Seit über 150 Millionen Jahren gleiten Meeresschildkröten durch unsere Ozeane. Als eine der ältesten noch existierenden Reptilienarten haben sie selbst die Dinosaurier überdauert. In zahlreichen Mythen und Kulturen kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu. Damit sie nicht eines Tages nur noch in Legenden weiterleben, brauchen sie unseren Schutz.

Wandernde Gärtner der Meere

Meeresschildkröte im Seegras vor Belize
Meeresschildkröte im Seegras vor Belize © Julian Hahne / WWF Mesoamerika

Weltweit gibt es sieben Arten von Meeresschildkröten.

Die Tiere sind perfekt an das Leben im Wasser angepasst: Ihr Körper ist stromlinienförmig, der Panzer deutlich flacher als bei ihren an Land lebenden Verwandten. Ihre Gliedmaßen haben sich zu flossenartigen Paddeln entwickelt, die nicht mehr in den Panzer eingezogen werden können. Seit Millionen Jahren hat sich der grundlegende Bauplan dieser faszinierenden Tiere im Wesentlichen nicht verändert.

Meeresschildkröten spielen eine zentrale Rolle in ihrem Ökosystem: Auf ihren weiten Wanderungen verbreiten Meeresschildkröten die Samen von Seegraswiesen und tragen so zu deren Erhalt bei – Meeresschildkröten sind also wandernde Gärtner der Meere.

Außerdem verspeisen Schildkröten Quallen und Schwämme und tragen damit zur ökologischen Balance in Korallenriffen bei – und leisten so einen wertvollen Beitrag zu gesunden, sauberen Meeren.

Meeresschildkröten sind bedroht

Von den sieben Arten der Meeresschildkröten gelten sechs als gefährdet oder vom Aussterben bedroht!

Aber es gibt Zeichen der Hoffnung: Durch die verstärkten Schutzanstrengungen in den vergangenen Jahrzehnten erholen sich viele der Bestände langsam. Insbesondere die Bestände der Grünen Meeresschildkröte konnten sich erholen. Andere Bestände schrumpften weiter – und das obwohl die Tiere in den meisten Ländern unter strengem Schutz stehen. Die Ursachen sind vielfältig:

Sie werden gejagt

Eier der Lederschildkröte
Eier der Lederschildkröte © Tom Vierus / WWF Pazifik

Die Tiere werden nach wie vor wegen ihres Fleisches und ihrer Panzer gejagt, ihre Eier geplündert.

Als Luxusartikel sind sie begehrt – das Schildpatt der Panzer wird zu exklusiven Brillen und Schmuckstücken verarbeitet, ihr Leder zu Handtaschen oder Börsen.

Schildkrötensuppe gilt als Delikatesse und ihre Eier gelten in manchen Ländern – zu Unrecht – als Potenzmittel.

Küstenregionen werden zerstört

Illegale Bauvorhaben in Placencia
Illegale Bauvorhaben in Placencia © Jaime Rojo / WWF US

Der Ausbau von Küstenregionen schadet den Tieren ebenfalls massiv: Niststrände verschwinden unter Beton, werden durch Lichtquellen unbrauchbar gemacht oder vom Massentourismus zerstört. Durch den verstärkten Tourismus mit Strandlokalen und Partystränden wird es immer schwieriger für die Tiere, geeignete Nistplätze zu finden.

Auch in der WWF-Projektregion in Belize sind die negativen Auswirkungen des Tourismus spürbar – Beispiel Placencia Lagoon: Die schmale, von Mangroven und Sandstränden gesäumte Landzunge ist zu einem Tourismus-Zentrum geworden und stark von Mangrovenzerstörung und Küstenerosion betroffen.

Auswirkungen der Klimakrise

Auch die Klimakrise setzt den Tieren zu: Der Anstieg des Meeresspiegels lässt Strände, die die Schildkröten so dringend zur Eiablage brauchen, verschwinden, starke Regenfälle oder Fluten spülen Sand und ganze Gelege weg.

Die Temperatur im Sand spielt eine ausschlaggebende Rolle, denn sie entscheidet über das Geschlecht der Meeresschildkröten. Höhere Temperaturen lassen überwiegend Weibchen schlüpfen – ein Ungleichgewicht, das ganze Populationen gefährden kann.

Marine Hitzewellen sind ein weiteres schwerwiegendes Problem für Meeresschildkröten. Der Anstieg der Meerestemperaturen sorgt für häufigere Korallenbleichen. Korallenriffe wiederum sind der natürliche Lebensraum der Meeresschildkröten und dienen ihnen auch als Nahrungsgrundlage. Vor der Küste Belizes ist in den kommenden Jahren mit intensiven und weitereichenden marinen Hitzewellen zu rechnen, weshalb sich der WWF explizit dort für den Erhalt und die Restaurierung von Korallenriffen einsetzt.

Beifang und Meeresverschmutzung

Schildkröte im Geisternetz © Jordi Chias / naturepl.com / WWF
Schildkröte im Geisternetz © Jordi Chias / naturepl.com / WWF

Beifang stellt weiterhin eine Bedrohung dar.

„Schätzungen zufolge geraten jedes Jahr mehr als 250.000 Meeresschildkröten in Fischernetze und an Langleinen“, erklärt WWF-Meeresartenschutz-Expertin Heike Zidowitz. Deshalb setzt der WWF in seinen Projektregionen darauf, nachhaltige Fischerei zu fördern und testet verschiedene technische Maßnahmen, um den Beifang zu verringern.

Hinzu kommt die zunehmende Meeresverschmutzung. Besonders tragisch: Im Wasser treibende Plastiktüten halten vor allem Lederschildkröten für ihre Leibspeise: Quallen – mit tödlichen Folgen. Der unverdauliche Kunststoff führt oft zum Ersticken oder zum Verhungern.

So schützt der WWF Meeresschildkröten und ihre Lebensräume

Seit seiner Gründung setzt sich der WWF intensiv für den Schutz der Meeresschildkröten ein. In Zusammenarbeit mit lokalen Partner:innen, Behörden und Fischereien engagiert sich der WWF in vielen Regionen – von Tunesien über Südostasien bis in die Karibik –, um den Rückgang der Populationen zu stoppen.

Eine Fokusregion des WWF ist das Mesoamerikanische Riff. Dort arbeitet der WWF in Belize an der Ausweisung eines neuen Meeresschutzgebiets und der Wiederherstellung von Korallen, Mangroven und Seegraswiesen. Das Mesoamerikanische Riff ist nicht nur das zweitgrößte Riff der Erde, sondern auch die Heimat von drei Arten von Meeresschildkröten: die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) und die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) kommen dort vor.

Im Rahmen der Wiederherstellung der Küstenökosysteme werden beispielsweise vorsichtig Teile gesunder Korallen aus dem Meer entnommen. In Korallengärten wachsen sie zu neuen Korallen heran, die anschließend wieder in ihren natürlichen Lebensraum verpflanzt werden.

Darüber hinaus soll das Management von bestehenden Meeresschutzgebieten verbessert, und so die Lebensräume von Schildkröten noch besser geschützt werden. Hierfür werden: das ökologische Monitoring in den Schutzgebieten ausgeweitet; die für die Überwachung der Schutzgebiete zuständigen Ranger:innen besser ausgebildet und ausgestattet; sowie die lokale Bevölkerung, Fischer:innen und Akteur:innen aus dem Tourismussektor durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit über die Regeln und Bedeutung der Schutzgebiete aufgeklärt.

Damit dieses Projekt in Belize weiterhin erfolgreich umgesetzt werden kann, brauchen wir nun dringend Ihre Unterstützung! Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, den Lebensraum der Schildkröten zu bewahren und wo er verlorengegangen ist, ihn wiederherzustellen. Schon für 40 Euro können wir circa einen Quadratmeter der Korallenriffe in Belize renaturieren.

Helfen Sie mit, Korallenriffe wiederherzustellen – für die Zukunft der Meeresschildkröten!

Weitere Informationen

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    Die Zerstörung von Küstenstreifen, die Verschmutzung der Meere sowie nicht nachhaltige Fischerei bedrohen die Meeresschildkröten. Was wir für ihren Schutz tun können. Das macht der WWF

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    Die Küsten- und Meeresumwelt von Belize gerät zunehmend unter Druck – und mit ihr die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort. Weiterlesen ...