Anhaltende Dürren, verheerende Buschbrände, Krankheiten und vor allem der Verlust des Lebensraums haben an der australischen Ostküste zu einem starken Rückgang der Koala-Population geführt.

In den Bundesstaaten New South Wales und Queensland sowie im Australian Capital Territory mit der Hauptstadt Canberra wurde der Gefährdungsstatus der Beuteltiere von der Regierung offiziell von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ erhöht. Bereits in den nächsten 30 Jahren könnten die Koalas in Ostaustralien in freier Wildbahn ausgestorben sein.

Eine Studie des WWF Australien (11/2020) hat ergeben, dass durch die Buschbrände 2019/20 schätzungsweise mehr als 60.000 Koalas getötet oder verletzt wurden oder anderweitig betroffen waren, indem sie beispielsweise von den Feuern aus ihrem Lebensraum vertrieben wurden. Darüber hinaus sind alleine in New South Wales über fünf Millionen Hektar Fläche verbrannt. Dies ist ein verheerender Schlag für eine ikonische Art, die sich schon vorher im Niedergang befand. Die Buschfeuer beschleunigten das Aussterben der Koalas in Ostaustralien nur noch weiter.

Zum Schutz der Tiere will die Regierung in den nächsten Jahren 50 Millionen Australische Dollar (31 Millionen Euro) aufwenden.

Die Ziele des WWF Australien

Aus der Asche der verheerenden Buschbrände hat der WWF Australien eine mutige Vision für die Regeneration Australiens entwickelt. Teil dieser Vision ist das „Koalas Forever“-Programm. Ziel des Programms ist es, die Koalazahlen entlang der australischen Ostküste bis 2050 zu verdoppeln.

Um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, wird vor allem neuer Lebensraum benötigt. Aus diesem Grund startete der WWF Australien eine weitere Kampagne: „Towards two billion trees“  (auf Deutsch in etwa: "Auf dem Weg zu zwei Milliarden Bäumen"). So sollen beispielsweise im Richmond Valley 200.000 Bäume gepflanzt werden, um einen neuen Korridor für die Koalas zu schaffen. Außerdem verpflichtet sich der WWF Australien im nächsten Jahrzehnt zwei Milliarden Bäume zu retten und zu pflanzen.

Weitere Ziele dieser Kampagne sind:

  • die übermäßige Baumrodung zu stoppen,
  • bestehende Busch- und Waldgebiete zu schonen
  • und den Lebensraum für wildlebende Tiere durch das Pflanzen neuer Bäume wiederherzustellen

Wie wurde den von Flammen und Hunger bedrohten Tieren geholfen?

Um hungernde Säugetiere in besonders betroffenen Gebieten mit Nahrung zu versorgen, wurden per Hubschrauber hunderttausende Möhren und Süßkartoffeln über den Nationalparks abgeworfen. Zahllose verletzte Wildtiere wurden von Wildtierzentren aufgepäppelt und wieder ausgewildert. "Aber das war erst der Anfang", verspricht Dermot O'Gorman, Geschäftsführer des WWF Australien. "Denn die Verwüstung ist beispiellos und die vor uns liegende Aufgabe immens."

Ein mobiles Wildtier-Krankenhaus auf Rädern

Mobiles Wildtier-Krankenhaus © WWF Australien
Mobiles Wildtier-Krankenhaus © WWF Australien

Bereits vor zwei Jahren hatte das Team vom „Byron Bay Wildlife Hospital“ in Australien die Idee, ein mobiles Krankenhaus zu entwickeln. Als es 2019/20 zu den verheerenden Buschfeuern kam, war klar, dass das „Mobile Wildlife Hospital“ dringender denn je benötigt wird. Dank Spendengeldern des WWF Australien von über 150.000 Euro konnte das Projekt nun fertiggestellt werden.  

Ende November 2020 wurde der riesige LKW in Byron Bay vorgestellt. „Die Feuerkrise hat uns gezeigt, wie dringend wir schnell und vor Ort Tiernothilfe leisten müssen. Vor allem im Osten Australiens, wo die Koalas besonders bedroht sind und gleichzeitig die Chancen auf erfolgreiche Behandlungen am größten sind“, erklärt Darren Grover vom WWF Australien.  

Gerade jetzt, wo der australische Sommer und damit die Feuer-Saison wieder beginnt, ist das Team des größten mobilen Tierkrankenhauses des Kontinents überglücklich, dass seine Arbeit endlich losgehen kann.  

Das fahrende Krankenhaus ist mit zahlreichen medizinischen Geräten zur Durchführung von Röntgen, Ultraschall, Endoskopie, Anästhesie und vielem mehr ausgestattet. Das Gefährt ist komplett autark. Der Strom stammt aus Solarzellen, kommuniziert wird per Satellit, es gibt einen Wassertank und ein Abfallsystem.  

Die Spenden für das mobile Krankenhaus stammen aus dem „Koalas Forever Program”, mit dem der WWF Australien die Anzahl der Koalas in Ost-Australien bis 2050 verdoppeln will, so Darren Grover. 

Gemeinsam für Waldschutz und energiepolitischen Wandel

Auch wenn australische Eukalyptuswälder Buschbrände überleben können, wird es Jahrzehnte dauern, bis sich die Wälder erholt haben und Tier- und Pflanzenarten hier wieder Nahrung und Lebensraum finden. Einige Wälder werden wohl nie wieder ihren früheren Zustand erreichen. Dabei war Australien schon vor der Brandkatastrophe 2019/20 ein Abholzungs-Hotspot, vergleichbar mit dem Amazonas.

Der WWF Australien kämpft dafür, dass die Abholzung der verbliebenen Wälder gestoppt wird und sich die bereits gerodeten Wälder regenerieren können. Mit dem WWF-Aktionsplan "Towards Two Billion Trees" könnte Australien in Zukunft sogar eine weltweit führende Rolle bei der Wiederaufforstung von Wäldern und Waldflächen einnehmen.

Wiederaufforstung mit der Hilfe von Drohnen

Pflanzen werden per Drohne gesät © WWF Australien / Paul Fahy
Pflanzen werden per Drohne gesät © WWF Australien / Paul Fahy

Um die massiven Folgen der Feuerkatastrophe von 2019/20 zu bewältigen und eine Regeneration der Biodiversität zu gewährleisten, setzt der WWF Australien im Rahmen seines „Regenerate Australia”-Programmes erstmals Drohnen ein. Gemeinsam mit der Firma „Airseed Technologies” wird dieses Vorhaben umgesetzt.  

Das Ziel von „Airseed Technologies” sind 100 Millionen gepflanzte Bäume bis 2024. Dafür werden Drohnen mit bis zu 25 Kilogramm Samen beladen. Die Samen selbst stecken in speziellen Hülsen, die einerseits Tiere davon abhalten sollen, die Samen zu fressen, andererseits liefern sie wichtige Nährstoffe für die Pflanzen mit, so dass diese schneller anwachsen. 

Dann geht es für die Drohnen ab in die Luft und die verschiedensten Pflanzenarten werden gesät.  

Für herkömmliche Methoden zur Aussaat benötigt man viele menschliche Helfer – und kann vielleicht 800 Setzlinge pro Tag in die Erde bringen. Jede Drohne hingegen kann täglich bis zu 40.000 Samen aussähen. Ein Drohnenpilot kann gleichzeitig fünf Drohnen steuern. 

In Hülsen präparierte Samen © WWF Australien / Paul Fahy
In Hülsen präparierte Samen © WWF Australien / Paul Fahy

Doch die Arbeit mit den Drohnen ist nicht alles. Das Team von „Airseed Technologies” rund um Andrew Walker geht in vier Schritten vor: Zunächst wird geguckt, welche Arten von Pflanzen an welchen Stellen ins Ökosystem eingeführt werden sollen. Dann werden die speziellen Hülsen für die Samen präpariert. Erst dann werden die Drohnen eingesetzt und sähen die Samen aus. Der vierte Schritt ist der aufwändigste: die Überwachung und der aktive Schutz der ausgesäten Pflanzen.   

Bisher wurden schon 100.000 Bäume gepflanzt, um die Heimat der Koalas wieder bewohnbar zu machen. Doch nicht nur dieses kurzfristige Ziel motiviert das Team von Andrew Walker: „Wir wollen den Klimawandel mildern und den Verlust der Biodiversität in Australien bekämpfen”, betont er.

Langfristig wird es weiterer innovativer Lösungen bedürfen, um den Klimawandel einzudämmen, Tier- und Pflanzenarten bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung zu unterstützen und ihre Lebensräume zu schützen. 

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