Gemeinsam Großes schaffen: Mit diesem Leitsatz setzt der WWF mithilfe vieler Partner in Kenia und Tansania ein grenzübergreifendes, visionäres Naturschutzprogramm um – Unganisha. Das ist Swahili und bedeutet auf Deutsch „gemeinsam“ und auch „verbunden“. Und genau darum geht es: Zusammen mit den Menschen vor Ort auf rund 134.000 Quadratkilometer die Natur zu bewahren, indem Ökosysteme und Schutzgebiete – darunter acht Nationalparks – über Korridore wieder miteinander vernetzt werden.

In Unganisha leben große Populationen von Elefanten, Giraffen, Löwen und vielen weiteren bedrohten Arten – ein Großteil von ihnen außerhalb der Schutzgebiete. Aufgrund der Zersiedelung gerät die ökologische Stabilität in der Region aus dem Gleichgewicht. Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren nehmen zu und gefährden die Lebensgrundlage der Bevölkerung.

Damit die Menschen in Unganisha ein besseres Leben führen können, ohne in der Not die Natur zu zerstörten, braucht es neue Ideen und den Willen, diese gemeinsam umzusetzen. Denn es ist möglich, das Land nachhaltig zu nutzen, eine umweltfreundliche wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und die natürlichen Lebensräume der Wildtiere zu schützen. Entscheidend ist dabei die Zusammenarbeit mit den Gemeinden vor Ort. Denn Naturschutz ist ohne Menschen nicht möglich.

Aus karger Erde wird grünes Gras

Neben der Vernetzung von Schutzgebieten ist auch die Wiederherstellung von Lebensräumen entscheidend. Zum Beispiel im kenianischen Bezirk Kajiado, wo die Gemeinden degradiertes Weideland wiederherstellen. Land, das zugleich ein wichtiger Wanderkorridor für Giraffen und Elefanten zwischen den Nationalparks Amboseli und Chyulu Hills ist.

Mit der Amboseli Land Owners Conservation Association (ALOCA) – der Dachorganisation von sieben Gemeindeschutzgebieten – hat der WWF auf mehreren hundert Hektar unfruchtbarer Fläche über 10.000 sogenannte Earth Smiles angelegt. Das sind kleine, halbrunde Erdwälle, die wie lachende Münder aussehen. Die Wälle stoppen die Bodenerosion, indem sie Regenwasser auffangen und langsam versickern lassen. Das ermöglicht neues Graswachstum.

Wenn die Erde lächelt: Earth Smiles
Wenn die Erde lächelt: Earth Smiles © Faith Tanui / WWF Kenia

Wasser für alle!

Bewohner:innen holen Wasser aus dem Lmarba Bohrloch.
Bewohner:innen holen Wasser aus dem Lmarba Bohrloch © WWF Kenia

Im Dorf Ilmarba, etwa 20 Kilometer vom Amboseli-Nationalpark entfernt, versorgt seit Kurzem ein solarbetriebener Brunnen die Gemeinde zuverlässig mit sauberem Wasser. Früher musste das Wasser mit Dieselgeneratoren gepumpt werden – eine teure und unsichere Angelegenheit. „Manchmal fiel der Generator aus und wir mussten ein oder zwei Monate ohne Wasser auskommen“, erinnert sich Nelson Kinaya, Ortsvorsteher von Ilmarba. „Jetzt, mit dem Solarbrunnen, ist Wasser nicht mehr teuer. Sowohl unser Vieh als auch die Wildtiere trinken hier. Es gibt keine Konflikte mehr.“

Hellen Olegela war früher tagelang unterwegs auf der Suche nach Wasser – oft durch gefährliche Wildtiergebiete. Der solarbetriebene Brunnen hat ihr Leben verändert, Wasser ist nun nah und kostenlos. „Mit dem Geld, das ich früher für Wasser ausgegeben habe, konnte ich einen kleinen Laden mit Obst und Gemüse eröffnet. Die Leute kommen zum Wasserholen und kaufen gleichzeitig Lebensmittel.“

Hellens zehn Kinder besuchen die Ormoti-Grundschule, die jetzt ebenfalls sauberes Trinkwasser aus dem Brunnen bekommt. Früher mussten die Kinder Kanister zur Schule tragen oder durstig nach Hause eilen. Jetzt können sie sich aufs Lernen konzentrieren. Die Schule betreibt sogar einen kleinen Gemüsegarten für das Schulessen.

Schulfrei für Elefanten

Stephen Ntokote, Schulleiter der Oloikarra Comprehensive School, auf dem Weg zur Schule in Oloikarra, Kenia.
Stephen Ntokote, Schulleiter in Oloikarra, Kenia © United Pictures Ltd WWF Kenia

Elefanten auf dem Schulhof? In der Amboseli-Region ist das keine Seltenheit. Doch die grauen Riesen können gefährlich werden. Eltern sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder und lassen sie nicht mehr zur Schule gehen.

Abhilfe schaffen stabile Eingangstore und solarbetriebene Elektrozäune um die Schulgebäude.

„Die Elefanten waren für uns Feinde. Sie liefen frei auf dem Gelände herum, manchmal gefolgt von Löwen. Heute bringe ich den Kindern bei, dass Bildung nicht nur aus Büchern besteht, sondern auch darin, die Elefanten zu lieben, denn sie sind unser Gold in dieser Wüste.“ erklärt Stephen Ntokote, Schulleiter der Oloikarra-Gesamtschule, Bezirk Kajiado.

„Es gab eine Zeit, in der das Lernen hier unmöglich schien. Elefanten, Giraffen und andere wilde Tiere streiften über das Gelände. Dann kamen der WWF und andere Partner. Ein solarbetriebener Zaun wurde um unsere Schule errichtet. Die Wende kam sofort. Die Angst verschwand. Die Lehrer konnten unbesorgt unterrichten und die Kinder konnten ohne Ablenkung lernen.“

Sammy Kirui, Lehrer an der Eluai-Narebo-Grundschule, Bezirk Kajiado

Nachbarn, keine Feinde

Eunice Sum mit ihrem neuen Kochherd, der für die Bewohnerinnen weniger umweltbelastend ist.
Eunice Sum mit ihrem neuen Kochherd, der für die Bewohnerinnen weniger umweltbelastend ist © WWF Kenia

Eunice Sum Nakutiti lebt in Osotua, einem Dorf in der Amboseli-Region. Als eine der Ersten erhielt sie einen verbesserten Jiko, einen traditionellen Kochofen, der in dieser neuen Version mit viel weniger Holz auskommt, kaum Rauch erzeugt und sogar die Töpfe sauber hält. Durch Eunices Einsatz haben viele Frauen in der Region diese Öfen übernommen. Das ist gut für die Gesundheit und gut für die Wälder. Weniger Brennholz bedeutet, dass sich die Natur erholen kann und Lebensräume für Wildtiere bewahrt bleiben.

Ob Jikos oder Solarzäune, ob Bienenstöcke, sicheres Trinkwasser oder frisches Grün auf ausgelaugtem Boden – all diese großen und kleinen Maßnahmen dienen dem Schutz der Natur und dem Wohl der Menschen gleichermaßen. Und sie machen das Zusammenleben mit Wildtieren sicherer. Eunice bringt es auf den Punkt: „Die Elefanten sind Nachbarn, keine Bedrohung. Sie kommen, trinken Wasser und ziehen weiter. Sie bringen Schönheit und Frieden.“

In Unganisha sind die Michael Otto Foundation for Sustainability und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung  (BMZ) Partner des WWF.

So können Sie helfen

Viele Menschen setzen sich bereits gemeinsam mit dem WWF dafür ein, dass die Vision von Unganisha Wirklichkeit wird. Mit jedem, der sich mit uns engagiert, wird diese Gemeinschaft stärker. Machen Sie mit!