An der Nordseeküste der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks liegt das größte Wattenmeer der Welt. Mit mehr als 10.000 Quadratkilometern Wattflächen, Prielen und Flachwasser, Sandbänken und Dünen sowie den Salzwiesen gehört es zu den größten natürlichen Lebensräumen, die wir im Westen Europas noch haben. Entsprechend groß ist die Artenvielfalt: Das Wattenmeer ist zum Beispiel ein riesiger Landeplatz für gefiederte Weltenbummler.

Ebbe und Flut bestimmen den Lebensrhythmus im Watt – zweimal täglich fällt der Meeresboden trocken. Dort tummeln sich zahllose Würmer, Muscheln, Schnecken und Krebse sowie in den Prielen kleine Fische. Besonders für Vögel schafft dies ein riesiges Nahrungsangebot. Das Wattenmeer steht heute fast komplett unter Schutz – und ist dabei dennoch gefährdet.

Erfolgreicher Naturschutz

Seit 1977 setzt sich der WWF gemeinsam mit vielen anderen intensiv für das Wattenmeer ein. Das hat sich gelohnt: Alle drei Anrainerstaaten – Niederlande, Deutschland und Dänemark – haben ihren Anteil am Wattenmeer unter Schutz gestellt. Im deutschen Teil haben Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg von 1985 bis 1990 drei Nationalparks gegründet. Diese wurden seitdem weiter entwickelt – zum Beispiel durch die Vergrößerung um ein Walschutzgebiet in der Nordsee, verbesserte Kernzonen, Einstellung der Jagd oder eine Verringerung der Beweidung der Salzwiesen. Auch eine immer besser werdende Besucherinformation, Naturbildung für Kinder und die Partnerschaft mit nationalparkfreundlich arbeitenden Tourismus-Unternehmen gehören zu den Erfolgen.

Das Wattenmeer ist so einzigartig, dass es im Juni 2009 von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt wurde. Nur Gebiete von 'außergewöhnlichem universellen Wert' können diese höchstmögliche Anerkennung einer Naturlandschaft erhalten. Damit steht das Wattenmeer international auf einer Stufe mit dem Grand Canyon, der Serengeti oder den Galapagos-Inseln. Der WWF ist überzeugt, dass dieser Rückenwind dazu beiträgt, den Schutz des Wattenmeeres dauerhaft abzusichern.

Trotz Schutz: Bedrohung besteht fort

Große Eindeichungen haben das Wattenmeer über die Jahrhunderte immer stärker bedroht. Doch auch Baggerungen, Küstenschutz, Schifffahrt, Fischerei, Schadstoffe, Müll, Industrieanlagen (auch Ölförderung) und Tourismus sind Beispiele für Nutzungen, die zu großen Naturverlusten führten. Das Wattenmeer wurde in der Vergangenheit verkleinert, einige Lebensraumtypen gibt es kaum noch  und Arten wie Europäische Auster, Rochen, Stör oder Raubseeschwalbe sind verschwunden.

Mit dem Schutz des Wattenmeeres gelang hier ein Stopp – doch mehr noch nicht. Denn frühere Schäden wurden nur in seltenen Fällen schon repariert. Und zugleich entstand eine neue Bedrohung: Wenn das Polareis durch den Klimawandel schmilzt, steigt auch im Wattenmeer der Meeresspiegel. Zwar werden die Deiche zum Schutz der Menschen immer mehr erhöht, doch reicht das? Wattflächen und Inseln drohen auf lange Sicht durch Abbruch verloren zu gehen. Ist das aufzuhalten, kann das Wattenmeer durch Klimaanpassung (zusätzlich zum Klimaschutz) gerettet werden?

WWF-Arbeit im Wattenmeer

Die WWF-Arbeit im Wattenmeer steht vor allem für die Unterstützung und Weiterentwicklung der Nationalparks und für die internationale Zusammenarbeit beim langfristigen Schutz. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass unser Einsatz – trotz aller Erfolge – auch weiter dringend gebraucht wird. So argumentiert und streitet der WWF ganz besonders: 

  • für eine rechtzeitige Anpassung an den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels. Ziel ist, bei Deichbau und anderen Küstenschutz-Maßnahmen eine Änderung der Politik zu erreichen: Neben dem selbstverständlichen Schutz der Menschen vor Sturmfluten muss auch die Natur des Wattenmeeres in ihrer heutigen Qualität gesichert werden.
  • gegen die Ölförderung im Watt, denn Industrieanlagen gehören nicht in Nationalparks, die für den strengen Schutz der Natur da sind. Sie ruinieren das Landschaftsbild, stören die Tierwelt und schaffen zusätzliche Risiken;
  • für mehr Naturverträglichkeit und Nachhaltigkeit in der Fischerei, zum Beispiel durch die Verringerung der Jungfisch-Beifänge bei der Krabbenfischerei, die Etablierung großer fangfreier Zonen und einen besseren Schutz der Muschelbestände;
  • für eine nachhaltige Entwicklung in der Umgebung des Wattenmeeres und die Naturverträglichkeit der wichtigsten Wirtschaftsformen dort: Tourismus, Energieerzeugung sowie Schifffahrt und Häfen.
  • Die Menschen müssen vom Schutz des Wattenmeeres überzeugt werden - deshalb ist die Natur- und Umweltbildung im Wattenmeer von zentraler Bedeutung, sei es durch Gedrucktes, durch Infozentren, oder durch Führungen. Der WWF engagiert sich stark in der Bildung, u.a. koordiniert er auf der dreistaatlichen Ebene die "Internationale Wattenmeerschule"

So können Sie helfen

  • Sanderling-Rastplatz im Wattenmeer © Hans-Ulrich Rösner / WWF Wattenmeer – Nationalpark und Weltnaturerbe an der Nordseeküste

    Mit seinem zweimal täglich trockenfallenden Meeresboden – dem Watt – sowie Prielen, Flachwasser, Sandbänken, Dünen und Salzwiesen gehört es zu den größten natürlichen Lebensräumen, die wir im Westen Europas noch haben. Zurück zur Wattenmeer-Seite

  • Wattexpedition Carolinensiel-Harlesiel © Hans-Ulrich Rösner WWF-Erlebnistour: Wattexpedition Carolinensiel-Harlesiel

    Erleben Sie nur zwei Kilometer vor der Küste die einzigartige Natur des Nationalparks Wattenmeer. Auf dieser Tour begegnen Sie mit einem Nationalpark-Guide einer dynamischen wie artenreichen Wildnis. Weiterlesen...

  • Wattwanderung auf Baltrum © Hans-Ulrich Rösner WWF-Erlebnistour: Zugvogel-Exkursion nach Baltrum

    Die Tagestour mit dem WWF beginnt mit einer drei-stündigen Wattwanderung vom Festland zur Insel - eine gute Gelegenheit, zu sehen und zu erfahren, warum das Wattenmeer so bedeutsam für Zugvögel auf dem Ostatlantischen Zugweg ist. Weiterlesen...

  • Wattwanderung Minsener Oog © H.-U. Rösner / WWF WWF-Erlebnistour: Wattwanderung zur Insel Minsener Oog

    Auf unserer Tour erleben wir eine einzigartige, wilde und geschützte Naturlandschaft unmittelbar an der Grenze zur durch den Menschen intensiv geprägten und genutzten Küste. Weiterlesen...