Fast jede:r hat eine Vorstellung von Elchen, kennt sie aus Naturfilmen, Wildparkbesuchen oder aus Büchern. Doch nur wenige wissen, dass die größten Hirsche der Erde noch im Mittelalter auch bei uns weit verbreitet waren. Durch Bejagung und Lebensraumverlust wurde der Elch bei uns ausgerottet. Dank strenger Schutzvorschriften und Jagdverbote kehrt der Elche nun vor allem aus Polen und Tschechien nach Deutschland zurück.

Elche – einst weit verbreitet

Verschneiter Wald © Ola Jennersten
Verschneiter Wald © Ola Jennersten

Elche sind die größten und schwersten Hirsche der Welt. Die imposanten Tiere brauchen Wälder und Feuchtgebiete als Lebensraum. Besonders wichtig für Elche: kühle Temperaturen! Elche sind eine holarktische Art, das heißt, sie waren ursprünglich auf der gesamten Nordhalbkugel (Amerika, Asien und Europa) beheimatet.

Elche überstehen kalte Temperaturen von bis zu minus 50 Grad, auf zu hohe Temperaturen ab 14 Grad reagieren sie mit Stress. Sie suchen dann Abkühlung im Wasser, im Wind oder im Schatten und verlagern ihre Aktivitäten eher in die Abend- und Nachtstunden. Deshalb bewohnen sie Wälder und Feuchtgebiete der gemäßigten Breiten, Tundra und Steppen.

Warum die Tiere verschwanden

Elch © Sarah Pietrkiewicz
Elch © Sarah Pietrkiewicz

Elche besiedelten zu Beginn unserer Zeitrechnung das gesamte Gebiet der heutigen Bundesrepublik. Paläontologische Funde von Elchen reichen bis ins Frühmittelalter. In Thüringen und nordöstlich der Elbe überlebten einige Tiere bis ins späte Mittelalter, in Sachsen vermutlich bis 1746. Mit der Ausdehnung des Kulturraumes und der damit verbundenen Entwaldung sowie dem Rückgang der Sumpfgebiete gingen die Elchbestände zurück. Auch die intensive Bejagung spielte bei der Ausrottung in Mitteleuropa eine wichtige Rolle.

Mitte des 19. Jahrhunderts galt Ostpreußen (heute auf dem Staatsgebiet von Polen, Russland und Litauen) als die westliche Verbreitungsgrenze des Elches. Durch die Bejagung gingen die Bestände jedoch zurück und der Elch wurde immer weiter nach Osten verdrängt. Auch in den russischen Revieren wurden Elche seltener und in Polen schrumpften die Bestände auf ein Minimum.

Der massive Rückgang der Elchbestände veranlasste Russland im Jahr 1919 dazu, die Tiere unter Schutz zu stellen und ihre Bejagung zu verbieten. Seitdem haben sich die Bestände eindrucksvoll erholt und nach Westen ausgebreitet. Auch in Polen wurde die Jagd auf Elche verboten und die Bestände konnten sich auch dort gut erholen. Zudem wandern dort ständig weitere Tiere aus den nordöstlichen und östlichen Nachbarländern ein.

Wo gibt es heute noch Elche?

Kartenausschnitt des Verbreitungsgebiets der Elche in Europa © WWF
Kartenausschnitt des Verbreitungsgebiets der Elche in Europa © WWF

Das heutige Verbreitungsgebiet der Elche in Nordamerika erstreckt sich von Alaska und Kanada über die Rocky Mountains und die nördlichen Großen Seen bis in die Neuenglandstaaten der USA. In Europa findet man Elche heute in Skandinavien, im Baltikum, in Polen, Weißrussland, in der nördlichen Ukraine und in Russland.

Die südwestlichste Elchpopulation lebt vor allem in Tschechien, einzelne Tiere wandern immer wieder nach Nordösterreich und in den Bayerischen Wald ein. Seit fast zehn Jahren beobachten Expertinnen und Experten jedoch einen deutlichen Rückgang der Elchsichtungen, was auf einen Einbruch der Population schließen lässt. Gründe dafür sind vor allem vom Menschen verursachte Faktoren wie Verkehrsunfälle und Wilderei.

In Asien, Richtung Osten und bis zum Pazifik, sind Elche hauptsächlich in Russland zu finden. Kleinere Populationen gibt es in Nordkasachstan, Nordchina und möglicherweise in der Mongolei. Im Kaukasus waren Elche im 19. Jahrhundert ausgestorben, besiedeln die Region jedoch langsam wieder.

Elche in Polen und Deutschland

Elchsichtungen sind in Deutschland eine Seltenheit. © Michael Gandl
Elchsichtungen sind in Deutschland eine Seltenheit. © Michael Gandl

Weil sich die Elchpopulation in Polen so gut erholt hat, breiten sich die Tiere immer weiter nach Westen und damit nach Deutschland aus. Allerdings haben sich die ursprünglichen Lebensräume der Elche seit ihrem Verschwinden durch den Siedlungs- und Straßenbau sowie die intensive Land- und Forstwirtschaft stark verändert. Dass die Tiere dennoch zurückkehren, zeigt ihre hohe Anpassungsfähigkeit. Sichtungen in dicht besiedelten Gebieten sind nun auch in Deutschland keine Seltenheit mehr – so filmte beispielsweise eine Autofahrerin im August 2023 einen Elch auf einem Feld nahe Leipzig, wenige Wochen zuvor war die Elchkuh auch in der Dübener Heide gesichtet worden. Deutschland stellt derzeit die westlichste Verbreitungsgrenze des Elches dar und trägt daher eine besondere Verantwortung für die Art.

Elch Bert und seine Kühe

Elch „Bert“ ist in doppelter Hinsicht ein ungewöhnliches Tier. Nicht nur ist er der erste – und bisher einzige – Elch, der sich in Deutschland wieder dauerhaft angesiedelt hat. Er fühlte sich auch über einen längeren Zeitraum inmitten einer Kuhherde wohl. Das ist für einen Elch sehr ungewöhnlich. Bert wurde Anfang 2018 erstmals in Brandenburg gesichtet und mit einem GPS-Sender versehen.

Seitdem können Behörden und Wissenschaftler:innen seine Wanderungen durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt live verfolgen. Seit dem Frühjahr 2019 scheint er im Naturpark Nuthe-Nieplitz eine Heimat gefunden zu haben und besucht regelmäßig „seine“ Kuhherde. Bert wurde von der dortigen Bevölkerung und den Behörden freundlich aufgenommen. Im Sommer 2020 wurden sogar mehrere Elch-Warnschilder aufgestellt, um Verkehrsteilnehmer:innen vor einer möglichen Begegnung mit dem Elch zu warnen.

Wo gibt es Elche in Polen?

Die meisten Elche leben im Nordosten und Osten Polens. Die Woiwodschaften Ermland-Masuren, Podlachien, Masowien und Lublin beherbergen den größten Teil der polnischen Elchbestände. Kleinere Populationen gibt es jedoch fast im gesamten polnischen Staatsgebiet. Auch in allen an Deutschland angrenzenden Woiwodschaften haben sich wieder Elchpopulationen angesiedelt, wenn auch in stark schwankender Größe.

Wo gibt es Elche in Deutschland?

Elche, die in Deutschland immer öfter gesichtet werden, sind in der Regel wandernde Elche, die sich noch nicht niedergelassen haben. Die in Bayern gesichteten Elche stammen vermutlich aus der Population in der Nähe des Moldaustausees in Tschechien. Die Elche, die zunehmend in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen beobachtet werden, stammen wahrscheinlich zum größten Teil aus den angrenzenden Gebieten in Westpolen. Die in Südbrandenburg gesichteten Elche sind möglicherweise über die Lausitz aus der tschechischen Elchpopulation eingewandert.

Einzelne Elche wandern aber auch Hunderte von Kilometern in weiter westlich gelegene Bundesländer, wie der Elch „Knutschi“, der 2008/09 mehrere hundert Kilometer durch Thüringen bis nach Nordhessen zog. Wildtierbiolog:innen schätzen, dass jährlich etwa zehn bis 15 Elche durch die Wälder Nordostdeutschlands ziehen. Die meisten kehren nach kurzer Zeit wieder in ihr Ursprungsland zurück. Wie viele Elche tatsächlich in Deutschland bleiben, ist bisher nicht bekannt.
 

So können Sie helfen

Weitere Informationen und Downloads

  • Elche sind nicht permanent Einzelgänger und können auch als lose Gemeinschaft zusammenkommen. © Moritz Klose/ WWF LosBonasus – Crossing! - Die Rückkehr von Wisent und Elch

    Der WWF unterstützt die natürliche Rückkehr der Elche und Wisente in ihren ursprünglichen Lebensraum. Die Wiederansiedelung muss jedoch im Einklang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik geschehen, denn nur dann kann Deutschland wieder dauerhafte Heimat der beiden großen Pflanzenfresser werden. Weiterlesen...

  • Elch © Demodern Den Elch in Augmented Reality erleben

    Wer einen Elch in Ruhe und hautnah entdecken möchte, kann ihn sich hier per Klick auf einem mobilen Endgerät in die eigene Umgebung holen. Zur Augmented Reality

  • Luchse suchen sich nach einem Jahr ein eigenes Revier © Robert Günther / WWF WWF Akademie: Kurs zu „Wildtiere in Deutschland“

    Andreas Hoppe führt gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Naturschützer:innen durch diesen Kurs. Zum Kurs

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