Seit seiner Gründung setzt sich der WWF gemeinsam mit lokalen Partner:innen, Behörden und Fischereien intensiv für den Schutz der Meeresschildkröten weltweit ein – von Griechenland über Tunesien und Südostasien bis nach Belize in der Karibik. Was das konkret bedeutet, was der WWF zum Schutz der bedrohten Paddler unternimmt und was jede:r Einzelne tun kann, erfahren Sie hier. 

Ranger-Station an der Küste von Belize
Ranger-Station an der Küste von Belize © Eva Banquet / WWF

Weltweit verwirklicht und unterstützt der WWF zahlreiche Projekte zum Erhalt dieser faszinierenden Tiergruppe. So sind wir seit über 40 Jahren in vielen Teilen der Welt aktiv, beispielsweise im Mittelmeerraum, an den Küsten Ost- und Südafrikas, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Südostasien.

„Seit 2024 arbeiten wir auch an der mittelamerikanischen Karibikküste in Belize, um die besondere Küstenregion im Süden des Landes zu schützen und die Lebensräume der Meeresschildkröten, Walhaie, Seekühe und vieler weiterer Arten wiederherzustellen“, erklärt Dr. Janne Rohe, die das Projekt in Belize für den WWF Deutschland leitet.

Wirkungsvolle Maßnahmen

Zu den Maßnahmen zählen: die Erfassung und der Schutz von Niststränden, das Monitoring von Eiablage und Bruterfolg, die Ausweisung von Schutzgebieten an Land und im Meer sowie die Entwicklung schonenderer Fischfangmethoden.

Gleichzeitig werden Aufklärungskampagnen durchgeführt und der Ökotourismus als nachhaltige Einkommensquelle gestärkt. Die Maßnahmen im Detail:

Nistplätze sichern – Leben retten

Eier der Lederschildkröte
Eier der Lederschildkröte © Tom Vierus / WWF Pazifik

Freiwillige und Expert:innen des WWF erfassen und überwachen Niststrände in vielen Teilen der Welt. Sie schützen die Nester, begleiten nachts schlüpfende Jungtiere auf ihrem Weg ins Meer und klären Anwohner:innen und Urlauber:innen über die Bedeutung dieser sensiblen Orte auf.

So auch in unserem Projekt in Belize, wo Ranger:innen die Schildkröten überwachen und erst kürzlich 80 Schildkrötenbabys auf dem Weg ins Meer beobachten konnten.

Schutzgebiete schaffen sichere Rückzugsorte

In ausgewiesenen Meeres- und Strandschutzgebieten ist Fischerei verboten oder streng reguliert. Diese Schutzzonen bieten den bedrohten Reptilien einen wichtigen Raum zur Fortpflanzung und dienen als Fressgebiet, wo sie sich meist saisonal aufhalten.

Meeresschildkröte auf dem Meeresgrund vor Belize
Meeresschildkröte auf dem Meeresgrund vor Belize © Julian Hahne / WWF Mesoamerika

Auch in Belize setzt sich der WWF dafür ein, dass bestehende Schutzgebiete besser überwacht, neue Schutzgebiete eingerichtet, nationale Pläne zum Küsten- und Mangrovenschutz umgesetzt werden und Reiseveranstalter Leitlinien für nachhaltigen Tourismus in diesen geschützten Gebieten erhalten.

Der WWF prüft außerdem Möglichkeiten zum Schutz von Mangroven auf Privatgrundstücken.

Darüber hinaus soll ein nationaler Fonds die Naturschutzerfolge dauerhaft sichern.

Bei allen Vorhaben wird die Bevölkerung eng einbezogen, beispielsweise bei Wiederherstellungsmaßnahmen und der Überwachung der Erfolge.

Beifang reduzieren – mit einfachen Mitteln

Im Netz verfangene Grüne Meeresschildkröte
Im Netz verfangene Grüne Meeresschildkröte © Philipp Kanstinger / WWF

Meeresschildkröten verfangen sich häufig unbeabsichtigt in Fischernetzen. Gemeinsam mit Fischer:innen arbeitet der WWF daher an der Entwicklung moderner technischer Maßnahmen, um den Beifang zu verringern.

So werden beispielsweise in Peru LED-Leuchten an den Fangnetzen angebracht. Meeresschildkröten und auch Delfine sehen nachts die erleuchteten Netze und können diese dadurch meiden.

Tieren konkret helfen

In Schutzzentren und Auffangstationen werden Meeresschildkröten gesund gepflegt und anschließend wieder freigelassen. Sie erhalten die nötige Unterstützung, um sich von Verletzungen oder Krankheiten zu erholen und fit für die Rückkehr in die Freiheit zu werden.

Illegalen Handel stoppen

Obwohl Meeresschildkröten vielerorts gesetzlich geschützt sind, floriert der illegale Handel mit ihnen weiterhin. Um dem entgegenzuwirken, wurde Ende 2022 ShellBank eingeführt. ShellBank ist eine globale Datenbank mit DNA von Meeresschildkröten und das weltweit erste Toolkit, das eine Rückverfolgbarkeit von Schildkröten, Schildkrötenteilen und -produkten ermöglicht. Durch die Entnahme von DNA aus beliebigen Schildkröten, Schildkrötenteilen oder -produkten können diese mit den genetischen Profilen in der ShellBank-Datenbank verglichen und wichtige Informationen für das Naturschutzmanagement und die Strafverfolgungsbehörden gewonnen werden.

Ökotourismus etablieren

Stabile Populationen von Meeresschildkröten haben nicht nur ökologischen, sondern auch wirtschaftlichen Wert.

Der WWF hat in Studien gezeigt: Mit Ökotourismus lässt sich in vielen Regionen mehr erwirtschaften als mit dem Verkauf von Schildpatt oder Schildkrötenfleisch. Beobachtungstouren ziehen jedes Jahr tausende Besucher:innen an – und schaffen Einkommen für lokale Gemeinden.

Die Placencia Lagune in Belize
Placencia Lagune © Nadia Bood / WWF Mesoamerika

Im Rahmen des WWF-Projekts in Belize werden Landeigentümer:innen, Reiseveranstalter:innen sowie Tourismusunternehmen geschult und für den Schutz der Mangroven und Küsten sensibilisiert. Gleichzeitig soll die Halbinsel Placencia als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert werden.

Das Projekt soll darüber hinaus den Menschen vor Ort dabei helfen, leichter Arbeit zu finden, beispielsweise in der für die Region so wichtigen Tourismusbranche. In Umfragen haben die Menschen sich mehr Schulungen und Ausbildungen in für den Tourismus relevanten Themenfeldern gewünscht, darunter Fliegenfischen, der Arbeit als Tauchlehrer:in oder Reiseleiter:in.

Bildung und Aufklärung ermöglichen

Ob in Schulen, Gemeinden oder bei Tourist:innen – der WWF setzt auf Bildung. Denn nur wer versteht, wie wertvoll und gefährdet Meeresschildkröten sind, wird sich für ihren Schutz einsetzen.

In Belize beispielsweise arbeitet der WWF gemeinsam mit lokalen Gemeinden, dem Tourismus- und Bausektor sowie Regierungsbehörden an einer Aufklärungskampagne, um die Bedeutung intakter Ökosysteme und die Bedrohungen, denen Meeresschildkröten, Seekühe und weitere Arten ausgesetzt sind, zu verdeutlichen.

Erfolge sind sichtbar

Die intensive Schutzarbeit des WWF zeigt Wirkung: Im Mittelmeer gelten zum Beispiel die dort nistenden Meeresschildkröten inzwischen nicht mehr als gefährdet.

Meeresschildkröten brauchen weiter unsere Hilfe

Doch diese Erfolge sind fragil – jedes Jahr verenden weiterhin tausende Meeresschildkröten in Fischernetzen; und die rasante Erwärmung des Mittelmeers, das sich schneller aufheizt als alle anderen Meere, bedroht die Fortschritte der letzten Jahre.

Doch nicht nur dort – auch in anderen Projektregionen wie in Belize bringt die Zerstörung von Küstenstreifen, die Verschmutzung der Meere sowie nicht-nachhaltige Fischerei die Meeresschildkröten in Bedrängnis.

Deshalb ist es so wichtig, am Ball zu bleiben und die Meere zu schützen, denn sie sind nicht nur Heimat der Meeresschildkröten – sie sind ein komplexes, empfindliches Ökosystem und lebenswichtig für Millionen von Arten. Und auch für uns Menschen: Gesunde Ozeane sichern Nahrung, regulieren das Klima und bieten unersetzliche Lebensgrundlagen.

Helfen Sie mit, Korallenriffe wiederherzustellen – für die Zukunft der Meeresschildkröten!

Wie jede:r Einzelne Meeresschildkröten helfen kann:

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