Es ist ein ikonisches Bild: Langbeinige Giraffen, die gemächlich durch die weiten Savannen Ostafrikas ziehen, während sich im Hintergrund der schneebedeckte Kilimandscharo erhebt. Der höchste Berg Afrikas und das höchste Landsäugetier der Welt gehören untrennbar zusammen. Doch für die Giraffen wird es in diesen Landschaften gefährlich. Denn ihr Lebensraum schrumpft.

Lange Zeit nahm die Wissenschaft an, es gebe nur eine einzige Giraffenart mit mehreren Unterarten. Neue genetische Forschungen zeichnen jedoch ein anderes Bild: Es existieren vier eigenständige Arten, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Etwa so, wie sich ein Eisbär von einem Braunbären unterscheidet. Zu den vier Arten gehören die Nordgiraffe, die Netzgiraffe, die Südgiraffe und die Massai-Giraffe.

Letztere ist unter anderem in Kenia beheimatet, wo der WWF im Grenzgebiet zu Tansania mit vielen Partnern und der Bevölkerung an einem ambitionierten Projekt arbeitet: Auf 134.000 Quadratkilometern sollen Ökosysteme, Wildtierschutzgebiete und Nationalparks über Korridore miteinander vernetzt werden. Unganisha nennen wir diese Naturregion.

Lebenswichtige Wanderwege

Vorsichtig wird die Giraffe befreit © KiliCrew
Vorsichtig wird die Giraffe befreit © KiliCrew

Solche Korridore sind für Giraffen überlebenswichtig: Viele von ihnen bewegen sich außerhalb der Schutzgebiete – doch dort drohen ihnen Gefahren. Immer mehr Fläche wird in Weiden und Felder umgewandelt oder für Siedlungen degradiert. Straßen, Zäune und tief hängende Stromleitungen werden den hochgewachsenen Tieren zum Verhängnis. Auch stillgelegte Bergwerke und künstliche Wasserlöcher können zur tödlichen Falle werden. Angelockt vom Wasser geraten Giraffen in Schlammgruben, aus denen sie sich nicht befreien können.

Erste Hilfe und langfristiger Schutz

Schild, wo auf Wanderkorridore in Kenia für Wildtiere hingewiesen wird.
Neuer Wildtierkorridor in Kenia, nicht nur für Giraffen wichtig © WWF Kenia

Um die Tiere zu schützen, bildet der WWF in Kenia und Tansania Ranger:innen aus. Sie lernen, wie sie Giraffen und andere verletzte oder verunglückt Wildtiere versorgen können. Dabei arbeitet der WWF mit lokalen Organisationen wie der von Tierärztinnen und Tierärzten gegründeten „Kilimanjaro Animal Crew“ in Tansania oder „Elephant Aware“ in der Masai Mara zusammen.

So wichtig diese Erste Hilfe ist, für den langfristigen Schutz der Giraffen reicht sie nicht aus. Entscheidend ist die Wiederherstellung und Vernetzung ihrer Lebensräume. Und das gelingt nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Genau hier kommen die Gemeindeschutzgebiete ins Spiel, sogenannte Conservancies. Das sind Schutzgebiete, die von den Gemeinden selbst verwaltet werden.

Korridor zum Kilimandscharo

Giraffen im Amboseli-Kilimandscharo-Nationalpark
Giraffen im Amboseli-Kilimandscharo-Nationalpark © GettyImages

In der Amboseli-Region leben über 2.500 Massai-Giraffen, eine der größten Populationen Afrikas. Durch eine Vereinbarung mit mehr als 4.000 Landeignerinnen und Landeignern sicherte der WWF dort über 13.000 Hektar für den Naturschutz. Das neu ausgewiesene Kitirua-Gemeindeschutzgebiet verbindet den Amboseli-Nationalpark in Kenia mit dem Enduimet-Schutzgebiet in Tansania – ein Korridor, auf dem Giraffen nun bis zu den Wäldern am Fuße des Kilimandscharo wandern können.

Und was hat die Bevölkerung davon? Kitirua ist in verschiedene Zonen unterteilt: eine Kernzone für den Naturschutz, Flächen für nachhaltige Weidewirtschaft und Bereiche für sanften Wildtier-Tourismus – zwei Einkommensquellen, die sowohl der Natur als auch den Menschen zugutekommen.

Giraffen kehren zurück

Giraffen in Afrika
Giraffen in Afrika © Nina Dohm / WWF

Noch vor wenigen Jahren waren große Teile der Gemeindeschutzgebiete in der Amboseli-Region völlig überweidet. Doch diese Flächen sind wichtig, verbinden sie doch als ein Wildtierkorridor die Nationalparks Amboseli und Chyulu Hills. Gemeinsam mit Partnerorganisationen und den Gemeinden vor Ort hat der WWF die degradierten Gebiete restauriert. Überall sprießt inzwischen wieder frisches Grün und die Wildtiere kehren zurück. Mit Unterstützung des WWF bewirtschaften die Gemeinden ihre Flächen nun nachhaltig.

Und die Giraffen? Auch sie sind wieder da und suchen nun sogar die Nähe der Viehherden. Denn die Hirtinnen und Hirten halten Löwen und andere Raubtiere fern – das merken auch die Giraffen! So ist aus einer ausgezehrten Landschaft ein Mosaik aus Weideland und Wildtierlebensraum entstanden, von dem Menschen und Giraffen gleichermaßen profitieren.

Paradies für Giraffen

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für erfolgreichen Natur- und Artenschutz ist das Siana-Gemeindeschutzgebiet nördlich der Masai Mara. Einst übernutztes Weideland ohne Wildtiere, hat es sich in wenigen Jahren zu einem Paradies für Giraffen und andere Wildtiere verwandelt. Hunderte Kilometer Zäune wurden entfernt, wichtige Wanderkorridore wiederhergestellt.

Mittlerweile umfasst das Schutzgebiet 45.000 Hektar wertvolle Lebensräume. Große Herden mit bis zu 100 Giraffen ziehen wieder auf ihren angestammten Routen durch die Landschaft. Ein majestätischer Anblick und ein starkes Zeichen dafür, dass gemeinschaftlicher Naturschutz funktioniert.

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