Doch die Bedrohungen sind vielfältig: Große Wasserkraftanlagen schränken Lebensräume und Fischwanderung ein, ungefilterte Einträge aus der Landwirtschaft und industrielle Abwässer tragen zur stetigen Verschlechterung der Wasserqualität bei. Die stark wachsende Wirtschaft des Landes lässt diesen Abwärtstrend noch schneller voranschreiten. Erinnerungen an Deutschlands verschmutzte Flüsse in Zeiten der Industrialisierung werden wach.
Der Irrawaddy in Myanmar ist die Lebensader des Landes. Er gehört zu den letzten freifließenden Flüssen in Südostasien, und sein Einzugsgebiet ist zentral für die sozio-ökonomische Entwicklung des Landes: Zweidrittel der Bevölkerung sind von ihm abhängig und nutzen den Fluss für Fischerei, Ernährung, Landwirtschaft und als Transportweg. Der Irrawaddy ist aber auch ein wichtiges, artenreiches Ökosystem und Lebensraum nicht nur des Irrawaddy-Delfins, sondern auch von mehr als 70 Fischarten – und weitere unentdeckte Arten werden vermutet.
Getränke- und Nahrungsmittelindustrie größte Verschmutzer

Der WWF setzt sich seit 2014 für den Umwelt- und Naturschutz im Land ein und sieht besonders hohen Handlungsbedarf beim Schutz der Wasserressourcen und Flussökosysteme. Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (EU) hat der WWF ein Projekt ins Leben gerufen, das industrielle Abwässer aus dem Getränke- und Nahrungsmittelsektor reinigen und damit die Wasserqualität des Irrawaddy verbessern soll. Dieser Sektor hat traditionell einen hohen Wasserbrauch und trägt wesentlich zur Belastung des Irrawaddy mit organischen Stoffen bei. 60 Prozent aller Unternehmen des Landes gehören zum Getränke- und Nahrungsmittelsektor, davon sind 89 Prozent kleine und mittlere Unternehmen, die oft nur begrenzte Kapazitäten für die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen haben.
Der WWF arbeitet auch mit dem myanmarischen Wirtschaftsverband MFPEA zusammen, um die Unternehmen durch Schulungen auf Möglichkeiten zur Abwasserreinigung, Wasser- und Energiesparmaßnahmen aufmerksam zu machen. Die Unternehmen werden außerdem individuell zu sauberen, effizienteren Technologien beraten, um die Modernisierung ihrer Anlagen planen zu können.
„Grünes Geld“ für den Schutz des Irrawaddy
Um kleinere und mittlere Unternehmen bei der Finanzierung solcher Projekte zu unterstützen, arbeitet der WWF auch mit der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation zusammen, die die Entwicklung „grüner Kreditlinien“ bei myanmarischen Banken unterstützt. Mit dem Projekt „Tha Bar Wa“ erhalten interessierte Unternehmen leichter Zugang zu Krediten für umweltfreundliche Investitionen. Zudem unterstützen der WWF und seine Partner die zuständigen Ministerien auch bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der rechtlichen Vorgaben für umweltfreundliche Produktion. So werden neben den ökonomischen auch regulative Anreize für besseren Gewässerschutz und sparsameren Wasser- und Energieverbrauch für die Industrie gesetzt.
2018 angelaufen kann das Projekt „Tha Bar Wa“ schon erste Meilensteine vorweisen: Die Projektpartner haben eine Absichtserklärung mit drei Banken zum Aufbau grüner Kreditlinien geschlossen. Mitarbeiter von Unternehmen und Behörden werden zu Abwasserreinigung und Energieeffizienz geschult. Das Projekt macht schon jetzt seinem Namen alle Ehre. „Tha Bar Wa“ bedeutet auf Burmesisch soviel wie „ursprüngliche Natur“.
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Erstmals wieder mehr Mekong-Delfine
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Mekong-Region