansania auf den Punkt, welches beispielhaft für weitere Projekte in Ostafrika und auf dem ganzen Planeten steht. Zum Projekt

  • Üppiger Bewuchs in Sumatras Regenwald © Neil Ever Osborne / WWF-US Weit mehr als Aufforsten: Die Wiederherstellung von Waldlandschaften

    Die Wiederherstellung von Waldlandschaften ist mehr als reine Aufforstung oder Wiederaufforstung. Beide Maßnahmen können dazu gehören, genau wie die natürliche Regeneration von Wäldern. Weiterlesen ...

  • Morgenstimmung am Rande des Mau-Waldes in Kenia © Kate Holt / WWF-UK Unganisha – gemeinsam die Natur schützen

    Ein Netz aus Schutzgebieten und nachhaltig genutztem Naturraum soll die Naturschätze Ostafrikas langfristig sichern. Alles zu Unganisha