Der kleine Bruder des Wolfes, der Goldschakal, ist inzwischen auch bei uns ansässig. Die Klimakrise und auch die Abwesenheit des Wolfes kommen ihm zugute.

Goldschakal-Welpen, aufgenommen von einer Kamerafalle in Deutschland © Felix Böcker, Hannah Weber / Forest Research Institute Baden Württemberg / CC BY 4.0 httpscreativecommons.orglicensesby4.0
Goldschakal-Welpen, aufgenommen von einer Kamerafalle in Deutschland.

Den ersten Beweis für Goldschakale (Canis aureus) in Deutschland gab es vor fast 30 Jahren in der Niederlausitz. Seitdem zeigt sich der Goldschakal immer wieder auf Aufnahmen von Fotofallen – oder die Tiere werden Opfer des Straßenverkehrs.

Goldschakale ziehen nicht mehr nur vereinzelt durch unser Land. Zahlreiche Fundorte belegen ihre Präsenz: 2012 im Bayerischen Wald, 2019 in Thüringen, 2024 mehrfach in Schleswig-Holstein.

Inzwischen vermehren sich die Goldschakale auch bei uns, wie es etwa nun schon mehrfach in Baden-Württemberg nachgewiesen wurde.

Auch wenn es längst nicht allen bewusst ist: Der Goldschakal ist inzwischen auch bei uns ansässig.

Ein Goldschakal auf Sylt

Im Mai 2025 taucht ein Goldschakal auf Sylt auf und reißt innerhalb weniger Tage Dutzende Lämmer – Berichte sprechen von etwa 76 bis über 90 Tieren.

Eine genetische Analyse bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen Goldschakal handelt – ein erstmals so extrem auffälliger Fall in Deutschland. Anfang Juni erteilt das Landesamt für Umwelt in Schleswig-Holstein eine befristete Ausnahmegenehmigung, um das streng geschützte Tier abschießen zu dürfen. Es gibt wegen der offensichtlichen Fehlprägung dieses Tieres Unterstützung von Umweltverbänden, teils aber auch Kritik.

Am 11. Juni 2025 erlässt das Verwaltungsgericht Schleswig einen sogenannten Hängebeschluss – der Abschuss darf bis zur Entscheidung im Eilverfahren nicht erfolgen. Der Goldschakal ist somit weiterhin lebendig, da die Jagd ausgesetzt ist. Das Verwaltungsgericht prüft im Eilverfahren, ob die Ausnahmegenehmigung rechtlich zulässig bleibt – das Ergebnis wird in den kommenden Wochen erwartet.

Was Goldschakale von Wölfen unterscheidet

Der Goldschakal ist neben dem Wolf der zweite Vertreter der Gattung Canis in Europa. Auf den ersten Blick könnte man sie auch verwechseln. Der Goldschakal sieht mit seinem gelblich-grauen und dunkel gescheckten Fell sowie seiner auffällig weißen Zeichnung am Hals dem Wolf durchaus ähnlich. Goldschakale sind aber deutlich kleiner, etwas größer als ein Fuchs.

Die Goldschakale in Deutschland sind Boten einer enormen Expansion. Ihre ursprüngliche Heimat reicht von Indien bis in die Türkei. Vom Balkan aus weitet er sein Siedlungsgebiet nun bis nach Mitteleuropa aus. Auf natürliche Weise. In allen Ländern sind sie stets von allein eingewandert – und nicht angesiedelt worden.

Wo Goldschakale einwandern

Fachleute rätseln, wie sich ein mittelgroßes Raubtier wie der Schakal in Europa fast unbemerkt ausbreiten konnte. Möglicherweise hat es mit seinem großen Verwandten zu tun: dem Wolf.

Wo Wölfe fehlen, wandern Schakale ein. Goldschakale meiden Regionen, in denen der stärkere Wolf lebt. Fraglos hat die jahrzehnte‑, oft jahrhundertelange Abwesenheit des Wolfes den Schakalen dabei geholfen, ihre Lebensräume zu vergrößern.

Zugute kommen den Goldschakalen aber auch die wärmeren Temperaturen durch die Klimakrise. Sie können sich an verschiedene Klimazonen anpassen, in den Alpen sind sie aber nicht zu finden. Studien zeigen, dass die Schneebedeckungsdauer hier eine Rolle spielt.

Goldschakale bevorzugen lichte Wälder, Feuchtgebiete und Gestrüpp. Sie können sich auch in dichten Mischwäldern ansiedeln – solange Nahrung und Deckung vorhanden sind.

Was Schakale fressen

Goldschakale, aufgenommen von einer Kamerafalle in Deutschland © Felix Böcker, Hannah Weber / Forest Research Institute Baden Württemberg / CC BY 4.0 httpscreativecommons.orglicensesby4.0
Goldschakale, aufgenommen von einer Kamerafalle in Deutschland.

Für den Menschen sind Schakale ungefährlich. Sie sind anpassungsfähige Opportunisten, ihr Tisch ist reich gedeckt: Sie fressen Frösche, Eidechsen, kleine Säugetiere wie etwa Mäuse, bodenbrütende Vögel, Aas und auch Insekten. Auch Pflanzen stehen saisonabhängig auf dem Speiseplan. In manchen Gegenden zeigten Untersuchungen von Mageninhalten gar bis zu 90 Prozent vegetarische Kost.

Größere Beutetiere werden meist zusammen mit dem Partner oder im Rudel gejagt.

In seltenen Ausnahmen trauen Goldschakale sich auch an Schafe heran. In diesen Fall können die Schafhalter:innen – wie auch bei einem Wolfsriss – Entschädigung beantragen.

Was die Einwanderung der Schakale bedeutet

Die ökologischen Folgen der Expansion der Schakale sind noch schwer zu beurteilen. Verschieben sie lokal die Räuber-Beute-Verhältnisse? Schlüsse über den Einfluss der Goldschakale auf heimische Tierarten können wir nicht ziehen. Wo er sich bisher angesiedelt hat, nimmt der Goldschakal eine ähnliche ökologische Rolle ein wie der Fuchs.

Rotfuchs und Goldschakal stehen damit aber nicht automatisch in direkter Konkurrenz. In einigen Regionen ließ sich ein leichter Rückgang der Fuchspopulation feststellen, im Kernverbreitungsgebiet Bulgarien ist das aber nicht der Fall.

Noch kann niemand sagen, wo sich der Goldschakal bei uns dauerhaft ansiedelt und wie viele Rudel sich bilden werden. Viel spricht nicht gegen die weitere Ausbreitung der Goldschakale – außer der Präsenz des Wolfs.

Helfen Sie den Wölfen

Weitere Informationen und Downloads

  • Wolf © Demodern Den Wolf in Augmented Reality erleben

    Wer einen Wolf in Ruhe und hautnah entdecken möchte, kann ihn sich hier per Klick auf einem mobilen Endgerät in die eigene Umgebung holen. Zur Augmented Reality

  • Luchse suchen sich nach einem Jahr ein eigenes Revier © Robert Günther / WWF WWF Akademie: Kurs zu „Wildtiere in Deutschland“

    Andreas Hoppe führt gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Naturschützer:innen durch diesen Kurs. Zum Kurs

Melden Sie sich jetzt zum Newsletter an!

Sie wollen zum Thema "Bedrohte Tierarten" gern auf dem Laufenden bleiben und über Projektfortschritte und Erfolge informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren regelmäßigen Newsletter!

Der aktivierte Wert ist ungültig. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe.
Die Anfrage darf nicht maschinell verarbeitet werden.

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um den Service zu laden!

Wir verwenden einen Service eines Drittanbieters. Bitte lesen Sie die Details durch und stimmen Sie der Nutzung des Service zu, um diese anzeigen zu lassen.

powered by Usercentrics Consent Management Platform