Von der Serengeti in Afrika, den Great Plains in den USA zu den Steppen der Mongolei – Graslandschaften und Savannen ernähren Millionen von Menschen, speichern Kohlenstoff, erhalten Wasserkreisläufe und sind Heimat einer unglaublichen Artenvielfalt. Doch weniger als zehn Prozent sind weltweit geschützt. Die Bedrohungen: Die Ausbreitung der intensiven Landwirtschaft, Rohstoffindustrie und invasiver Arten und fehlgeleitete Wiederherstellungsversuche.
Wir bezeichnen oft Wälder als die Lunge unseres Planeten. Aber was ist mit Graslandschaften? Die riesigen, offenen Ökosysteme sind so viel mehr als „leeres“ Land. 40 Prozent der Erde besteht aus Graslandschaften und Savannen, doch sie verschwinden still und leise. Und die Folgen sind gravierender, als den meisten von uns bewusst.
So viel mehr als endlose Weite

Der größte Mythos: Savannen sind keine „gescheiterten Wälder“. Sie sind fein abgestimmte Ökosysteme, die sich in einer delikaten Balance von Bränden, der Beweidung durch große Pflanzenfresser und saisonalen Dürren entwickelt haben.
Wird dieses Gleichgewicht gestört, führt dies zur Verbuschung und zum Zusammenbruch des Ökosystems.
Der Verlust von Graslandschaften ist eine globale Krise – die im Verborgenen stattfindet. In Zeiten anhaltender Dürren, Bodenverschlechterung und zunehmender Ernährungsunsicherheit brauchen wir sie mehr denn je, denn sie
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speichern 25 bis 35 Prozent des terrestrischen Kohlenstoffs,
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bieten Nahrung und Lebensgrundlage für Hirt:innen, Viehzüchter:innen, Landwirt:innen und indigene Völker,
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regulieren Wasserkreisläufe und schützen vor Erosion,
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haben einen hohen kultureller Wert – von den Gauchos in Südamerika bis zu den Nomaden in Zentralasien.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Mehr als die Hälfte der weltweiten Graslandflächen sind bereits verschwunden. Aber während die Wiederaufforstung von Wäldern die meisten Schlagzeilen macht, kann das Pflanzen von Bäumen an Orten, wo sie nicht hingehören, der Artenvielfalt und der Kohlenstoffspeicherung schaden.
Die Wiederherstellung von Grasland- und Savannenlandschaften ist möglich – aber nicht einfach. Sie kann Jahrzehnte dauern und ist oft komplexer als die Wiederaufforstung von Wäldern.
Wie Renaturierung gelingen kann
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Beseitigung von Stressfaktoren (wie Überweidung oder invasive Arten), damit sich die Natur von selbst erholen kann.
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Wiedereinsaat von einheimischen Gräsern, Wiederansiedlung von Arten, Management von Feuer und Beweidung.
Unser Einsatz für Savannen und Graslandschaften
Der WWF ist seit vielen Jahren im Einsatz, um diese unterschätzten und oft übersehenden Ökosysteme wiederherzustellen. Dabei verfolgen wir je nach den Gegebenheiten vor Ort unterschiedliche Ansätze. Manchmal ist das beste Mittel zur Wiederherstellung die traditionelle Vieh- und Weidewirtschaft. In anderen Fällen sind innovative politische Maßnahmen oder die Wideransiedlung von längst verschwundenen Arten notwendig. Oder man nutzt uralte Praktiken des Feuer-Managements. Die verschiedenen Projekte haben eins gemeinsam: sie arbeiten mit der Landschaft und den Menschen vor Ort, nicht gegen sie.
Fünf Beispiele, die Hoffnung machen
Eine Zukunft voller Leben

Die Zeit rennt. Wenn wir jetzt nicht handeln, riskieren wir nicht nur den Verlust von Ökosystemen, sondern auch von kulturellem Erbe, Lebensgrundlagen und einem wichtigen Verbündeten gegen immer häufiger auftretende Klimaextreme.
Wir müssen das bewahren, was noch existiert. Und schützen und wiederherstellen, was bereits verloren gegangen ist. Dabei müssen die richtigen Kompromisse gefunden werden – zwischen biologischer Vielfalt und Landwirtschaft, zwischen Schutz und Lebensunterhalt.
Keiner dieser Ansätze ist für sich allein ausreichend. Aber zusammen weisen sie auf eine Zukunft hin, in der Graslandschaften wieder vor Leben summen – wo Staub sich in ein grünes Meer durchzogen von bunten Wildblumen verwandelt und der Klang von Vogelgezwitscher und dem sanften Rascheln von Wildgräsern wieder lauter wird.
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