Der kontinuierliche Ausbau der Gemeindeschutzgebiete ist nur ein Baustein der Arbeit des WWF in der Mara. Ebenso wichtig sind die Reduzierung von Mensch-Tier-Konflikten und der Ausbau der Gesundheitsversorgung. Wir haben bereits viel erreicht und können einige Erfolge vorweisen
Wenn rhythmisches Hufestampfen, Tierschnauben und Staubwolken die Luft erfüllen, ist es wieder so weit: Eine der letzten großen Wanderungen von Säugetieren auf der Erde hat begonnen. Gewaltige Herden von Gnus, Zebras und Gazellen folgen dem Regen und dem frischen Gras. Doch auf ihrer Reise lauern Gefahren. Nicht nur durch Raubtiere, sondern vor allem auch durch den Menschen, denn wesentliche Teile der Wanderrouten liegen außerhalb von Schutzgebieten. In der Siana Conservancy wirkt der WWF dieser Entwicklung entgegen und hat bereits viel erreicht.
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Exklusives Streaming-Event für WWF-Unterstützer:innen am 14. November 2024 ab 20.15 Uhr: Unser Afrika-Experte Johannes Kirchgatter wird beim WWF Living Planet Talk von seinen Erlebnissen in Kenia und Tansania berichten. Überzeugen Sie sich, wie Sie mit Ihren Spenden – gemeinsam mit uns und der lokalen Bevölkerung – hunderttausende Bäume pflanzen und ganze Landschaften und Ökosysteme wiederherstellen, Zäune auf Wanderrouten beseitigen und mit einfachen, aber effektiven Lösungen wie Löwenlichtern und Bienenzäunen bedrohliche Mensch-Tier-Konflikte verhindern.
Riesiges Netzwerk an Wildtierkorridoren
Die Gründung der Siana-Conservancy im Jahr 2016 im Rahmen des ambitionierten Naturschutzprogramms Unganisha war ein Meilenstein für den Wildtierschutz. Das Siana-Gebiet ist von großer Bedeutung für Elefanten, die dort Lebensraum und Wanderrouten haben.
Darüber hinaus ist Siana ein wichtiger Brückenkopf für ein ökologisch bedeutsames Gebiet, das bis zu den über 40 Kilometer entfernten Loita-Bergen reicht und nun schrittweise unter Schutz gestellt werden soll. Dieses Gebiet wiederum ist ein wichtiger Teil eines riesigen Systems von Wildtierkorridoren, das sich im Rahmen des Unganisha-Programms über ganz Südkenia und Nordtansania erstreckt.
In der Siana haben lokale Kleinbäuerinnen und Kleinbauern der Massai ihr Land innerhalb weniger Jahre von degradiertem Weideland in einen wertvollen Lebensraum und Hotspot der Artenvielfalt verwandelt. Das Ergebnis ist ein stabiles Einkommen durch Pachteinnahmen und Tourismus – eine Win-Win-Situation, die zeigt, wie Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung erfolgreich Hand in Hand gehen können.
Die Siana-Conservancy wächst
Eines der wichtigsten Ziele des WWF-Projekts ist die kontinuierliche Erweiterung der Siana-Conservancy. Dazu sichert der WWF mit Unterstützung von Fördererinnen und Förderern weitere besonders wertvolle Flächen – als Korridor und Lebensraum für Wildtiere.
Zwischen 2018 und 2021 konnten neben dem Ololaibilotai-Korridor auch erste Gebiete in Ololaimutia-Olesekin gesichert werden. In den Jahren 2022 und 2023 konnten diese Erweiterungsflächen deutlich vergrößert und bestehende Lücken geschlossen werden.
Unterstützt durch eine zweite Finanzierungsphase der Bundesregierung über die GIZ, Mitteln der Artenschutzstiftung des Zoos Karlsruhe und engagierten privaten Spender:innen konnten zudem die Korridore am unteren und oberen Ropile-Fluss sowie der besonders wichtige Elefantenkorridor Nkoilale aufgebaut werden. Alle diese neuen Korridore sichern direkte Verbindungen zu drei benachbarten Conservancies und damit wertvollen Lebensraum: Vor allem entlang des Ropile-Flusses mit seinen märchenhaften Galerie- und Fieberakazienwäldern, großen Wildtierbeständen und bedrohten Vogelarten.
Mit allen Korridoren und Erweiterungsflächen umfasst die Siana Ende 2023 mehr als 39.000 Hektar. Ein immer größerer Teil der Fläche wird direkt durch Einnahmen aus dem Ökotourismus finanziert.
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Neuer Elefantenkorridor gesichert
Im September 2023 hat der WWF in der Masai Mara einen weiteren Meilenstein erreicht: Die Sicherung des Ropile-River-Korridors. Rund 350 Landeigner:innen haben Pachtverträge unterzeichnet und mehrere hundert Kilometer Zäune abgebaut.
Der neue, zehn Kilometer lange Korridor ist ein Meilenstein für den Artenschutz. Er verbindet die Gemeindeschutzgebiete Olkinyei und Ripoi und schließt damit eine wichtige Lücke zwischen dem östlichen und dem westlichen Teil der Mara. Der Korridor verläuft entlang des Ropile-Flusses und schützt kostbare Galeriewälder und Feuchtsavannen, durch die regelmäßig Elefantenherden mit bis zu 200 Tieren ziehen.
Erfolge in der Mara
Der Abschluss von Pachtverträgen und die Mitgliedschaft der Landeigner:innen in der Conservancy sind die ersten und wichtigsten Schritte zur Sicherung von Lebensräumen und Korridoren für die Wildtiere. Es sind jedoch noch viele weitere Schritte und Maßnahmen notwendig, um das Land in ein intaktes Ökosystem zu verwandeln. Zunächst müssen Zäune, Hütten und Zivilisationsmüll entfernt werden. Allein in den Jahren 2022 und 2023 konnte der WWF mehr als 100 Kilometer Zäune auf mehreren hundert Landparzellen entfernen. Die Tiere nahmen ihre angestammten Wanderrouten innerhalb weniger Tage oder Wochen wieder in Besitz.
Unterstützung für die MenschenDie direkten Pachtzahlungen an tausende Familien, die Reduzierung von Mensch-Wildtier-Konflikten und die Einnahmen aus dem Ökotourismus sind nur einige der Vorteile für die lokale Bevölkerung. Integrierte Beweidungspläne, die in den Pufferzonen des Schutzgebietes und auf weiteren Flächen der Gemeinden umgesetzt werden, verhindern Überweidung und schaffen nachhaltiges Einkommen. Zudem werden die Viehzucht und tiermedizinische Versorgung verbessert.
Insgesamt finanzieren die Pachtzahlungen und die Unterstützung durch den WWF fast 400 Schulstipendien. Eine Mädchenschule wird gezielt gefördert, um begabten Mädchen vor Ort erstmals eine weiterführende Schulbildung zu ermöglichen. An mehreren Schulen rund um das Projektgebiet wird aktuell ein Umweltbildungsprogramm aufgebaut.
Wenn Wildtiere wieder ungestört und abseits von Dörfern und Feldern wandern können, gehen auch die Konflikte mit Viehzüchterinnen und Viehzüchtern sowie mit Bäuerinnen und Bauern schnell zurück. Um Mensch-Wildtier-Konflikte weiter zu reduzieren, wurden bis November 2023 mehr als 1.500 sogenannte Prädatorenlichter installiert, die die Viehgehege gegen Löwen, Leoparden und Hyänen sichern. Außerdem wurden 25 prädatorensichere mobile Gehege im Umfeld der Conservancy errichtet.
Ausbau der GesundheitsversorgungIn der Mara Siana in Kenia ist der Zugang zu einer funktionierenden Gesundheitsversorgung leider alles andere als selbstverständlich. Eines unserer Modellprojekte ist das Nkoilale-Health-Center in der Nähe der Siana-Conservancy. Dank der Unterstützung unserer Förderer:innen gibt es hier nun ausreichend Medikamente, um Atemwegsinfektionen oder Krankheiten wie Typhus und Malaria zu behandeln.
Außerdem wurde eine moderne Entbindungsstation eingerichtet, damit Frauen ihre Kinder in Ruhe zur Welt bringen können. Auch die Bereiche Familienplanung, Schwangerschaftsvorsorge, Impfschutz und HIV-Prävention wurden ausgebaut. Diese Maßnahmen haben die Akzeptanz des Naturschutzes deutlich erhöht.
Die Lodges innerhalb der Conservancy zahlen im Rahmen ihrer exklusiven Nutzungsrechte für den naturverträglichen Tourismus direkt für Landpachten. Durch eine „Übernachtungsgebühr“ finanzieren die Lodges zusätzlich die anfallenden Kosten für Ranger:innen, Schulgebühren und vieles mehr.
Mittlerweile können mehr als ein Drittel aller Pachtzahlungen für die Siana-Conservancy dauerhaft von den Tourismuspartnern übernommen werden – Tendenz stark steigend, denn durch die massiven Flächenerweiterungen ist nun auch Platz für weitere Lodges. Langfristig sollen bis zu 80 Prozent der Pachtzahlungen und sonstigen Kosten durch den Tourismus gedeckt werden.
Von den insgesamt 25 Rangerinnen und Rangern in der Siana sind derzeit fünf Frauen. Eines unserer Ziele ist es, den Anteil der Rangerinnen in unseren Projektgebieten schrittweise zu erhöhen. Die großartigen Ranger:innen haben an fast 300 Einsatztagen im Jahr Wilderei, illegale Beweidung oder Abholzung verhindert. In mehr als 120 Fällen von Mensch-Wildtier-Konflikten waren sie im Einsatz, um zum Beispiel Elefanten aus Feldern und Dörfern herauszulotsen oder Löwen von Viehherden fernzuhalten.
Die Tiere kehren zurück
All diese Maßnahmen zeigen bereits Wirkung: Das Land erholt sich von der massiven Überweidung und von weiteren Beeinträchtigungen. Schon nach ein bis zwei Regenzeiten regeneriert sich das geschädigte Grasland sichtbar, auf den Hügeln sprießen junge Bäume.
Mit der natürlichen Vegetation und den freien Wanderkorridoren kehren durch die Nähe zu den „alten“ Schutzgebieten all die großen Pflanzenfresser zurück, gefolgt von den großen Beutegreifern. Im gesamten Gebiet leben wieder dauerhaft mehrere Löwenrudel, Leoparden, Karakale und andere Kleinkatzen, Schakale, Löffelhunde, und Hyänen. Auch Geparde sind fast ständig anwesend, Wildhunde und Nashörner besuchen das Gebiet nun regelmäßig. Große Elefantenherden mit bis zu 200 Tieren ziehen ständig durch das Gebiet. Die Bestände aller Wildtierarten im Projektgebiet nehmen zu.
Das gesamte Ökosystem vernetzen
Inzwischen wurde mit der Regierung des Narok-County ein umfassender Landschaftsplan für die gesamte Mara verabschiedet – ein Meilenstein für den Naturschutz und die langfristige Entwicklung! Damit ist auch ein lange verfolgtes Ziel in greifbare Nähe gerückt: Alle Akteure haben sich darauf verständigt, die Perlenkette der Gemeindeschutzgebiete über die sogenannten Loita-Ebenen bis zu den Loita-Bergen zu verlängern.
Trotz großer Risiken für die Ökosysteme durch Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, Straßenbau, zunehmenden Bewässerungslandwirtschaft und vieles mehr besteht nun die einmalige Chance, das gesamte Ökosystem wieder zu vernetzen, fast verschwundene Wanderrouten wiederherzustellen und nachhaltige Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung aus naturverträglichem Tourismus und angepasster Ressourcennutzung zu erschließen.
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