Sie sollen im Naturschutzgroßprojekt Krautsand im Landkreis Stade in Niedersachsen gesichert und weiterentwickelt werden. Damit wird das Naturschutzgroßprojekt zu einem „Leuchtturm-Vorhaben“ für den Schutz von tidebeeinflussten Flussmündungen. Das Naturschutzgroßprojekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „chance natur“ – Bundesförderung Naturschutz beziehungsweise in der Umsetzung durch das Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz" gefördert.
Im Süßwasserbereich der Tideelbe, an der Grenze zur Brackwasserzone, liegt die Elbinsel Krautsand, die nach der Sturmflut 1976 eingedeicht wurde. Die besonderen Lebensräume und Arten, die es hier gibt, haben eine nationale und gesamtstaatliche Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt in Deutschland. Der WWF Deutschland will gemeinsam mit der NABU-Stiftung diese Lebensräume an der Tideelbe nachhaltig schützen und neue schaffen.
Laufzeit: Projekt I 2020 - 2023 (Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplans, kurz PEPL):
- Erfolgreich abgeschlossen durch die Inkraftsetzung des PEPL durch die Fördermittelgeber und die Naturschutzbehörde am 24.01.2024.
Projekt II 2024 – 2034 (Umsetzungsphase):
- Der Antrag für die Maßnahmenumsetzung wurde im April 2024 auf Basis des PEPL zur Förderung durch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz eingereicht.
Projektgebiet: 2.805 Hektar, Insel Krautsand, ausgenommen die Ortschaft Krautsand; weitgehend ausgewiesen als Natura2000-Gebiet gemäß der EU-Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie.
Lebensräume: überwiegend Grünland von ehemaligen Prielen und Gräben durchzogen; Nebenarme der Tideelbe, ästuartypische Lebensräume wie vegetationsfreie Wattflächen, Süß- und Brackwasserröhrichte sowie Fragmente von tidebeeinflussten Auwäldern.
Geschütze Arten: Finte; Fluss- und Meerneunaugen, Schlammpeitzger, Rohrdommel, Kiebitz, Uferschnepfe Rotschenkel, Großer Brachvogel, Wasserfledermaus, Sumpfdotterblume, Seefrosch, Grüne Mosaikjungfer (44 Arten Rote Liste bundesweit; 75 Arten Rote Liste Niedersachen, 30 Arten europaweit geschützt.)
Die Tideelbe ist das größte Ästuar in Deutschland – also eine von Ebbe und Flut beeinflusste Flussmündung – und auch eines der größten Ästuare Europas. Sie steht weitgehend unter europäischem Naturschutz.
Das Artenparadies Krautsand
Krautsand ist geprägt von ausgedehnten Marschengrünländereien, ein „Land-Wasser-Mosaik“ aus Weiden und Wiesen, Prielen, Gräben und Ufersäumen. Diese haben nationale und internationale Bedeutung als Brut- und Rastgebiet für Vögel. Zehntausende Gänse, Brachvögel, Goldregenpfeifer und andere Zugvögel rasten und überwintern hier im Herbst, Winter und Frühjahr.
Die ehemalige Insel wird durchzogen von Wasserläufen und ist eingerahmt von der Wischhafener Süderelbe und dem Ruthenstrom, zwei Nebenarmen der Tideelbe. Ihre Süßwasser-Watten mit Prielen und Flachwasserzonen, Süßwasser-Tideröhrichte und Tide-Auwälder sind heute selten geworden.
Und der Schierlings-Wasserfenchel, ein Doldenblütler, gedeiht nirgends sonst auf der Welt als im Süßwasserbereich des Elbästuars.
- Ästuarschutz an Elbe und Ems
- Lebensraum Elbeästuar
- Tier- und Pflanzenarten im Elbeästuar
Bedrohte Vielfalt
Die seltenen an die Tideelbe angepassten Arten sind keineswegs in Sicherheit. Denn die Nutzung des Ästuars durch den Menschen hat ihren Lebensraum massiv verändert und tut es noch. Durch Eindeichungen gingen 90 Prozent der Überflutungsflächen verloren. Die Nutzung des Marschengrünlands wurde intensiviert. Elbnebenarme sowie Zuflüsse wurden abgetrennt und die Fahrrinne wird für die Schifffahrt gerade zum neunten Mal vertieft. Dies verändert die Strömungsverhältnisse, die Wasserstände und den Wasserhaushalt. Starker Wellenschlag schädigt die Watt-, Röhricht- und Auwaldflächen am Hauptstrom. Flachwassergebiete und Nebenelben wie die Wischhafener Süderelbe verschlicken. Und der Süßwasserbereich versalzt immer mehr. Viele ästuartypische Tiere und Pflanzen sowie spezialisierte Brutvogelarten sind bereits stark gefährdet.
Der WWF will gemeinsam mit der NABU Stifung Nationales Naturerbe den Ästuar-Lebensraum renaturieren und ein Naturparadies Krautsand schaffen.
Projektträger und Fördermittelgeber
Projektträger sind die Umweltstiftung WWF (Projektmanagement) und die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe (Flächenkauf). Das Naturschutzgroßprojekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „chance natur“ – Bundesförderung Natur schutz – gefördert. Mit diesem Programm leistet die Bundesregierung einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt und des nationalen Naturerbes in Deutschland. Es fördert herausragende großflächige Gebiete, denen aus nationaler Sicht eine besondere Bedeutung für den Naturschutz zukommt.
Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz (75 Prozent) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMUV), durch das Niedersächsische Umweltministerium (12,5 Prozent) sowie durch den WWF und die NABU-Stiftung (12,5 Prozent). Die Bewilligungsbehörde ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz.
- Tideelbe – Fluss trifft Meer
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